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Der Idiot

Titel: Der Idiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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es einfach nicht‹, sagte ich; ›ich denke jetzt an andere Dinge.‹ – ›Woran denkst du denn jetzt?‹ – ›Wenn du von deinem Platz aufstehst und an mir vorbeigehst, dann blicke ich nach dir hin und folge dir mit den Augen; und wenn dein Kleid raschelt, dann steht mir das Herz still; und wenn du aus dem Zimmer gehst, dann rufe ich mir jedes Wort, das du gesagt hast, ins Gedächtnis zurück, und mit welchem Ton du es gesagt hast, und welchen Sinn es hatte; und diese ganze Nacht über habe ich an nichts gedacht; ich habe immer nur danach hingehorcht, wie du im Schlaf atmetest, und wie du dich ein paarmal bewegtest ...‹ – ›Da denkst du wohl‹, sagte sie lachend, ›am Ende gar auch nicht mehr daran, daß du mich geschlagen hast, und hast es ganz vergessen?‹ – ›Vielleicht denke ich nicht mehr daran‹, sagte ich; ›ich weiß es nicht.‹ – ›Aber wenn ich dir nun nicht verzeihe und dich nicht heirate?‹ – ›Ich habe schon gesagt, daß ich mich dann ertränke.‹ – ›Vielleicht tötest du mich noch vorher ...‹ Als sie das gesagt hatte, versank sie in Nachdenken. Dann wurde sie zornig und ging hinaus. Eine Stunde darauf kam sie mit ganz finsterer Miene wieder zu mir herein. ›Ich werde dich heiraten, Parfen Semjonowitsch‹, sagte sie, ›nicht weil ich vor dir Angst hätte, sondern weil es ganz gleich ist, wie ich zugrunde gehe. Da ist eine Art nicht besser als die andere. Setz dich hin‹, sagte sie; ›es wird sogleich das Mittagessen für dich aufgetragen werden. Und wenn ich dich heirate‹, fügte sie hinzu, ›so werde ich dir eine treue Frau sein; daran zweifle nicht; darüber brauchst du dich nicht zu beunruhigen.‹ Dann schwieg sie ein Weilchen und sagte darauf: ›Du bist doch kein Lakai; ich hatte früher gemeint, du wärest ein richtiger Lakai, wie er leibt und lebt.‹ Und da setzte sie auch die Hochzeit an; aber eine Woche darauf lief sie mir davon und flüchtete sich zu Lebedjew. Als ich herkam, sagte sie zu mir: ›Ich will dich nicht gänzlich abweisen; ich will nur noch warten, solange es mir belieben wird; denn ich bin immer noch meine eigene Herrin. Warte auch du, wenn du willst!‹ So steht es jetzt bei uns ... Wie denkst du über das alles, Ljow Nikolajewitsch?«
    »Wie denkst du selbst darüber?« fragte der Fürst zurück und blickte Rogoschin traurig an.
    »Aber denke ich denn überhaupt?« rief dieser heftig und unwillkürlich.
    Er wollte noch etwas hinzufügen, unterdrückte es aber und schwieg in grenzenlosem Kummer.
    Der Fürst erhob sich und wollte wieder fortgehen.
    »Ich werde dir trotzdem nicht hinderlich sein«, sagte er leise, beinah melancholisch, wie wenn er auf einen heimlichen Gedanken antwortete, der ihm innerlich gekommen wäre.
    »Weißt du, was ich dir sagen werde?« rief Rogoschin; er wurde auf einmal lebhaft, und seine Augen funkelten.
    »Wie du so vor mir zurücktreten kannst, dafür habe ich kein Verständnis! Liebst du sie denn gar nicht mehr? Früher schmachtetest du doch nach ihr; das habe ich recht wohl gesehen. Und warum wärst du denn jetzt Hals über Kopf hierher gereist? Aus Mitleid?« Sein Gesicht verzerrte sich zu einem boshaften Lächeln. »Hehe!«
    »Du meinst, daß ich dich betrüge?« fragte der Fürst.
    »Nein, ich glaube dir; aber ich verstehe nichts davon. Das Wahrscheinlichste ist wohl, daß dein Mitleid am Ende noch größer ist als meine Liebe!«
    Ein böser Gedanke, der danach drängte, sich sofort zu äußern, flammte auf seinem Gesicht auf.
    »Nun, deine Liebe ist vom Haß schwer zu unterscheiden«, versetzte der Fürst lächelnd. »Wenn sie aber vergeht, wird das Unglück vielleicht noch schlimmer sein. Ich kann dir schon jetzt sagen, Bruder Parfen ...«
    »Daß ich sie umbringen werde?«
    Der Fürst zuckte zusammen.
    »Daß du sie grimmig hassen wirst für diese deine jetzige Liebe und für all die Qual, die du jetzt ausstehst. Für mich ist das Allerwunderbarste, wie es zugeht, daß sie wieder bereit ist, dich zu heiraten. Als ich es gestern hörte, wollte ich es kaum glauben, und es wurde mir ganz schwer ums Herz. Sie hat sich ja schon zweimal von dir losgemacht und ist unmittelbar vor der Trauung davongelaufen; also hat sie doch ein Gefühl dafür, was ihr bevorsteht ...! Was in aller Welt reizt sie jetzt an dir? Etwa dein Geld? Das ist Unsinn. Und du hast ja auch wohl von deinem Geld schon ein gut Teil vergeudet. Oder möchte sie überhaupt nur einen Mann bekommen? Aber einen Mann könnte sie doch auch, von mir

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