Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören

Titel: Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
Vom Netzwerk:
seine EC -Karte zurück, leiht sich einen riesigen Stift von der gläsernen Theke, unterschreibt die Quittung und verlässt das Café.
    Schneeregen fällt sehr schnell vom Himmel, als er mit seinem warmen Brotpaket in der einen Hand und der Sporttasche mit dem Hallenbandyschläger in der anderen die Bergsgatan hinaufeilt.
    Heute spielen wir gegen die Fahndung – und werden verdammt alt aussehen, denkt Joona. Wir werden eine herbe Niederlage einstecken müssen, genau wie sie es uns angedroht haben.
    Die Hallenbandymannschaft der Landeskriminalpolizei verliert gegen die Schutzpolizei, die Verkehrspolizei, die Wasserschutzpolizei, die nationale Eingreiftruppe, das Einsatzkommando und den Staatsschutz. Aber diese Spiele bieten den Beamten einen guten Vorwand, sich hinterher in einer Kneipe zu treffen und den Ärger herunterzuspülen.
    Die Jungs aus dem Labor sind die Einzigen, die wir besiegt haben, denkt Joona.
    Als Joona an der Längsseite des Polizeipräsidiums und am Haupteingang vorbeigeht, ahnt er noch nicht, dass er an diesem Dienstag weder Bandy spielen noch in die Kneipe gehen wird. Er sieht, dass jemand ein Hakenkreuz auf den Wegweiser zum Verhandlungssaal des Amtsgerichts gemalt hat. Mit großen Schritten geht er zum Untersuchungsgefängnis Kronoberg hinauf und sieht, wie sich das große Tor lautlos hinter einem Wagen schließt. Auf der großen Fensterscheibe des Wachhäuschens schmelzen Schneeflocken. Joona geht am Polizeischwimmbad vorbei und überquert den Rasen, um zur Kopfseite des riesigen Gebäudekomplexes zu gelangen. Die Fassade ähnelt dunklem Kupfer. Poliert, aber unter Wasser, denkt er. In dem langgezogenen Fahrradständer neben dem Saal für Haftprüfungsverhandlungen stehen keine Räder, an den beiden Fahnenstangen hängen die Flaggen nass herab. Joona eilt im Laufschritt zwischen zwei Metallkästen hindurch und unter das hohe Milchglasdach, stampft den Schnee von den Schuhen und betritt anschließend das Foyer des Landespolizeiamts.
    Für die Polizei ist in Schweden eigentlich das Justizministerium verantwortlich, aber das Ministerium ist nicht befugt festzulegen, wie die Gesetze in der Praxis angewendet werden sollen. Zentrale Verwaltungsbehörde ist das Landespolizeiamt, zu dem auch die Landeskriminalpolizei, der Staatsschutz, die Polizeihochschule und das Staatliche Kriminaltechnische Labor SKL in Linköping gehören.
    Die Landeskriminalpolizei ist Schwedens einzige zentrale operative Polizei. Ihre Aufgabe besteht darin, schwere Kriminalität auf nationaler und internationaler Ebene zu bekämpfen. Hier ist Joona Linna seit neun Jahren als Kriminalkommissar tätig.
    Joona geht seinen Flur hinab, zieht am Schwarzen Brett die Mütze aus, überfliegt die Zettel über Yoga, einen zum Verkauf angebotenen Wohnwagen, Informationen der Gewerkschaft und geänderte Trainingszeiten des Schützenvereins.
    Der Fußboden, der zuletzt am vorigen Freitag gewischt wurde, ist bereits sehr schmutzig. Die Tür zu Benny Rubin steht einen Spaltbreit offen. Der sechzigjährige Mann mit dem grauen Schnäuzer und dem faltigen, sonnenverbrannten Teint hat einige Jahre zur Olof-Palme-Ermittlungsgruppe gehört, arbeitet mittlerweile jedoch an der Umorganisation der Einsatzzentrale und dem Übergang zum neuen Funksystem Rachel. Er sitzt mit einer Zigarette hinter dem Ohr vor seinem Computer und tippt beängstigend langsam.
    »Ich habe Augen im Hinterkopf«, sagt er plötzlich.
    »Das erklärt vielleicht, warum du so schlecht tippst«, bemerkt Joona scherzhaft.
    Er sieht, dass Bennys neuestes Fundstück ein Werbeplakat der Fluggesellschaft SAS ist: Eine junge, ansprechend exotisch aussehende Frau in einem winzigen Bikini trinkt mit einem Strohhalm ein Fruchtgetränk. Das Verbot von Kalendern mit Pin-up-Girls hatte Benny seinerzeit dermaßen provoziert, dass die meisten dachten, er würde kündigen. Stattdessen hat er sich seit vielen Jahren einem stummen und sturen Protest verschrieben. Am Ersten jedes Monats wechselt er die Wanddekoration. Kein Mensch hat gesagt, dass Reklame für Fluggesellschaften, Bilder von Eisprinzessinnen mit weit gespreizten Beinen, Yogainstruktionen oder Dessouswerbung von Hennes & Mauritz verboten sind. Joona erinnert sich an eine Abbildung der Sprinterin Gail Devers in eng sitzenden Shorts und eine gewagte Lithographie des Künstlers Egon Schiele, die eine rothaarige Frau mit gespreizten Beinen in einem weiten, langen Schlüpfer zeigte.
    Joona bleibt stehen, um seine Assistentin und Kollegin

Weitere Kostenlose Bücher