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Der indigoblaue Schleier

Der indigoblaue Schleier

Titel: Der indigoblaue Schleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Veloso
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versetzt, in der sie der Begegnung mit Miguel entgegengefiebert hatte. Allein bei dem Gedanken daran, was heute Nacht geschehen würde, hatten Schauer der Erregung ihren ganzen Körper ergriffen.
    Die anderen hatte sie ohne Angabe von Gründen fortgeschickt. Sie hatte ihnen freigegeben, so dass Makarand, Anuprabha, Jyoti und Shalini zu einem Dorffest gehen konnten. Chitrani, Dakshesh und dem kleinen Vikram hatte sie eingeschärft, im Dienstbotentrakt zu bleiben und sich unter keinen Umständen dem Haupthaus zu nähern. Einzig Nayana hatte auf einer Erklärung bestanden, und Amba hatte sie ihrer alten
ayah
gegeben.
    »Ich will Miguel eine Freude bereiten.«
    »Dir selber vor allem, nicht wahr?«
    »Und wenn es so wäre?«
    »Dann wäre ich froh, dass du endlich wieder eine menschliche Regung zeigst. Es ist zwar ein Fehler, und das weißt du auch, aber es ist einer, der es sicher wert ist, begangen zu werden. Das wünsche ich euch beiden jedenfalls.«
    Amba war vor Erstaunen sprachlos gewesen.
    Sie hatte ihre Kinderfrau fest an sich gedrückt und wieder einmal bedauert, dass sie diese bei ihrer Flucht nicht würde mitnehmen können. Nayana war in ihre Pläne eingeweiht und hatte keinerlei Widerspruch dagegen geäußert, dass Amba allein fortwollte. Im Gegenteil, Nayana hatte sie geradezu dazu ermutigt. »Ohne mich bist du schneller, wendiger und nicht so angreifbar. Außerdem gefällt mir die Vorstellung, an diesem Ort zusammen mit Dakshesh und den anderen bleiben zu dürfen und hier alt zu werden.« Was sie meinte, war: hier zu sterben. Alt war Nayana schließlich schon lange.
    Nun also stand Amba hier, in ihrem Schlafgemach, das sie mit demselben Eifer dekoriert und parfümiert hatte wie sich selbst. Es sah aus wie im Freudenhaus – oder wie sie sich eines vorstellte. Merkte Miguel, dass sie das alles nur deshalb so inszeniert hatte, weil es ihre letzte Begegnung sein würde? Spürte er die unterschwellige Traurigkeit in all ihren Gesten und Blicken?
    Sie trat ganz nah an ihn heran, so dass sie sein Parfüm riechen konnte und seinen Atem hörte, berührte ihn jedoch nicht. Sie drehte sich und ließ den feinen Stoff ihres Saris wie zufällig über seine Haut streichen, eine Berührung, die zart und unschuldig wirkte, die aber, wie Amba wusste, eine ganze Kaskade von prickelnden Schauern auszulösen vermochte. Als sie einen Schritt andeutete, der von ihm fortführte, spürte sie plötzlich seinen harten Griff um ihren Oberarm. Er zog sie dicht an sich heran und sagte mit kratziger Stimme: »Treib keine Spielchen mit mir, Amba.« Dann umfasste er sie in der Taille mit beiden Händen, presste sie an sich und beugte sich über sie.
    Ambas Lippen waren bereit für diesen Kuss, den sie so herbeigesehnt hatte. Ein wohliges Schnurren vibrierte in ihrer Kehle. Je inniger der Kuss wurde, desto härter drückte Miguel sie an sich und an seine Erektion, mit den Händen fest ihr Gesäß packend und knetend. Amba stand auf den Zehenspitzen, und sie wünschte sich nichts mehr, als dass sich keine Kleidung mehr zwischen ihnen befände. Als Miguel sie ein Stück anhob, so dass ihre Füße den Boden nicht mehr berührten, sah sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung am Fenster.
    Sie befreite sich aus seiner Umarmung. »Psst. Ich glaube, wir haben Zuschauer.«
    Miguel stöhnte innerlich auf. Nicht schon wieder! Sollte es ihnen denn nicht einmal jetzt vergönnt sein, ihre Leidenschaft auszuleben? Wenn es Makarand wäre, würde Miguel ihm höchstpersönlich eine Tracht Prügel verpassen. Amba blies alle Kerzen im Raum aus und stellte sich ans Fenster, um in die erleuchtete Nacht hinauszuschauen. Ja, da war jemand, sie erkannte es deutlich am Rascheln eines Strauchs. Und sie bezweifelte, dass es jemand war, der hierhergehörte.
    »Ist dir jemand hierher gefolgt?«, fragte sie Miguel flüsternd.
    »Nicht dass ich wüsste.« Allerdings musste Miguel sich eingestehen, dass er darauf auch gar nicht geachtet hatte. Er war in Gedanken so bei dem bevorstehenden Treffen gewesen, dass er um sich herum nicht viel wahrgenommen hatte. »Es könnte sein«, gab er zu.
    »Verflucht!« Amba fragte sich nervös, ob jetzt der Augenblick gekommen war, den sie jahrelang gefürchtet und auf den sie sich vorbereitet hatte. Den Fluchttunnel hatte sie erst vor zwei Tagen inspiziert. Aber sollte sie ihn mit Miguel gemeinsam nutzen? So war das nie geplant gewesen.
    Ein heftiges Klopfen an der Tür nahm ihr die Entscheidung ab. »Dona Amba und Senhor Miguel – wir

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