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Der Idiot

Titel: Der Idiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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deine Bildung tun und wenigstens Solowjows russische Geschichte lesen; du weißt ja rein gar nichts!‹) ›Das ist recht von dir‹, sagte sie; ›lies das nur weiter! Ich werde dir selbst ein Verzeichnis der Bücher aufstellen, die du in erster Linie lesen mußt; ist es dir recht?‹ Niemals, niemals vorher hatte sie so zu mir gesprochen, so daß ich ganz erstaunt war; zum erstenmal konnte ich wieder frei aufatmen.«
    »Ich freue mich darüber sehr, Parfen«, erwiderte der Fürst mit warmem Gefühl; »sehr freue ich mich. Wer weiß, vielleicht bringt euch Gott doch noch in Übereinstimmung.«
    »Das wird nie geschehen!« rief Rogoschin heftig.
    »Höre, Parfen, wenn du sie so liebst, möchtest du dann nicht ihre Achtung verdienen? Und wenn du das möchtest, hoffst du dann nicht, daß es dir gelingen wird? Ich habe vorhin gesagt, daß es mir ein wunderbares Rätsel ist, warum sie dich heiraten will. Aber wiewohl ich dieses Rätsel nicht lösen kann, so zweifle ich doch nicht daran, daß jedenfalls ein zureichender, vernünftiger Grund vorhanden sein muß. Von deiner Liebe ist sie überzeugt; aber wahrscheinlich ist sie auch davon überzeugt, daß du mancherlei gute Eigenschaften besitzt. Es kann ja nicht anders sein! Das, was du soeben gesagt hast, dient zur Bestätigung. Du sagst selbst, daß sie es möglich gefunden hat, mit dir in einem ganz andern Ton zu sprechen, als der, in dem sie früher mit dir verkehrt und geredet hat. Du bist mißtrauisch und eifersüchtig; daher übertreibst du alles, was du Schlechtes bemerkst. Sie denkt doch offenbar nicht so schlecht von dir, wie du annimmst. Sonst liefe ja, wenn sie dich heiratete, dies auf dasselbe hinaus, wie wenn sie mit Bewußtsein ins Wasser ginge oder sich dem Messer darböte. Ist denn das möglich? Wer tut denn das mit Bewußtsein?«
    Mit bitterem Lächeln hörte Parfen die warmen Worte des Fürsten an. Seine Überzeugung schien bereits unerschütterlich festzustehen.
    »Mit was für schrecklichen Augen du mich jetzt ansiehst, Parfen!« rief der Fürst unwillkürlich erschrocken.
    »Ins Wasser gehen oder sich dem Messer darbieten!« sagte dieser endlich. »Hehe! Eben deshalb heiratet sie mich ja, weil sie als meine Frau bestimmt auf das Messer rechnet! Hast du denn wirklich bisher noch nicht begriffen, Fürst, was hier vorliegt?«
    »Ich verstehe dich nicht.«
    »Nun, vielleicht verstehst du es wirklich nicht, hehe! Man sagt ja von dir, du wärest nicht so ganz ... hm. Sie liebt einen andern; begreife das doch! Gerade so, wie ich sie jetzt liebe, geradeso liebt sie jetzt einen andern. Und dieser andere, weißt du, wer das ist? Das bist du! Na, das hast du nicht gewußt, nicht wahr?«
    »Ich?«
    »Ja, du. Sie hat sich gleich damals, an ihrem Geburtstag, in dich verliebt. Aber sie denkt, sie könne dich nicht heiraten, weil sie dir Schande machen und dir dein ganzes Leben verderben würde. ›Man weiß ja‹, sagt sie, ›was ich für eine bin.‹ Und bei dieser Auffassung ist sie bis auf diesen Augenblick verblieben. Das hat sie mir alles ganz offen ins Gesicht gesagt. Sie fürchtet, dich zu entehren und ins Verderben zu bringen; aber bei mir kommt so etwas natürlich nicht in Betracht; mich kann sie heiraten. Da sieht man, wie sie mich achtet; das ist auch bemerkenswert!«
    »Aber wie geht es zu, daß sie von dir zu mir geflüchtet ist, und ... von mir ...«
    »Und von dir zu mir? Hehe! Was hat sie nicht alles für Einfälle! Sie ist jetzt ganz wie im Fieber. Sie schreit mir zu: ›Ich heirate dich, gerade wie wenn ich ins Wasser gehe. Nur recht schnell Hochzeit!‹ Sie treibt selbst zur Eile, bestimmt den Tag, und wenn die Zeit heranrückt, erschrickt sie, oder es kommen ihr andere Gedanken; Gott weiß, wie's zusammenhängt; aber du hast es ja selbst gesehen: sie weint und lacht und wird wie vom Fieber geschüttelt. Und was ist dabei Wunderbares, daß sie auch von dir weggelaufen ist? Sie ist damals von dir weggelaufen, weil es ihr selbst zum Bewußtsein kam, wie stark sie dich liebt. Bei dir zu bleiben, das ging über ihre Kraft. Du hast vorhin gesagt, ich hätte sie damals in Moskau wieder ausfindig gemacht; das ist nicht richtig; sie kam aus eigenem Antrieb von dir zu mir gelaufen: ›Bestimme einen Tag‹, sagte sie; ›ich bin bereit! Laß Champagner bringen! Wir wollen zu den Zigeunerinnen fahren!‹ schrie sie ... Und wenn ich nicht gewesen wäre, so hätte sie sich schon längst ins Wasser gestürzt; das kann ich bestimmt sagen. Sie stürzt sich nur

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