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Der italienische Geliebte (German Edition)

Der italienische Geliebte (German Edition)

Titel: Der italienische Geliebte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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endlich gefunden, was in meinem Leben bis dahin gefehlt hatte. Das ist meine Geschichte, Mrs. Coryton. Wenn es irgendwie möglich gewesen wäre, die Vergangenheit rückgängig zu machen, hätte ich es getan. Aber es war eben nicht möglich. Ich könnte Ihnen bis ans Ende meiner Tage mein Bedauern beteuern, Mrs. Coryton, und es würde nichts ändern. Manche Geschehnisse sind wie ein Sprung in Glas. Sie setzen sich fort und fort und hören niemals auf. Man kann letztlich nichts tun, als die Vergangenheit anzunehmen und weiterzugehen.«  
    Freddie sah zum Fenster hinaus. Sie dachte an die schrecklichen Folgen, die Rebeccas Anruf nach sich gezogen hatte. Sie dachte an den Unfall, an Angelos Tod, an Tessas Verletzung und die äußeren und inneren Narben, die sie davongetragen hatte. Wäre Angelo nicht gestorben, so wäre Tessa nicht nach Italien zurückgekehrt. Und wäre Tessa nicht nach Italien zurückgekehrt, so wäre sie dort nicht ums Leben gekommen. Rebecca Rycroft, Milo Rycroft – sie verdienten beide, dass alle Welt die Wahrheit erfuhr. Warum sollte ihr Ansehen unbeschädigt bleiben?  
    Aber wenn Tessa nicht nach Italien gegangen wäre, wer hätte sich dann im Krieg um die Kinder gekümmert? Wer hätte im tiefsten toskanischen Winter die alliierten Soldaten – Soldaten wie Jack – mit Nahrung und Kleidung versorgt? Wer hätte geholfen, die Kinder in Sicherheit zu bringen? Sie war eine Heldin , hatte Faustina geschrieben. Sie war stark, treu und mutig, und wir werden sie niemals vergessen und immer vermissen. Und Desmond Fitzgerald: Sie war eine wunderbare Frau, Freddie. Sie sollten stolz auf sie sein.  
    Wäre Tessa nicht nach Italien gegangen, so wäre das Leben vieler Menschen ärmer gewesen. Sie selbst wäre niemals Jack Ransome begegnet. Sie hätte niemals die Liebe kennengelernt, auch wenn sie diese Liebe nicht festgehalten hatte.  
    Sie wusste, dass Rebecca auf ein Wort von ihr wartete. Wenn Rebecca ihre Skulptur als Botschaft für sie gedacht hatte, was erwartete sie dann jetzt von ihr – Freddie – als Gegenleistung? Vergebung vermutlich. Und konnte sie vergeben? Zu ihren Stärken gehörte es sicher nicht. Ihre Unfähigkeit zu vergeben hatte Lewis vertrieben. Herablassend , hatte er sie genannt. Du willst vielleicht nicht so sein, aber du bist es.  
    Verzeihung wäre vielleicht so etwas wie ein Schlussstrich. Sie würde ihr vielleicht erlauben, ebenfalls hinauszutreten.  
    Sie stand auf, nahm Tasche und Handschuhe. »Ich glaube, ich gehe jetzt«, sagte sie. »Ich danke Ihnen, dass Sie mir das alles gesagt haben, Rebecca. Es war sicher nicht leicht.« Sie sah Rebecca an. »Tessa wollte nie anderen Menschen wehtun, aber manchmal hat sie es wohl leider doch getan.«  
    »Die Statuette gehört natürlich Ihnen, wenn Sie sie haben möchten.«  
    »Danke.«  
    Rebecca brachte sie zur Tür. Freddie gab ihr die Hand. Dann trat sie hinaus in die Sonne. Noch einmal drehte sie sich nach Rebecca um.  
    »Sie dürfen sich keine Vorwürfe machen, bitte nicht. Es gibt Dinge, die einfach passieren, ohne dass wirklich jemand schuld daran hat. Und Tessa war immer eine schlechte Autofahrerin.«  
    Einen Monat nach Freddies Gespräch mit Rebecca starb Renate Mayer. Sie hinterließ Freddie ihre Bernard-Leach-Sammlung und tausend Pfund. Einige Wochen später drohte Mr. de Courcy ihr eine Gehaltskürzung an, weil sie mit drei Minuten Verspätung von der Mittagspause zurückgekommen war. Sie kündigte.  
    Die Vasen ließ sie nach London transportieren. Sie standen in ihrem Wohnzimmer und waren in ihrer erdfarbenen Schlichtheit eine Erinnerung an die Bedeutung von Schönheit.  
    Max kam vorbei, um sich die Gefäße anzusehen. Freddie erzählte ihm von dem Geld, das Renate Mayer ihr hinterlassen hatte.  
    »Was willst du damit machen?«, fragte er.  
    »Nach Italien fahren«, sagte sie.  
    »Ach was?« Seine Augen blitzten amüsiert. »Bravo, Freddie.«  
    Bevor sie abreiste, besorgte sie sich bei Hatchards Jack Ransomes Bücher. Sie las sie unterwegs auf den langen Bahnfahrten von London nach Florenz. Das erste Buch erzählte von Jacks Erlebnissen in Italien in der Vorkriegszeit und während des Krieges. Im zweiten beschrieb er sein Leben im Italien der Nachkriegszeit und eine Reise rund um das Mittelmeer.  
    Am ersten Tag in Florenz streifte Freddie durch die Stadt, um sich von Neuem mit ihren Straßen und Plätzen vertraut zu machen. Am zweiten Tag stöberte sie in den Geschäften, kaufte Postkarten

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