Der Jäger
zu beauftragen, umgehend die genauen Geburtsdaten der ermordeten Frauen zu ermitteln und diese der Astrologin zukommen zu lassen.
»Eine sympathische Frau«, sagte Durant, nachdem sie das Gespräch beendet hatte. »Und dazu sieht sie auch noch ganz passabel aus.«
»Hm, nicht übel. Aber das mit der Astrologie … Ich kann mir halt nur schwer vorstellen, dass wir alle irgendwie von irgendwelchen Planetenkonstellationen abhängig sind. Das würde ja bedeuten, dass unser Schicksal und unser Leben vorbestimmt sind, und egal wie wir es drehen und wenden, wir können eh nichts dagegen tun.«
»Blödsinn! Jeder Mensch hat sein Schicksal selbst in der Hand, das müsstest du doch am besten wissen. Denk an Nadine und wie ihr wieder zusammengekommen seid. Es war über tausend Umwege, aber letztlich erfolgreich. Nur, hättest du damals nicht mit dem Trinken aufgehört, dann …«
»Schon gut, schon gut«, unterbrach Hellmer sie abwinkend. »Dann wäre ich wahrscheinlich schon längst verreckt. Ich hab jetzt aber keine Lust, darüber zu reden. Und nun zur Weidmann?«
»Aber nur ganz kurz. Ich hab bloß zwei oder drei Fragen.« Und, nachdem sie sich eine Gauloise angezündet hatte: »Sag mal, Frank, warum muss ich eigentlich immer mit den Leuten reden? Ich komme mir manchmal wie eine Alleinunterhalterin vor. Du sitzt nur rum und sagst gar nichts.«
»Wie denn auch, wenn du die ganze Zeit quatschst! Ich beobachte die Leute, mit denen du redest, ich sehe mir die Wohnung an und mache mir ein Bild von ihnen, indem ich mir alles einpräge. Ganz einfach.«
»Und ich rede mir den Mund fusselig.«
»Ach komm, es macht dir doch Spaß, das merkt doch jeder. Und ich lass dir gerne den Vortritt. Aber wenn du möchtest, können wir ja mal die Rollen tauschen.«
Julia Durant erwiderte nichts darauf, sie sah aus dem Seitenfenster, bis sie vor dem Haus der Weidmanns anhielten.
Ilona Weidmann wollte gerade in ihren Mercedes steigen, als sie die Beamten sah. Julia Durant sagte zu Hellmer, er solle im Wagen warten, und ging schnell zu ihr.
»Frau Weidmann, entschuldigen Sie, wenn ich Sie noch einmal stören muss, aber ich habe noch eine Frage. Sie haben gestern etwas davon erwähnt, dass Ihre Tochter sich ein Horoskop erstellen ließ. Wissen Sie noch, wann und bei wem das war?«
Ilona Weidmann schüttelte den Kopf. »Nein, aber ich meine, ich hätte bereits gestern gesagt, dass es etwa ein Vierteljahr vor ihrem Tod war. Sie hat es mir damals nur erzählt, aber bei wem sie es machen ließ, kann ich nicht sagen.«
»Ruth Gonzalez vielleicht? Oder Konrad Lewell?«
»Ich weiß es nicht, das müssen Sie mir glauben. Soweit ich mich erinnern kann, hat Carola den Namen gar nicht erwähnt, sie hat mir nur Auszüge des Horoskops vorgelesen. Warum fragen Sie?«
»Es würde jetzt zu lange dauern, das zu erklären. Wissen Sie zufällig die genaue Uhrzeit, wann Ihre Tochter geboren ist?«
Ilona Weidmann lachte. »Allerdings. Das liebe Mädchen hat mir ganz schön zugesetzt. Und deshalb war ich heilfroh, als sie endlich raus war. Meine Wehen haben mittags gegen zwölf eingesetzt, endgültig rausgekommen ist sie um kurz vor halb zwei in der Nacht, genau um 1.25 Uhr. Mein Mann hat das alles dokumentiert, er war nämlich dabei. Nach ihrem Tod haben wir uns die Fotos von der Geburt und die Geburtsurkunde und so viele Eintragungen, die ich damals gemacht habe, viele Male angesehen«, sagte sie mit einem Hauch Melancholie in der Stimme. »Carola war ein ganz besonderes Kind. Schwer zu beschreiben, aber sie hatte eine ganz besondere Art, mit Menschen umzugehen, und das schon, seit sie klein war. Sie hat nie etwas Böses in einem anderen gesehen. Eigentlich war sie gar kein richtiger Skorpion, denn sie kam zwei Wochen zu früh zur Welt.« Sie zuckte die Schultern und fuhr mit einem gequälten Lächeln fort: »Was erzähle ich da, es ist vorbei, sie lebt jetzt irgendwo anders, vielleicht beobachtet sie uns sogar.«
»Ja, mag sein. Und der Geburtsort war Sydney, wenn ich das richtig in Erinnerung habe.«
»Ja. Mein Mann hatte Mitte der siebziger Jahre geschäftlich in Australien zu tun, und eigentlich wollten wir mit einem Kind warten, bis wir wieder in Deutschland waren, aber das Schicksal hatte es eben anders bestimmt.«
»Das war’s schon. Vielen Dank und einen schönen Tag noch.«
»Ebenfalls.«
Julia Durant stieg wieder zu Hellmer ins Auto. »1.25 Uhr …«
»Was 1.25 Uhr?«, fragte Hellmer irritiert.
»Carola Weidmann ist um 1.25 Uhr geboren.
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