Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören
bricht einen Zweig von einem Baum ab und zeichnet ein paar Striche in den Schnee. Joona beugt sich über die Schneekarte, zeigt und fragt nach. Er zieht einen kleinen Notizblock aus der Jackentasche und zeichnet die Karte ab. Simone flüstert »Danke«, als sie zum Auto zurückkehren. Der kleine Mann dreht sich um, zeigt in den Wald hinein und entfernt sich auf einem schmalen Pfad zwischen den Bäumen.
Sie gehen mit schnellen Schritten zum Auto zurück, dessen Türen offen gestanden haben, sodass die Sitze jetzt so kalt sind, dass sie am Rücken und an den Oberschenkeln brennen.
Joona gibt Erik den Zettel, auf dem er die Anweisungen des alten Mannes kopiert hat.
»Er sprach einen seltsamen samischen Dialekt, ich habe nicht alles verstanden. Er redete vom Land der Familie Kroik.«
»Aber er kannte Jussi?«
»Ja, wenn ich es richtig verstanden habe, besitzt Jussi ein zweites Haus, eine Jagdhütte, die noch tiefer im Wald liegt. Links soll ein See auftauchen. Wir können bis zu einer Stelle fahren, an der man zur Erinnerung an das alte Sommerlager der Samen drei große Findlinge aufgestellt hat. Ab da ist die Straße nicht mehr geräumt, und wir müssen in nördliche Richtung durch den Schnee gehen, bis wir einen alten Wohnwagen sehen.«
Joona wirft Erik und Simone einen ironischen Blick zu und ergänzt:
»Der Alte meinte, wenn wir im Eis des Waldsees einbrechen, sind wir zu weit gegangen.«
Vierzig Minuten später halten sie bei den drei Steinen, die von der Gemeinde Dorotea als Denkmal errichtet worden sind. Die Scheinwerfer machen alles grau und werfen Schatten. Die Steine tauchen für ein paar Sekunden auf und verschwinden anschließend wieder in der Dunkelheit.
Joona parkt den Wagen am Waldsaum und sagt, dass er ihn eigentlich mit ein paar Zweigen tarnen müsste, sie dafür aber keine Zeit haben. Er wirft einen kurzen Blick in den Sternenhimmel und geht schnell los. Die anderen folgen ihm. Der Harsch liegt wie eine schwere, starre Scheibe auf dem hohen, porösen Schnee. Sie bewegen sich möglichst leise. Die Anweisungen des alten Mannes stimmen: Nach einem halben Kilometer erblicken sie einen schneebedeckten, verrosteten Wohnwagen. Sie weichen vom Waldweg ab und sehen, dass auf dem neuen Pfad Menschen gegangen sind. Unter ihnen liegt ein Haus im Schnee. Aus dem Schornstein steigt Rauch auf. In dem Licht, das durch die Fensterscheiben ins Freie fällt, sehen die Wände minzgrün aus.
Das ist Jussis Haus, denkt Erik. Das ist das verwunschene Schloss.
Auf dem weitläufigen Hof erkennt man große dunkle Konturen. Der verschneite Fahrzeugpark formt ein eigentümliches Labyrinth.
Knirschend bewegen sie sich langsam auf das Haus zu. Sie gehen in den engen Gängen zwischen aufgebockten und schneebedeckten Autowracks, Linienbussen, Mähdreschern, Pflügen und Scootern hindurch.
Sie sehen eine Gestalt, die sich im Haus am Fenster vorbeibewegt, irgendetwas geschieht dort, die Bewegungen sind schnell. Erik kann nicht länger warten, er läuft auf das Haus zu, die Konsequenzen sind ihm egal, er muss jetzt endlich Benjamin finden, koste es, was es wolle. Simone folgt ihm keuchend. Sie nähern sich auf dem Harsch und bleiben vor der Kante zu einem freigeschaufelten Weg stehen. Am Haus lehnen eine Schaufel und ein Schlitten aus Aluminium. Man hört einen erstickten Schrei und rasches Poltern. Jemand schaut aus dem Fenster. Am Waldrand wird ein Zweig abgebrochen. Die Tür zum Holzschuppen schlägt. Simone atmet schnell. Sie nähern sich dem Haus. Die Person am Fenster ist verschwunden. Der Wind streicht durch die Baumwipfel. Dünner Schnee wirbelt über dem Harsch. Plötzlich schlägt jemand die Tür auf, und sie werden von einem Lichtstrahl geblendet. Jemand leuchtet sie mit einer starken Taschenlampe an. Sie blinzeln und halten die Hände schützend vor ihre Augen, um etwas sehen zu können.
»Benjamin?«, ruft Erik fragend.
Als der Lichtkegel gesenkt wird, sieht er, dass Lydia vor ihnen steht. Sie hält eine große Schere in der Hand. Das Licht der Taschenlampe fällt jetzt auf eine Gestalt im Schnee. Es ist Jussi. Sein Gesicht ist erfroren, blaugrau, die Augen sind geschlossen, in seiner Brust steckt eine Axt, und er ist von gefrorenem Blut bedeckt. Simone steht schweigend neben Erik, und er hört an ihren kurzen, erschreckten Atemzügen, dass auch sie die Leiche gesehen hat. Im selben Augenblick erkennt er, dass Joona nicht mehr bei ihnen ist. Er muss einen anderen Weg genommen haben, denkt Erik. Wenn es mir
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