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Der Idiot

Der Idiot

Titel: Der Idiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor Michailowitsch Dostojewski
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nämlich Gawrila
Ardalionowitsch Iwolgin, den sie ja ebenfalls kenne und bei sich
empfange, sie schon seit langem mit aller Kraft der Leidenschaft liebe
und gewiß sein halbes Leben für die bloße Hoffnung, ihre Neigung zu
erwerben, hingeben würde. Dieses Geständnis habe ihm, dem Redenden,
Gawrila Ardalionowitsch selbst gemacht, und zwar schon vor längerer
Zeit, aus Freundschaft und im Drang seines reinen, jugendlichen
Herzens; auch Iwan Fjodorowitsch, der ein Gönner des jungen Mannes sei,
wisse darum schon lange. Ja, auch ihr selbst sei, wenn er, Afanasi
Iwanowitsch, nicht irre, die Liebe des jungen Mannes schon längst
bekannt, und es scheine ihm sogar, daß sie diese Liebe wohlwollend
ansehe. Selbstverständlich sei es ihm ganz besonders peinlich, von
alledem zu reden. Aber wenn sie seiner Versicherung Glauben schenken
wolle, daß in seinem Herzen neben dem egoistischen Wunsch, sein eigenes
Glück zu zimmern, auch der Wunsch für ihr Wohlergehen lebendig sei,
dann werde sie begreifen, daß er schon lange mit Befremden und mit
schmerzlicher Empfindung ihre Vereinsamung gesehen habe; sie bewege
sich da in einem undefinierbaren Dunkel und wolle nicht an eine
mögliche Erneuerung ihres Lebens glauben, das doch in der Liebe und im
Familienglück eine Auferstehung erfahren und auf diese Weise ein neues
Ziel gewinnen könne. So, wie sie jetzt lebe, werde sie ihre vielleicht
glänzenden Fähigkeiten zugrunde richten; sie liebäugle aus freien
Stücken mit ihrem Gram und gebe sich einer romanhaften Überspannung
hin, die weder ihres klaren Verstandes noch ihres edlen Herzens würdig
sei. Er wiederholte noch einmal, niemand könne es peinlicher sein,
davon zu reden, als ihm, und schloß, er könne
nicht die Hoffnung aufgeben, daß Nastasja Filippowna ihm nicht mit
Verachtung antworten werde, wenn er ihr seinen aufrichtigen Wunsch
ausspreche, ihr Geschick für die Zukunft sicherzustellen, und ihr eine
Summe von fünfundsiebzigtausend Rubeln anbiete. Er fügte zur Erklärung
hinzu, die Summe sei ihr unter allen Umständen bereits in seinem
Testament zugedacht; kurz, es handle sich hier ganz und gar nicht um
irgendwelche Entschädigung. Warum wolle sie schließlich nicht glauben,
daß er den vom menschlichen Standpunkt verständlichen Wunsch habe,
wenigstens irgendwie sein Gewissen zu erleichtern, usw., usw. Und so
brachte er alles vor, was eben in ähnlichen Fällen über dieses Thema
gesagt zu werden pflegt. Afanasi Iwanowitsch sprach lange und mit
Aufgebot seiner ganzen Redekunst; dabei ließ er noch so en passant die
interessante Bemerkung einfließen, daß er von diesen
fünfundsiebzigtausend Rubeln jetzt zum erstenmal habe ein Wort
fallenlassen, und daß selbst der hier danebensitzende Iwan
Fjodorowitsch bisher nicht davon gewußt habe; kurz, daß niemand etwas davon wisse.
    Nastasja Filippownas Antwort setzte die beiden Freunde in Erstaunen.
    Da war nicht die geringste Spur von ihrer früheren Spottlust,
Feindseligkeit und haßerfüllten Gesinnung, keine Spur von jenem
früheren Lachen, von dem immer noch bei der bloßen Erinnerung dem armen
Tozki ein kalter Schauer über den Rücken lief. Nein, ganz im Gegenteil:
sie schien sich sogar darüber zu freuen, daß sie endlich mit jemand
offenherzig und freundschaftlich reden könne. Sie gestand, daß sie
selbst schon lange gewünscht habe, um einen freundschaftlichen Rat zu
bitten; nur ihr Stolz habe sie davon zurückgehalten; aber jetzt, wo das
Eis gebrochen sei, könne ihr nichts erwünschter sein. Anfangs mit einem
traurigen Lächeln, dann aber mit heiterem, munterem Lachen gestand sie,
daß von ihrem früheren stürmischen Wesen jedenfalls nichts mehr übrig
geblieben sei; schon längst habe sie ihre Ansichten über die Dinge
teilweise geändert, und obwohl sie im Herzen dieselbe geblieben sei, so
müsse sie doch sehr vieles als vollendete Tatsache anerkennen; was
geschehen sei, sei geschehen; was vergangen sei, sei vergangen; daher
erscheine es ihr sogar seltsam, daß Afanasi Iwanowitsch immer noch
ängstlich sei. Dann wandte sie sich an Iwan Fjodorowitsch und erklärte
ihm mit einer Miene, die die größte Hochachtung zum Ausdruck brachte,
sie habe schon längst sehr viel von seinen Töchtern gehört und sei
schon lange gewohnt, sie aufrichtig hochzuschätzen. Schon der bloße
Gedanke, daß sie imstande sei, ihnen irgendwie zu nützen, mache sie
glücklich und stolz. Es sei richtig, daß sie sich jetzt sehr bedrückt
und einsam fühle, sehr einsam; Afanasi

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