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Der Idiot

Titel: Der Idiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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Jetzt will ich nichts mehr; ich will nichts mehr wollen; ich habe mir das Wort darauf gegeben, nichts mehr zu wollen; mögen Sie jetzt ohne mich die Wahrheit suchen! Ja, die Natur ist spottlustig! Warum«, fuhr er, plötzlich lebhafter werdend, fort, »warum schafft sie die besten Wesen, um sich dann über sie lustig zu machen? Sie hat den Menschen das einzige Wesen gezeigt, das auf der Erde als vollkommen anerkannt wurde, und hat gerade dieses Wesen dazu prädestiniert, Lehren zu verkünden, infolge deren so viel Blut vergossen worden ist, daß, wenn es alles auf einmal vergossen worden wäre, die Menschen darin hätten ertrinken können! Oh, es ist gut, daß ich sterbe! Ich hätte auch vielleicht irgendeine furchtbare Lüge gesagt; die Natur würde es schon so eingerichtet haben ...! Ich habe niemand verdorben ... Ich wollte leben, um das Glück aller Menschen zu fördern, um die Wahrheit zu entdecken und zu verkünden ... Ich blickte durch das Fenster nach der Meyerschen Mauer und dachte, ich brauchte nur eine Viertelstunde zu reden, dann würde ich alle, alle überzeugen; und nun bin ich einmal im Leben mit Menschen zusammengekommen, wenn auch nicht mit vielen Menschen, so doch mit Ihnen, und was ist nun das Resultat? Nichts! Das Resultat ist, daß Sie mich verachten! Also bin ich ein Dummkopf; also tauge ich nichts; also ist es Zeit, daß ich gehe! Und ich habe es nicht verstanden, irgendwelche Erinnerung an mich zurückzulassen! Kein Laut, keine Spur, keine Tat bleibt von mir zurück; keine einzige Überzeugung habe ich verbreitet ...! Lachen Sie nicht über den Toren! Vergessen Sie mich! Vergessen Sie alles ... vergessen Sie, bitte; seien Sie nicht so grausam! Wissen Sie, wenn sich diese Schwindsucht nicht eingestellt hätte, hätte ich mir selbst das Leben genommen ...«
    Er schien noch vieles sagen zu wollen; aber er sprach nicht zu Ende, warf sich in den Lehnstuhl, bedeckte das Gesicht mit den Händen und weinte wie ein kleines Kind.
    »Na, nun sagen Sie bloß, was soll man nun mit ihm anfangen?« rief Lisaweta Prokofjewna, stürzte auf ihn zu, faßte seinen Kopf und drückte ihn fest, ganz fest gegen ihre Brust. Er schluchzte krampfhaft. »Nun, nun, nun! Nun, weine nur nicht; nun, laß nur gut sein; du bist ein guter Junge; Gott wird dir wegen deiner Unwissenheit verzeihen; nun, hör nur auf; zeige dich mannhaft ...! Sonst mußt du dich ja auch schämen!«
    »Ich habe da bei uns zu Hause«, redete Ippolit weiter, indem er mit Anstrengung den Kopf ein wenig in die Höhe hob, »ich habe einen Bruder und zwei Schwestern, kleine, arme, unschuldige Kinder ...
Sie
wird sie verderben! Sie sind eine Heilige; Sie sind selbst ein Kind; retten Sie sie! Entreißen Sie sie dieser ... sie ist ... es ist eine Schande ... Oh, helfen Sie ihnen, helfen Sie ihnen; Gott wird es Ihnen hundertfach vergelten. Helfen Sie um Gottes willen, um Christi willen ...!«
    »Nun sagen Sie doch endlich, Iwan Fjodorowitsch, was jetzt geschehen soll!« rief Lisaweta Prokofjewna in gereiztem Ton. »Tun Sie mir den Gefallen und brechen Sie Ihr majestätisches Schweigen! Wenn Sie keine Entscheidung treffen, so mögen Sie wissen, daß ich selbst hierbleiben und hier übernachten werde; Sie haben mich genug mit Ihrer Herrschsucht tyrannisiert!«
    Solche lebhaften, zornigen Fragen waren bei Lisaweta Prokofjewna nichts Seltenes; sie erwartete dann eine sofortige Antwort. Aber in ähnlichen Fällen pflegen die meisten Anwesenden, auch wenn ihrer viele sind, mit Stillschweigen und passiver Neugier zu antworten, ohne daß sie Verlangen trügen, eine verantwortliche Tätigkeit zu übernehmen; ihre Gedanken sprechen sie dann erst lange nachher aus. Unter den hier Anwesenden befanden sich auch einige, die bereit waren, ohne ein Wort zu sagen, nötigenfalls bis zum Morgen da zu sitzen, zum Beispiel Warwara Ardalionowna, die den ganzen Abend über schweigsam in einiger Entfernung gesessen und während der ganzen Zeit mit außerordentlichem Interesse zugehört hatte, wozu sie vielleicht ihre besonderen Gründe hatte.
    »Meine Meinung, liebe Frau«, versetzte der General, »geht dahin, daß hier jetzt sozusagen eine Krankenwärterin besser angebracht wäre als wir mit unserer Aufregung, und vielleicht außerdem noch ein zuverlässiger, nüchterner Mensch für die Nacht. Jedenfalls müssen wir den Fürsten danach fragen und ... ihm dann sofort Ruhe gönnen. Morgen können wir ja unsere Teilnahme weiter betätigen.«
    »Es ist gleich zwölf Uhr; wir wollen

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