Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören
dunkle Wolke vom Hals bis zur Brust aus.
Erik fällt auf, dass das Gesicht des Jungen trotz der Verletzungen schön ist. Daniella berichtet ruhig, wie sich die Werte des Jungen verändert haben, als ein Klopfen sie plötzlich verstummen lässt. Es ist wieder der blonde Mann. Er winkt ihnen durch die Fensterscheibe in der Tür zu.
Erik und Daniella sehen sich an und verlassen das Untersuchungszimmer. Der blonde Mann steht erneut neben dem zischenden Kaffeeautomaten.
»Ein großer Cappuccino«, sagt er an Erik gewandt. »Den können Sie gebrauchen, bevor Sie dem Polizisten begegnen, der den Jungen gefunden hat.«
Erst jetzt begreift Erik, dass der blonde Mann jener Kriminalkommissar sein muss, der ihn vor weniger als einer Stunde geweckt hat. Am Telefon hatte Erik den finnischen Akzent nicht so deutlich wahrgenommen, aber vielleicht war er auch nur zu müde gewesen, um ihn zu registrieren.
»Warum sollte ich den Polizisten treffen wollen, der den Jungen gefunden hat?«, fragt Erik.
»Um zu verstehen, warum ich ihn vernehmen …«
Als Daniellas Handy klingelt, verstummt Joona Linna. Er zieht es aus seiner Jacketttasche, ignoriert ihre ausgestreckte Hand und blickt rasch auf das Display.
»Das dürfte für mich sein«, erklärt er und meldet sich. »Ja … Nein, ich will ihn hier haben. Okay, aber das ist mir scheißegal.«
Der Kommissar lächelt, als er den Einwänden seines Kollegen am anderen Ende lauscht.
»Aber mir ist da was aufgefallen«, antwortet Joona.
Der andere schreit etwas.
»Ich mache das auf meine Art«, sagt Joona mit ruhiger Stimme und beendet das Gespräch.
Er gibt Daniella das Telefon zurück und bedankt sich wortlos.
»Ich muss den Patienten vernehmen«, erklärt er ernst.
»Tut mir leid«, erwidert Erik. »Ich bin der gleichen Meinung wie Doktor Richards.«
»Wann werde ich mit ihm sprechen können?«, fragt Joona.
»Solange er sich in diesem Schockzustand befindet, jedenfalls nicht.«
»Ich wusste, dass Sie das sagen würden«, entgegnet Joona leise.
»Sein Zustand ist immer noch sehr kritisch«, erläutert Daniella. »Das Lungenfell ist ebenso verletzt wie Dünndarm und Leber und …«
Ein Mann in einer besudelten Polizeiuniform kommt herein. Seine Augen flackern unruhig. Joona winkt, geht zu ihm und gibt ihm die Hand. Er sagt etwas mit gedämpfter Stimme, und der Beamte streicht sich über den Mund und sieht die Ärzte an. Der Kriminalkommissar wiederholt an den Polizisten gewandt, dass alles in Ordnung sei, sie müssten nur die Umstände der Tat erfahren, weil dies eine große Hilfe für sie sein könne.
»Ja, also«, sagt der Polizist und räuspert sich schwach. »Wir bekommen über Funk Meldung, dass ein Raumpfleger in der Toilette am Sportplatz in Tumba eine männliche Leiche gefunden hat. Und wir sind mit unserem Wagen sowieso schon auf dem Huddingevägen und brauchen also bloß noch in den Dalavägen abzubiegen und zum See hoch zu fahren. Mein Kollege, Janne, geht rein, während ich draußen bleibe und mit dem Raumpfleger spreche. Erst haben wir gedacht, es ginge um eine Überdosis, aber mir ist schnell klar geworden, dass etwas anderes los sein muss. Janne kommt aus dem Umkleideraum, ist ganz weiß im Gesicht und will mich irgendwie nicht durchlassen. Da ist nur scheißviel Blut, sagt er dreimal, und dann lässt er sich einfach auf die Treppe fallen und …«
Der Polizist verstummt, setzt sich auf einen Stuhl und starrt mit halb offenem Mund vor sich hin.
»Könntest du bitte weitermachen?«, sagt Joona.
»Ja also … der Krankenwagen kommt, der Tote wird identifiziert, und ich bekomme den Auftrag, mit den Angehörigen zu sprechen. Wir haben nicht genug Leute vor Ort, also muss ich alleine hinfahren. Denn meine Chefin sagt, dass sie Janne in dem Zustand nicht gehen lassen will, und das kann man ja auch verstehen.«
Erik sieht auf die Uhr.
»Sie haben die Zeit, sich das anzuhören«, sagt Joona mit seinem ruhigen finnischen Klang in der Stimme.
»Der Verstorbene«, fährt der Beamte mit gesenktem Blick fort, »ist Lehrer am Gymnasium von Tumba und wohnt in der Reihenhaussiedlung oben auf der Anhöhe. Es macht keiner auf. Ich klingele ein paarmal. Also, ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, warum ich um die Häuserzeile herumgegangen bin und auf der Rückseite mit der Taschenlampe ins Haus hineingeleuchtet habe.«
Der Polizist verstummt, sein Mund zittert, und er kratzt mit einem Fingernagel über die Armlehne des Stuhls.
»Sprich weiter«, bittet
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