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Der Ire

Der Ire

Titel: Der Ire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Befehl zu stehen, als könne
der andere ihn plötzlich anweisen, rechts abzubiegen, anstatt
geradeaus ins Gefängnis weiterzufahren.
      Der Ire rauchte langsam seine
Zigarette und sah dabei aufs Moor hinaus. Drake beobachtete ihn aus dem
Augenwinkel und versuchte ein Gespräch mit ihm zu beginnen.
      »Sie hoffen also, bald entlassen zu werden?«
      »Hoffen kann man immer.«
      »Wie lange sind Sie schon hier?«
      »Sieben Jahre.«
      Diese Antwort traf Drake wie ein
Schlag ins Gesicht. Er zuckte zusammen, als er an die langen Jahre
dachte, an den Wind, der den Regen vor sich her übers Moor
peitschte, an graue Morgen, an kurze Sommer, denen ein langer Herbst
und ein grimmiger Winter folgten.
      Der junge Mann rang sich ein Lächeln ab. »Ich bin erst ein paar Tage hier.«
      »Ist das Ihr erster Posten?«
      »Nein. Ich war vorher in
Wakefield. Ich habe beim Militär ein Stellenangebot für
Gefängniswärter gelesen und wollte es einmal damit
versuchen.«
      »Tatsächlich?«
      Drake wußte selbst nicht, warum
er rot wurde. »Irgend jemand muß es schließlich
tun«, meinte er entschuldigend. »Das Gehalt könnte
schlechter sein, und man ist pensionsberechtigt. Man kann sich also
kaum beschweren, nicht wahr?«
      »Ich wäre lieber in der
Hölle«, versicherte ihm Rogan. Er wandte sich ein wenig ab,
verschränkte die Arme und starrte demonstrativ schweigend aufs
Moor hinaus.
      »Ein verdammt langes
Vorstrafenregister«, stellte der Gefängnisdirektor fest und
sah auf die Personalakte, die vor ihm lag, »aber das wissen Sie
selbst, Chefinspektor. Ich hatte wirklich gehofft, daß wir ihn
diesmal loswerden würden.«
      »Ich auch, Sir«, antwortete Vanbrugh.
      »An manchen Tagen bin ich froh, daß ich in zehn Monaten
    pensioniert werde.« Der Direktor schob
seinen Stuhl zurück und stand auf. »Er müßte in
etwa einer Viertelstunde kommen. Bis dahin habe ich noch einiges zu
tun. Wenn Sie mich also entschuldigen wollen ...«
      Als die Tür sich hinter ihm
schloß, verließ Dwyer seinen Platz am Fenster. »Ich
weiß nicht viel über Rogan, Sir. Das war vor meiner Zeit.
War er nicht einer der leitenden Männer der I. R. A.?«
      »Ganz recht. Er ist 1956 zu
zwölf Jahren verurteilt worden, weil er in England und Ulster
mehrere Gefangenenbefreiungen organisiert hat. Erinnern Sie sich an den
berühmten Überfall auf Peterhead? Damals sind drei
Häftlinge bei Nacht und Nebel befreit worden.«
      »War Rogan daran beteiligt?«
      »Er hat die Leute angeführt.« Vanbrugh schlug die
    Personalakte auf. »Hier steht alles. Rogan
ist in Frankreich und Deutschland aufgewachsen. Sein Vater war irischer
Diplomat. Rogan studierte gerade am Trinity College in Dublin, als er
bei einem Überfall in Ulster verwundet und festgenommen wurde. Das
war kurz vor dem Krieg.«
      »Was hat er dafür bekommen?«
      »Sieben Jahre. Aber er ist schon 1941 auf Betreiben des
    Geheimdienstes freigelassen worden, weil er
fließend Deutsch und Französisch spricht. Damals habe ich
ihn zum erstenmal kennengelernt. Er hat die übliche Ausbildung
bekommen und ist dann über Frankreich abgesprungen, um die
Widerstandsbewegung in den Vogesen zu organisieren. Er hat gute Arbeit
geleistet, ist bis Kriegsende dort geblieben, hat Auszeichnungen
abgelehnt und ist nach Irland zurückgekehrt, sobald sich eine
Möglichkeit bot.«
      »Was hat er dann getan?«
      »Er hat im alten Stil weitergemacht. 1947 ist er in Belfast zu
    fünf Jahren Gefängnis verurteilt worden. Das Strafmaß wäre
    höher gewesen, wenn das Gericht nicht seine
Leistungen während des Krieges berücksichtigt hätte. Die
Strafhöhe spielte allerdings keine Rolle, denn Rogan ist nach
kurzer Zeit ausgebrochen.« Vanbrugh grinste. »Das hat er
sich so angewöhnt. 1956 ist er aus Parkhurst ausgebrochen, ohne
die Insel verlassen zu können. Im nächsten Jahr ist er aus
Peterhead entwischt und erst nach drei Tagen von Suchhunden im Moor
aufgespürt worden.«
      »Und deshalb ist er hierher verlegt worden?«
      »Richtig. Hier sind alle nur
möglichen Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden. Hier kommt
keiner heraus.« Vanbrugh stopfte sich seine Pfeife. »Rogans
Personalakte enthält aber auch eine vertrauliche Eintragung. Sie
betrifft einen Vorfall, von dem offiziell nicht gesprochen wird. Im
Juli 1960 ist Sean Rogan erwischt worden, als er nachts das Feld hinter
den Wohnhäusern der verheirateten Beamten überquerte.«
      Dwyer runzelte

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