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Der Ire

Der Ire

Titel: Der Ire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Knöchel.
Hoffentlich ist das die Sache wert, Sir.«
      Vanbrugh warf ihm einen scharfen Blick zu. »Ich glaube es jedenfalls, Sergeant«, stellte er eisig fest.
      Dwyer holte tief Luft, weil er
merkte, daß einer der Wutausbrüche bevorstand, für die
Dick Vanbrugh berüchtigt war. Aber dieser kritische Augenblick
ging vorüber. Der Chefinspektor hielt ein weiteres Zündholz
an seine Pfeife, und Dwyer konzentrierte sich auf die Straße und
die Schafe und Ponies, die oft von den uneingezäunten Weiden auf
die Fahrbahn kamen. Zehn Minuten später erreichten sie eine kleine
Anhöhe und sahen unten in der Senke das Gefängnis liegen.
      Das Moor erstreckte sich in
purpurfarbenen Wellen bis zum Horizont, wo es jetzt fast unmerklich in
den Himmel überging. An der Zufahrt zum Steinbruch flatterte eine
rote Warnflagge in der leichten Brise.
      Das Echo der Detonation verhallte in
der Ferne, wurde von den Hügeln zurückgeworfen und verebbte
schließlich. Eine Felswand zerbarst in tausend Bruchstücke,
während eine weißliche Rauchwolke geisterartig aus dem Fels
aufstieg und übers Moor davonschwebte.
      Ein schriller Pfiff. Die
Häftlinge kamen hinter ihrer Schutzwand hervor. In diesem
Augenblick tauchte ein LandRover auf, rollte über die
Asphaltstraße heran und hielt vor den
    Häftlingen.
      Der junge Mann am Steuer hatte blaue
Augen und hellblondes Haar, das ihn jünger erscheinen ließ
als er war. Seine Uniform war brandneu, und er schien sich dieser
Tatsache offenbar peinlich bewußt, als er aus dem Land-Rover
stieg und an einigen Häftlingen vorbeiging, die einen Lastwagen
beluden.
      Mulvaney, der Aufseher, kam ihm
entgegen. Sein schwarzgelber Schäferhund blieb ihm auf den Fersen.
»Hallo, Drake«, sagte Mulvaney grinsend. »Müssen
Sie schon arbeiten?«
      Drake nickte. »Ich soll einen
gewissen Rogan abholen. Der Direktor will ihn sprechen. Hier ist der
Zettel.«
      Er holte einen Papierstreifen aus der
Brusttasche seiner Uniform. Mulvaney zeichnete ihn ab und deutete auf
eine kleine Senke am Fuß der Felswand.
      »Das dort unten ist Rogan. Den können Sie gern haben, Drake.«
      Der Mann, auf den Mulvaney gezeigt
hatte, arbeitete nur mit einer Hose bekleidet. Er war mindestens
einsneunzig groß. Seine Muskeln spielten unter der braunen Haut,
als er einen Vorschlaghammer schwang und auf einen Felsbrocken
hinabsausen ließ.
      »Der Kerl ist ja ein Riese!« meinte Drake.
      Mulvaney nickte. »Das kann man
wohl sagen. Grips und Kraft - das ist Sean Rogan. Einer der
gefährlichsten Männer, die wir je hier gehabt haben.«
      »Warum ist dann niemand mitgekommen?«
      »Nicht nötig«,
wehrte Mulvaney ab. »Er wartet täglich auf seine Entlassung.
Deswegen soll er wahrscheinlich auch zum Direktor kommen. Er wäre
dumm, wenn er jetzt zu fliehen versuchen würde.«
      Drake ging auf den Gefangenen zu.
Sean Rogan, den die harte Arbeit fit gehalten hatte, wirkte
gefährlich, und die häßlichen Schußnarben auf
seiner linken Brust verstärkten diesen Eindruck. Jetzt hob Rogan
den Kopf. Drake sah ein intelligentes Gesicht mit stahlgrauen Augen,
die seinen Blick ruhig erwiderten. Rogan hatte kein Verbrechergesicht;
er hätte eher Wissenschaftler oder Offizier sein können.
      »Sean Rogan?« fragte Drake.
      Der große Mann nickte. »Der bin ich. Was wollen Sie?«
      Er sprach mit irischem Akzent. Seine
Stimme klang keineswegs unterwürfig, und Drake hatte das
unerklärliche Gefühl, als Rekrut vor einem Vorgesetzten zu
stehen.
      »Der Direktor möchte mit Ihnen sprechen.«
      Rogan griff nach seinem Hemd, das auf
einem Felsen lag, zog es an und folgte Drake. Er nahm seinen
Vorschlaghammer mit und ließ ihn neben dem Aufseher fallen.
»Ein Geschenk für Sie.« Mulvaney grinste, holte ein
Etui aus der Brusttasche und bot ihm eine Zigarette an. »Ist es
wirklich möglich, Sean Rogan, daß wir uns heute zum
letztenmal sehen?«
      Rogans Lächeln war
natürlich und sympathisch. »Selbst in dieser schlechtesten
aller möglichen Welten ist alles möglich. Das solltest du
doch wissen, Patrick.«
      Mulvaney klopfte ihm auf die Schulter »Geh mit Gott, Sean«, sagte er leise auf Irisch.
      Rogan wandte sich ab und ging vor
Drake her zu dem LandRover. Als sie an den Häftlingen vorbeikamen,
die den Lastwagen beluden, rief jemand: »Viel Glück,
Ire!« Rogan hob dankend die Hand und setzte sich in den Wagen.
      Drake fühlte sich unbehaglich.
Er hatte den Eindruck, unter Rogans

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