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Der Jäger

Der Jäger

Titel: Der Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Gefallen getan, als du jemals wieder gutmachen könntest. Und ich lasse mich von niemandem, schon gar nicht von dir, so behandeln. So, und jetzt sage ich dir, was ich an deiner Stelle tun würde. Ich würde ihnen die Wahrheit sagen. Mit der Wahrheit fährst du immer am besten. Das werden auch die schnell merken. Das Falscheste wäre zu lügen. Sag ihnen, was sie wissen wollen, und sie werden dich in Ruhe lassen. Garantiert. Und diese Kommissarin Durant scheint mir eine ganz besondere Frau zu sein. Mit ihr kann man reden.«
    »Ja, das ist sie. Die sieht nicht nur gut aus, die hat auch was aufdem Kasten. Könnte sogar ein Skorpion sein. Ich denke, mir wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als ihnen die Wahrheit zu gestehen. Trinken wir noch einen?«
    »Einen noch. Und was du über mich gesagt hast von wegen, ich könnte nicht mehr – ich weiß nicht, woher du das hast, aber es stimmt nicht, und es wird auch vorläufig nicht stimmen. Die Wahrheit ist, ich habe dir zwar erzählt, ich hätte die Frauen gevögelt, vielleicht, um dir zu imponieren, in Wirklichkeit war nie etwas zwischen uns. Sie konnten gar nicht wissen, ob ich impotent bin, ich habe nur so Andeutungen gemacht, damit sie mich in Ruhe lassen. Ich hätte sie alle haben können, aber mein Problem ist, ich liebe meine Frau viel zu sehr.«
    Lewell lächelte, während er die Gläser voll schenkte und eines dem Besucher reichte. »Und ich liebe alle Frauen, deswegen bin ich auch nicht verheiratet. Und du hast Recht, eine Frau wie deine findest du nur einmal im Leben. Cheers.«
    Sie tranken aus, und der Besucher sagte: »Und du versprichst, meinen Namen rauszuhalten?«
    »Ehrenwort. Und ich habe mein Wort noch nie gebrochen.«
    »Dann ist es gut. Wir sehen uns.«
    Konrad Lewell wartete, bis sein Besucher gegangen war, schenkte sich noch einen Scotch ein und stellte sich ans Fenster. Gottverdammter Idiot, dachte er mit einem zynischen Lächeln, du glaubst wirklich, du könntest mir etwas vormachen. Ich hab deine Alte doch schon öfter gefickt als du selbst. Träum weiter den unmöglichen Traum von einer besseren Welt, du Arschloch!
    Die Rücklichter des Mercedes verschwanden um die Ecke. Er blickte hinaus in die Dunkelheit und sah am Ende doch nur sein Spiegelbild im Fensterglas. Er drehte sich um, verließ das Büro, ging nach oben, wusch sich das Gesicht und bürstete sich das Haar. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es kurz nach sieben war. Er beschloss, zu seinem Stammitaliener zu fahren und eineRiesenportion Spaghetti Bolognese zu essen und ein oder zwei Gläser Wein zu trinken. Um Viertel nach neun kehrte er zurück, ging ins Wohnzimmer, schaltete den Fernseher ein, holte die noch fast volle Flasche Scotch und ein Glas und stellte beides auf den Tisch. Er setzte sich, legte die Beine hoch, stopfte seine Pfeife, hielt das Feuerzeug daran und paffte ein paar Mal. Jetzt hätte er eine Frau gebraucht, die ihm half, seine Spannungen abzubauen. Er spürte den Druck in seinen Lenden, aber da war niemand, der ihn von diesem Druck befreite. Scheißweiber, fluchte er still vor sich hin und schenkte sich das Glas halb voll. Er trank die braune Flüssigkeit in einem Zug, behielt das Glas aber in der Hand. Er schenkte sich nach, trank einen Schluck und stellte das Glas auf die Armlehne. Um halb zwölf schlief er im Sessel ein. Was er nicht mehr bemerkte, war das Auto, das seit einigen Minuten auf der anderen Straßenseite parkte.

Mittwoch, 19.35 Uhr
     
    Julia Durant stieg in ihren Corsa und fuhr los. Es war kurz nach halb acht, sie hielt an einem Supermarkt, kaufte zwei Dosen Tomatensuppe, fünf Dosen Bier, eine Packung Brot, Salami, eine Dose Thunfisch, zwei Schachteln Gauloises und vier Bananen. Der Briefkasten war leer. Sie stellte die Einkaufstüte auf den Tisch, holte eine Dose Bier heraus, riss den Verschluss ab, trank in schnellen Schlucken und rülpste leise. Sie ließ die Tomatensuppe auf dem Herd warm werden, schmierte sich zwei Scheiben Brot, belegte die eine mit Salami, die andere mit Thunfisch und tat zwei saure Gurken auf den Teller. Dann schaltete sie den Fernsehapparat ein, die Tagesschau und der Wetterbericht. Für die nächsten Tage wurden wieder Regen und Sturm angesagt. Sie aß, trank die Dose Bier aus, stand auf und stellte das Geschirr in die Spüle. Keine Nachrichten auf dem Anrufbeantworter. ImSchlafzimmer zog sie sich einen lockeren Hausanzug an, nahm das Telefon vom Depot und wählte die Nummer ihres Vaters.
    »Hallo, ich bin’s,

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