Der Hundertjaehrige Krieg
Landes Gehör. Im Sommer 1345 fiel auch Gent, die stärkste politische Stütze Eduards III., nach einem Handwerkeraufstand von ihm ab.
3. Gescheiterter Blitzkrieg
(1346–1360)
Angesichts der zunehmend kritischer werdenden Lage in Flandern und von den Erfolgen in der Bretagne ermutigt entschied sich Eduard III. im Frühjahr 1346 für den Versuch, den Krieg durch eine siegreiche Entscheidungsschlacht zu beenden, die mit dem schnellen Feldzug einer großen Armee erzwungen werden sollte. Der König war selbst ein ausgewiesener Truppenführer, genoß in England große Autorität und hatte bei der Auswahl seines Stabes politischer und militärischer Helfer viel Menschenkenntnis gezeigt. Im Februar hielt er in Westminster einen Hoftag, auf dem die vornehmsten geistlichen und weltlichen Würdenträger des Landes über das bevorstehende Unternehmen berieten.
Die Kampagne sollte nur mit englischen Kräften geführt werden, weil auf Verbündete nach aller bisherigen Erfahrung kein Verlaß war. Dafür mußten freilich so viele Truppen ausgehoben werden wie bisher noch niemals für einen Feldzug auf dem Kontinent. Neben dem Lehnsaufgebot der schweren ritterlichen Reiterei unterhielt Eduard III. eine Armee auf Zeit, die durch schriftliche Verträge mit Truppenführern über Dauer des Dienstes, Höhe des Soldes für angeworbene Leute, Verfahren bei der Teilung von Beute und Lösegeld zusammengebracht worden war, bezahlt aus Steuern und Erträgen des Krongutes. Außerdem brauchte man im Jahre 1346 Schiffsraum, mit dem 7000 bis 10.000 Mann gleichzeitig transportiert werden konnten; ein ganz England erfassendes und am Ende perfekt funktionierendes logistisches System diente dem Sammeln von Lebensmitteln, Waffen und Gerät als Nachschub für mehrere Wochen. Abgaben der englischen Kirche und Kredite sowohl von italienischen Banken als auch von Londoner Kaufmannskonsortien sollten die Kosten decken. Das hohe Risiko solcher Spekulationen aufKriegsgewinn zeigt der Zusammenbruch der Florentiner Bardi-Bank, die von Eduard III. keine ausreichenden Sicherheiten erhalten hatte und noch im Laufe des Jahres 1346 zahlungsunfähig wurde.
Lange blieb unklar, wo die Invasionsarmee an Land gehen sollte, für die in der Bucht von Portsmouth 750 requirierte Handelsschiffe bereitlagen. Die zerklüftete Felsenküste der Bretagne war ungeeignet, so daß im April und Mai die Guyenne als Angriffsziel erwogen wurde. Dort erwartete auch der Hof Philipps VI. die Landung und hatte seine Truppen entsprechend gruppiert, doch gegen Ende Juni entschied der englische König, auf dem kürzesten Seeweg von Portsmouth die Ostspitze der Halbinsel Cotentin anzusteuern. Gottfried von Harcourt, ein normannischer Adliger, hatte Eduard III. seine Dienste als ortskundiger Führer angeboten, auf die ganz unzureichende Verteidigungsbereitschaft des Landes hingewiesen und von einer Adelsopposition gesprochen, die mit den Invasoren zusammenarbeiten werde.
Am 11. Juli 1346 verließ die Flotte ihren Hafen, und um die Mittagszeit des nächsten Tages ging Eduard III. bei St-Vaast-la-Hougue an Land, wo sich kaum Gegenwehr regte. Noch auf dem Strand schlug der König mehrere junge Leute zu Rittern, darunter seinen sechzehnjährigen Sohn Eduard, den man später wegen der Farbe seiner Rüstung «Schwarzer Prinz» nennen sollte. Nach fünf Tagen waren alle Männer und Pferde, die Waffen und der gesamte Nachschub von den Schiffen gebracht. Die Hälfte dieser Armee bestand aus walisischen Langbogenschützen, Pionieren und Maurern für den Belagerungskrieg, Schmieden, Schreinern, Zeltmachern, Verwaltungskräften und anderem Dienstpersonal.
In Eilmärschen rückten die Engländer über Valognes, Carentan, Saint-Lô, Caen, Lisieux und Louviers auf die Seine vor, die am 16. August bei Poissy nordwestlich von Paris erreicht und überschritten wurde. Bisher hatte es wenig Widerstand gegeben, und selbst jetzt, als der Feind vor der Hauptstadt stand, wagte der immer vorsichtig agierende Philipp VI. keinen Angriff. Erst auf Drängen seiner Umgebung setzte er mit etwa 12.000 schwerenReitern, 6000 Genueser Söldnern und einem großen, aber nicht näher bezifferbaren Kontingent von Fußtruppen der inzwischen gen Norden abgeschwenkten englischen Armee nach. Als Eduard III. seine Leute über die Somme geführt hatte und feststellte, daß er die Verfolger nicht würde abschütteln können, wählte er 17 km nördlich von Abbeville einen günstigen, leicht erhöhten Platz am Wald von
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