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Der Jäger

Der Jäger

Titel: Der Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Büsche standen.
    »Hier drin stinkt’s«, flüsterte Hellmer. »Die hat hier seit Wochen weder gelüftet noch sauber gemacht. Bisschen merkwürdig für eine solche Frau, findest du nicht? Bisschen sehr merkwürdig, würde ich sagen.«
    Durant zuckte die Schultern. »Bei mir sieht’s manchmal nicht viel anders aus«, war ihre knappe Antwort. »Zwei Zimmer fehlen noch«, sagte sie. »Bringen wir’s hinter uns.«
    »Und hier wollte sie ein großes Fest veranstalten?«, fragte Hellmer zweifelnd.
    Julia Durant erwiderte nichts darauf, öffnete die Tür, die vomWohnzimmer abging. Eine Nachttischlampe brannte, über die ein rotes Tuch gelegt worden war. Das Bett, vor dem flauschige Lammfellvorleger lagen, stand genau in der Mitte des Zimmers, sonst befand sich nichts darin außer einem Kleiderschrank, einer Spiegelkommode und einem Stuhl. Neben dem Gästezimmer war es der sauberste aller Räume. Der schwere, kalte Duft von Rosenöl hing noch in der Luft.
    Vera Koslowski lag auf dem Bett, angezogen, die Augen weit geöffnet, der rechte Arm und Zeigefinger ausgestreckt. Durant und Hellmer traten näher an das Bett heran. Sie trug ein kurzes rotes Kleid, schwarze Strümpfe, die Beine waren leicht gespreizt, der schwarze, durchsichtige Slip war zu sehen. Das Kleid mit den schmalen Trägern hatte einen tiefen Ausschnitt, der die vollen Brüste nur unvollständig bedeckte. Um den Hals hatte sie eine einfache Goldkette, in den Ohrläppchen dazu passende Stecker, um das Handgelenk eine billige Digitalarmbanduhr, an den Fingern mehrere Goldringe. Am Hals war deutlich die dunkle Stelle auszumachen, wo die Schlinge zugezogen worden war. Auch ihre Handgelenke wiesen Druckstellen auf.
    »Ich glaube, ein Kompass ist nicht nötig, um herauszufinden, dass sie nach Südosten zeigt«, bemerkte Hellmer lakonisch. Er holte sein Handy aus der Tasche und rief Berger an.
    »Wir brauchen einen Arzt, die Spurensicherung und so weiter«, sagte er nur.
    »Ich werde alles veranlassen«, erwiderte Berger und legte auf.
    »Verdammte Scheiße!« Durant war wütend, ohnmächtig vor Zorn. Sie stand wie versteinert vor der Toten mit den kurzen dunkelblonden Haaren, die mit gebrochenen, blutunterlaufenen Augen an die kahle weiße Decke starrte. »Wie viele Frauen will er eigentlich noch umbringen? Wie viele? Und wie sieht sein Plan aus?« Und nach einer kurzen Pause: »Und lebt
so
eine Frau, die es zu etwas gebracht hat? Die tagein, tagaus mit Prominenten zu tun hat? Wenn ich nicht wüsste, wer sie ist, ich würde sie für einestinknormale Frau mit einem Hang zur Schlampigkeit und zum Alkoholismus halten.«
    »Scheiß drauf, sie ist tot. Hast du hier irgendwo eine Handtasche gesehen?«, fragte Hellmer.
    »Wieso?«
    »Wegen des Personalausweises zum Beispiel. Wir müssen wissen, wann und wo sie geboren ist. Für unsere Astrologin.«
    »Nee, such selber. Ich geh raus, eine rauchen.«
    »Wir können auch die Westphal fragen, wann ihre Chefin Geburtstag hat. Dann brauchen wir nicht lange in diesem Gerümpel zu suchen. Ich komm mit.«
    Petra Westphal stand vor der Tür und schaute die Kommissare mit großen Augen an. Sie sah bereits an den Blicken, dass ihre schlimmsten Befürchtungen eingetroffen waren.
    »Ist sie da drin?«, fragte sie und kämpfte mit den Tränen.
    »Ja. Es tut mir Leid.« Julia Durant holte eine Gauloise aus der Schachtel, steckte sie zwischen die Lippen, zündete sie an, nahm einen tiefen Zug und fragte: »Wann genau haben Sie Frau Koslowski zuletzt gesehen?«
    »Gestern Nachmittag so gegen fünf. Mehr weiß ich nicht.« Plötzlich fing sie an zu schluchzen und hielt sich die Hände vors Gesicht. Die Kommissarin legte einen Arm um ihre Schulter und setzte sich mit ihr auf die kalten Treppenstufen.
    »Es ist schon gut …«
    »Nichts ist gut! Warum Vera?«
    »Sie haben sich geduzt?«
    »Wir kannten uns seit fast zehn Jahren. Ich war ihre rechte Hand, und …« Auf einmal hielt sie inne und sah die Kommissarin aus verheulten, rot umränderten Augen an.
    »Und was?«
    »Nichts, ich bin einfach nur fertig. Aber ich wusste, dass es eines Tages so kommen würde.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Keine Ahnung, nur so. Eine Frau wie sie, erfolgreich …«
    »Nicht jede erfolgreiche Frau endet so. Eigentlich die wenigsten. Wissen Sie, wann Frau Koslowski Geburtstag hat und wo sie geboren ist?«
    »Am 5. November wäre sie einundvierzig geworden, und geboren ist sie in Frankfurt. Wie ist sie gestorben?«
    Am 5. November, dachte Durant, genau wie

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