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Der italienische Geliebte (German Edition)

Der italienische Geliebte (German Edition)

Titel: Der italienische Geliebte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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gewesen – Jack war so selten ernst.  
    Sie erhielt einen Brief von Faustina, die nach dem Krieg die Verbindung aufrechterhalten hatte. Sie war inzwischen verheiratet und lebte in Paris, wo sie als Kinderärztin tätig war. Sie schrieb, dass Olivia Zanetti gestorben war. ›Sie hat sich nach dem Krieg nie wieder richtig erholt. Er hat sie Jahre ihres Lebens gekostet.‹ Aber sie hatte auch Erfreuliches zu berichten. Ihre Schwägerin, Maddalena, hatte vor Kurzem einen gesunden kleinen Jungen zur Welt gebracht. Seinen Namen hatte Guido ausgewählt – er sollte Domenico heißen, nach Guidos Vater.  
    Freddie fühlte, wie es langsam aufwärts ging. In London zurück, verbrachte sie viele Samstage damit, in Kunstgalerien und Antiquitätengeschäften herumzustöbern. Es machte ihr Spaß, auf dem Straßenmarkt in der Petticoat Lane auf Schatzsuche zu gehen. Hin und wieder lernte sie einen Mann kennen, aber keiner konnte sie fesseln. Sie schienen ihr alle zu jung, zu unausgegoren, zu unerfahren. Ihr amerikanischer Journalist damals im Krieg hatte recht gehabt, dachte sie. Nichts kam an sie heran, sie hatte Mauern um sich errichtet. So englisch . Sie fühlte sich zu diesen Männern nicht so tief und unwiderstehlich hingezogen wie anfangs zu Lewis und später zu Jack.  
    Jack, dachte sie. O Gott, wie sehr er ihr fehlte.  
    Eines Samstags sah sie auf einer ihrer Wanderungen im Fenster einer Kunstgalerie in der Lisle Street die Glasstatuette einer Frau. Sie trug afrikanische Züge, das lange Haar war fest geflochten. Der Ausdruck ihres Gesichts war stolz und erhaben. Man konnte nicht an ihr vorbeigehen.  
    Freddie trat in die Galerie. An der Wand standen noch mehr Glasstatuetten. Ein junger Mann in Nadelstreifen näherte sich. »Kennen Sie die Arbeiten von Rebecca Rycroft?«, fragte er.  
    Rebecca Rycroft . Sie kannte natürlich den Namen. Rebecca Rycroft war mit Milo Rycroft verheiratet, Tessas Freund, dem Schriftsteller. Rebecca Rycroft war zu Angelos Beerdigung gekommen.  
    »Nein, ich kenne nichts von ihr«, antwortete sie.  
    »Echte Sammlerstücke. Die Amerikaner sind ganz wild darauf.«  
    »Wie schön«, sagte Freddie höflich.  
    Sie ging von Skulptur zu Skulptur. Die sieben Frauenfiguren unterschieden sich in Größe und Stil. Einige waren farbig, andere aus durchsichtigem Glas, aber allen gemeinsam waren Kraft und Stärke. Jedes Stück trug einen Frauennamen: Isis, Elisabeth, Gaia, Rachel. Lauter symbolische Benennungen.  
    Bis auf die letzte. Freddie blieb vor dem Sockel stehen, auf dem die siebte Skulptur stand, eine Büste. Das Glas war milchig, mit einem Blaustich, wie Eis. Das Gesicht wäre ein Bild heiterer Schönheit gewesen, wären nicht die feinen Risse gewesen, die sich, von einem Punkt ausgehend, durch das Glas zogen, es beinahe zu sprengen drohten.  
    Freddie las den Namen auf dem Schild. Tessa . Ihr Herz stand still.  
    Eine Kleinigkeit, dem Mann im Nadelstreifenanzug mit etwas unverbindlichem Geschwätz von einem Auftrag Rebecca Rycrofts Telefonnummer zu entlocken. Auf dem Weg zur nächsten Telefonzelle dachte sie an ihren Anruf bei Mrs. Rycroft nach Tessas Unfall.  
    Vor der Telefonzelle stand eine Schlange. Während Freddie wartete, knüpfte sie in Gedanken die Kette: Milo Rycroft, Rebecca Rycroft, die Glasfigur ›Tessa‹ mit dem bewusst gesetzten Riss.  
    Als sie an der Reihe war, trat sie ein und wählte die Vermittlung.  
    Rebecca Rycroft lebte in Hampshire, ein ganzes Stück vom nächsten Bahnhof entfernt. Freddie lieh sich Max’ großen alten Alvis für die Fahrt. Hinter Weyhill wurden die Straßen immer schmaler, bis sie schließlich kaum noch breit genug waren für den Wagen. Hohe Hecken aus Haselnussbüschen und Spindelsträuchern, schwer von Früchten, standen wie Mauern zu beiden Seiten der Straße. Hin und wieder versank das Sonnenlicht in Düsternis, wenn der Wagen in einen Wald eintauchte.  
    In einem Pub musste sie nach dem Weg zu Rebecca Rycrofts Haus fragen, zu dem eine weitere schmale, von Buchen gesäumte Straße führte. ›Die Schmiede‹ war ein rotes Backsteinhaus; neben ihm stand ein ebenerdiger Bau, der mit Wellblech gedeckt war. Freddie stellte den Wagen ab und stieg aus. Gerade, als sie an die Haustür klopfen wollte, kam aus dem Nachbargebäude eine Frau, die sich die Hände an einem Tuch abwischte.  
    Rebecca Rycroft, in hellgrauer Baumwollhose und weißem Leinenhemd, trug das schwarze Haar mit einem grünen Tuch hochgebunden. Ihr Gesicht war

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