Der Jäger
bin auch schon die ganze Zeit am Überlegen«, sagte Durant. »Wir müssten an seine Unterlagen rankommen. Das wäre das Wichtigste. Wenn wir ihm nachweisen könnten, dass alle Frauen sich von ihm ein Horoskop erstellen ließen … Aber«, sie schüttelte den Kopf, »irgendwie ist mir das zu offensichtlich. Einer wie er hätte wissen müssen, dass wir ihm über kurz oder lang auf die Schliche kommen würden. Und für so blöd halte ich ihn nicht.«
»Aber warum sagt er, er kenne weder die Weidmann noch die Albertz? Das gibt keinen Sinn.«
»Vielleicht will er uns auf die Probe stellen. Der Typ ist gerissen, das hast du doch gemerkt. Aber ich muss noch mal drüber nachdenken. Ein Schnellschuss könnte uns im Notfall nur schaden.«
»Morgen?«, fragte Hellmer.
»Ich sag doch, lass mich drüber nachdenken. Morgen ist auchnoch ein Tag. Außerdem, ich glaube nicht, dass er was damit zu tun hat.«
Hellmer zuckte die Schultern. »Spricht da wieder mal dein Bauch?«
»Keine Ahnung, vielleicht. Die Sache ist komplexer, als wir denken. Lewell würde nicht so ein Spiel mit uns spielen. Er ist zwar ein Kotzbrocken, aber ein Killer …?«
»Wenn du meinst …«
»Lass uns doch erst mal hören, was Richter uns zu sagen hat. Wenn wir ein Täterprofil haben, das möglicherweise auf Lewell zutrifft, dann schnappen wir ihn uns. Vorher nicht. Und jetzt mach’s gut.«
Mittwoch, 18.00 Uhr
Lewell war seit dem Besuch von Durant und Hellmer unruhig in seinem Büro auf und ab getigert und wartete darauf, dass es endlich klingelte. Um drei Minuten vor sechs schlug die Türglocke an. Er befahl sich, ruhig zu bleiben, einen kühlen Kopf zu bewahren.
»Hallo«, sagte er mit ernster Miene und machte die Tür frei. »Danke, dass du gekommen bist. Gehen wir in mein Büro.«
»Mein Gott, Konrad, was ist bloß los mit dir? Was bringt dich so aus der Fassung?«
»Setz dich. Möchtest du was trinken? Einen Whiskey, Cognac, Wodka oder was anderes?«
»Einen Scotch mit Eis bitte. Und jetzt erzähl, was ist los?«
Lewell gab Eis in zwei Gläser und füllte sie zur Hälfte mit Scotch. Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch, legte den Kopf in den Nacken.
»Ich hab Scheiße gebaut. Die Bullen waren vorhin hier und haben mich nach Carola Weidmann, Judith Kassner und JulianeAlbertz gefragt. Ich habe ihnen erzählt, dass ich die Weidmann und die Albertz nicht kenne. Die werden aber bald rausfinden, dass ich nicht die Wahrheit gesagt habe. Nach der Müller und der Koslowski haben sie mich übrigens auch gefragt.«
»Und warum hast du ihnen nicht die Wahrheit gesagt? Hast du irgendwas zu befürchten? Ich meine, du hast sie doch nicht umgebracht, oder?«
Er fuhr sich durchs Haar, wirkte sehr nervös. »Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist. Ich brauch Bullen nur zu sehen, und schon hakt bei mir da oben was aus. Hat wohl immer noch was mit damals zu tun.«
»Ja und? Was kann dir schon passieren?«
»Du hast keine Ahnung! Die werden mich durch die Mangel drehen und versuchen, mir die Morde in die Schuhe zu schieben. Ich habe kein Alibi, zumindest nicht für letzten Sonntag.«
»Das ist allerdings ein Problem. Und wie gedenkst du es zu lösen?«
Lewell trank seinen Whiskey in einem Zug aus, stand auf und schenkte sich nach. Er blieb stehen, ging ein paar Schritte auf seinen Besucher zu und sah ihn von oben herab mit eisigem Blick an. »Hör zu, nicht nur ich habe die drei gevögelt. Du hast deinen Schwanz auch in sie reingesteckt. Das weiß ich.« Er drehte sich wieder um und lehnte sich an den Schrank.
»Augenblick, was willst du damit andeuten? Willst du mich da etwa mit reinziehen? Ich warne dich, überleg dir gut, was du tust. Nicht ich habe Scheiße gebaut, sondern du. Du warst schon immer ein bisschen sonderbar, das weiß jeder, der dich kennt, aber wenn du versuchst, mich auch nur mit einem Wort zu erwähnen, drehe ich dir den Hals um. Und ich garantiere dir, ich bin dann nicht allein. Wir lassen dich fallen, wie eine heiße Kartoffel. Wen immer ich gevögelt habe, ist allein meine Angelegenheit.«
»Okay«, sagte Lewell, löste sich vom Schrank und setzte sich wieder. »Dann sag mir, warum fünf Frauen, die sich bei mir einHoroskop erstellen ließen, umgebracht wurden? Ich gebe zu, meine Vergangenheit ist nicht astrein, doch ich bin kein Mörder …«
»Aber du bist bekannt, und du weißt auch, warum«, erwiderte der Besucher scharf. »Du neigst zu Gewalt, und zwar besonders Frauen gegenüber. Du hast ja wohl nicht
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