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Der Hundertjaehrige Krieg

Der Hundertjaehrige Krieg

Titel: Der Hundertjaehrige Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Ehlers
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gekämpft, weil entlassene englische und burgundische Soldverbände ihren eigenen Krieg weiterführten. Diese
écorcheurs
(Schinder) waren ebenso gefährlich wie seinerzeit die
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und wüteten seit 1437 im Süden und in der Mitte Frankreichs. Auch Burgund fand keinen Frieden. 1436 landete Herzog Humphrey vonGloucester in Calais, das Philipp der Gute bisher nicht hatte erobern können, und trug den Krieg in die burgundischen Niederlande, während John Talbot Graf von Shrewsbury mit einer weiteren Armee Heinrichs VI. am Unterlauf der Seine operierte und bis in die Umgebung von Paris vordringen konnte. Das war gefährlich, weil Hof und Beraterkreis Karls VII. sich gerade in diesen Monaten neu formierten und die Handlungsfähigkeit des Königs deshalb vorübergehend eingeschränkt war.
    Der Frieden von Arras hatte den Druck Burgunds von der königlichen Partei genommen und die damit erzwungene Bindung gelockert. Der Herzog von Alençon wollte sich nun wieder seinen eigenen Territorien widmen und verließ den Hof, an dem Karl von Bourbon den Einfluß der Anjou zu mindern suchte, während das Haus Orléans kritisierte, daß man in Arras den Mord an Johann Ohnefurcht mit großem Aufwand öffentlich bereut und vergeben hatte, das Attentat auf Ludwig von Orléans hingegen unerwähnt geblieben war. Richemont seinerseits rekrutierte aus den Diensten der Anjou und Herzog Johanns VI. von Bretagne neue Berater, die künftig an den Entscheidungen des Königs mitwirkten. Die wichtigste Position am Hof erlangte Karl von Anjou, der zusammen mit seiner Schwester, der Königin Maria, und seiner Mutter Yolande von Aragón Kontinuität in das politische Handeln Karls VII. brachte.
    Im Sommer 1437 zog der König von Frankreich an der Spitze einer größeren Armee vom Languedoc aus nach Paris, wurde von der Bürgerschaft feierlich empfangen und verkündete als Zeichen des aus seiner Sicht definitiv beendeten Bürgerkrieges eine allgemeine Amnestie seiner Gegner. Der künftigen Friedensordnung dienten Verwaltungsreformen, die aus dem burgundisch besetzten Pariser Parlement und dem königlichen Gerichtshof in Poitiers ein neues Parlement schufen, dem 18 Pariser Räte und 26 aus Poitiers angehörten. Entsprechend wurden vier Räte aus Paris und 20 aus Bourges in den neuen zentralen Rechnungshof
(Chambre des Comptes)
berufen und auch andere hohe Amtsträger aus anglo-burgundischen Diensten übernommen. Staatsdienst und politischer Nepotismus wurden unterscheidbar, politische Klugheit überbrückte alte Feindschaften.Auf diese Weise gelang es allmählich, die capetingische Verwaltungsstruktur wiederherzustellen, aber die im Laufe des Krieges eingetretene anarchische Unordnung regionaler und lokaler Kompetenzen samt der damit verbundenen Rechtsunsicherheit herrschte noch lange.
    Enttäuschte Hoffnungen jener, die den König in der Zeit seiner Schwäche unterstützt hatten, verschärften die Spannung. Johann von Alençons Besitzungen in der Normandie waren durch den Krieg verwüstet und ihm teilweise entfremdet worden, ohne daß er nach 1435 entschädigt worden wäre; der Herzog von Bourbon hatte Karl VII. gegen Philipp den Guten unterstützt, aber kaum noch Einfluß im Rat des Königs; die Häuser Orléans und Anjou beklagten mangelnde Kompensation ihrer hohen Lösegeldverpflichtungen aus englischen und burgundischen Gefangenschaften. Weil Karls Reformen die Kronverwaltung zum Nachteil der Adelsrechte stärkte und die Große Ordonnanz vom 2. November 1439 mit Zustimmung der Stände den Adel militärisch entmachtete, indem sie allein dem König den Unterhalt einer stehenden Truppe zubilligte, formierte sich unter Führung der Herzöge von Bourbon, Bretagne, Anjou und Alençon eine zum Sturz des Königs entschlossene Opposition, an der sich sogar der Thronfolger beteiligte, der spätere König Ludwig XI. Dieser Aufstand,
Praguerie
genannt nach den Wirren der Hussitenkriege in Böhmen, scheiterte vorerst am Bürgertum, das keinen neuen Krieg wollte und den Gegnern des Königs die Städte als feste Plätze und Wirtschaftszentren verschloß. Eine königliche Armee zerstreute die Adelskoalition im Laufe des Sommers 1440, aber schon zwei Jahre später konstituierte sie sich neu und konnte nur durch großzügige Zahlungen an ihre einzelnen Mitglieder beruhigt werden.
    Gleichzeitig hatte Karl den Krieg gegen die Engländer fortgesetzt, deren Staatsfinanzen durch enorme Belastungen aus der Doppelmonarchie und die königliche Mißwirtschaft

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