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Der Idiot

Der Idiot

Titel: Der Idiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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einen Schurken; aber bezahlen mußte ich es ihm«, fuhr der junge Mann fort. »Daß er ein Schurke ist, kann auch ich bezeugen, und zwar nicht deswegen, weil er dich durchgeprügelt hat. Es ist das nämlich ein in seiner Karriere gescheiterter Offizier, ein Leutnant a. D., von der ehemaligen Rogoshinschen Kohorte; er erteilt Unterricht im Boxen. Die treiben sich jetzt alle hier und da umher, seitdem Rogoshin sie weggejagt hat. Aber das allerärgste war, daß ich wußte, daß er ein Schurke, ein Taugenichts und Dieb war, und mich doch mit ihm zum Spiel hinsetzte, und daß ich, als ich den letzten Rubel setzte (wir spielten Palki), bei mir dachte: ›Wenn ich verliere, gehe ich zu Onkel Lukjan und falle ihm zu Füßen; er wird es mir nicht abschlagen.‹ Das war eine unwürdige Handlungsweise, eine ganz unwürdige Handlungsweise! Das war eine bewußte Gemeinheit!«
    »Ja, das war eine bewußte Gemeinheit!« wiederholte Lebedew.
    »Na, triumphiere nicht zu früh, warte noch!« rief der Neffe beleidigt. »Er freut sich schon. Ich kam zu ihm hierher, Fürst, und bekannte ihm alles: ich handelte ehrenhaft und beschönigte nichts, was ich getan hatte; ich schimpfte vor seinen Ohren auf mich selbst mit den stärksten Ausdrücken; alle hier Anwesenden sind Zeugen. Um die Stelle bei der Eisenbahn zu erhalten, muß ich mich unbedingt einigermaßen equipieren, denn ich bin ganz zerlumpt. Da, sehen Sie mal meine Stiefel an! Sonst kann ich die Stelle nicht antreten, und wenn ich sie nicht zum bestimmten Termin antrete, so bekommt sie ein anderer; dann sitze ich wieder auf dem trockenen und kann mich nach einer neuen Stelle umsehen. Jetzt bitte ich ihn nur um fünfzehn Rubel und verspreche, ihn nie wieder um Geld zu bitten und ihm überdies im Laufe der ersten drei Monate die ganze Schuld bis auf die letzte Kopeke zurückzuzahlen. Ich werde mein Wort halten. Ich bin imstande, monatelang von Brot und Kwaß zu leben, denn ich habe einen festen Charakter. Für drei Monate werde ich fünfundsiebzig Rubel Gehalt bekommen. Mit dem früheren zusammen werde ich ihm im ganzen fünfunddreißig Rubel schuldig sein; somit werde ich genug Geld haben, um ihm alles zu bezahlen. Na, mag er mir Prozente abnehmen, soviel er will, hol's der Teufel! Kennt er mich denn etwa nicht? Fragen Sie ihn selbst, Fürst: habe ich ihm nicht jedesmal, wenn er mir früher geholfen hatte, das Geld zurückbezahlt? Warum will er denn nun diesmal nicht? Er ist ärgerlich darüber, daß ich an diesen Leutnant meinen Spielverlust bezahlt habe; das ist der einzige Grund! So ein Mensch ist das, er gönnt weder sich noch einem andern etwas!«
    »Und nun geht er nicht weg!« schrie Lebedew. »Er hat sich hier hingelegt und geht nicht weg.«
    »Das habe ich dir ja gesagt. Ich gehe nicht weg, ehe du mir nicht das Geld gibst. Warum lächeln Sie, Fürst? Sie finden wohl, daß ich unrecht habe?«
    »Ich lächle nicht, aber meiner Ansicht nach haben Sie in der Tat bis zu einem gewissen Grade unrecht«, antwortete der Fürst mit Widerstreben.
    »So sagen Sie doch geradeheraus, daß ich ganz und gar unrecht habe, und machen Sie keine gewundenen Redensarten! Was soll das heißen: ›bis zu einem gewissen Grade‹?«
    »Nun, wenn Sie wollen, dann auch ganz und gar unrecht.«
    »Wenn ich will! Lächerlich! Denken Sie denn, ich weiß nicht selbst, daß meine Handlungsweise etwas Bedenkliches hat, daß das Geld ihm gehört, daß er seinen freien Willen hat und daß das, was ich tue, auf Erpressung hinausläuft? Aber Sie kennen das Leben nicht, Fürst. Wenn man auf diese Leute nicht einen Druck ausübt, erreicht man nichts bei ihnen. Man muß einen Druck auf sie ausüben. Mein Gewissen ist ja rein; ich kann mit gutem Gewissen sagen: ich werde ihn nicht zu Schaden bringen, ich werde ihm sein Geld mit Zinsen zurückerstatten. Er hat ja auch schon eine gewisse seelische Befriedigung gehabt, indem er gesehen hat, wie ich mich vor ihm erniedrigte. Was will er nun noch mehr? Wozu ist er denn gut auf der Welt, wenn er niemandem nützt? Und ich bitte Sie, was tut er denn selbst? Erkundigen Sie sich nur einmal, wie er andere behandelt und wie er die Leute betrügt! Wie ist er denn zu diesem Haus gekommen? Ich lasse mir den Kopf abschneiden, wenn er Sie nicht schon betrogen hat und nicht überlegt, wie er Sie noch weiter betrügen kann! Sie lächeln? Sie glauben mir nicht?«
    »Mir scheint, daß das alles mit Ihrer Sache nichts zu tun hat«, bemerkte der Fürst.
    »Ich liege hier nun schon den

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