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Der Jäger

Der Jäger

Titel: Der Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Schlüsse Sie aus diesem Schreiben ziehen, überlasse ich Ihnen. Womöglich habe ich ja auch etwas damit zu tun? Wer vermag schon hinter die Stirn eines scheinbar biederen, feigen Mannes zu blicken?
    Grüßen Sie Carmen ganz herzlich von mir, und richten Sie ihr aus, dass ich sie mehr liebe als alles auf der Welt. Ich werde sie besuchen, sooft es nur geht.
    Mit höflichen Grüßen
    Alexander Maibaum
    Julia Durant gab den Brief Hellmer und setzte sich. Sie drückte die Zigarette aus, zündete sich mit zittrigen Fingern eine weitere Gauloise an und wartete, bis Hellmer und Kullmer mit dem Lesen fertig waren.
    Nachdem Hellmer den Brief auf den Tisch gelegt hatte, sagte er:»Die beiden gehörten offensichtlich doch zusammen. Wer hätte das gedacht? Hat er es gewusst, oder hat er es nicht gewusst? Wenn ja, dann kriegen wir ihn wegen Mitwisserschaft dran.«
    »Scheiße, nein, das schaffen wir nie. Aber ich hätte auch nicht für möglich gehalten, dass die beiden wie Kletten zusammenhängen«, erwiderte Durant. »Ich glaube, ich werde die Menschen nie verstehen.«
    »Keiner versteht sie. Aber wie du vorhin die Contenance bewahrt hast, alle Achtung. Ich weiß nicht, wie ich auf diese Provokation reagiert hätte«, sagte Hellmer.
    »Ich weiß nicht genau, was du meinst, es gab so viele Provokationen.«
    »Na, als sie meinte, dass sie dir auch gerne die …« Er warf einen kurzen Blick auf die Bluse.
    »Ach so, das. Die hat’n Rad ab, das ist alles. Die müsste schon härtere Geschütze auffahren, um mich aus der Reserve zu locken. Aber es stimmt schon, sie hat es mir nicht leicht gemacht. So, und jetzt erst mal Pause.«
    »Wir treffen uns nachher wieder«, sagte Berger und zog seine Jacke über. »Ich gehe etwas essen, was Sie machen, ist mir egal.« Durant saß noch eine Weile mit Hellmer im Büro. Sie unterhielten sich über Carmen Maibaum, diese nach außen so ruhige, scheinbar besonnene Frau, die sich als eiskalte Mörderin entpuppt hatte. Aber unter ihrer schönen Fassade war mit einem Mal eine hässliche Fratze zum Vorschein gekommen. Und Alexander Maibaum? Er würde vermutlich ein noch größeres Rätsel bleiben.
    Sie beschlossen, in ein kleines italienisches Lokal zu fahren und nach dem Essen das Verhör fortzusetzen.

Dienstag, 18.00 Uhr
     
    Julia Durant verließ das Präsidium, setzte sich in ihren Wagen und fuhr vom Hof. Sie hielt am Supermarkt und kaufte ein paar Lebensmittel und Zigaretten. Im Briefkasten waren zwei Rechnungen, die sie ungeöffnet auf den Wohnzimmertisch legte. Sie zog ihre Jacke aus und hängte sie an die Garderobe. Auf dem Anrufbeantworter war eine Nachricht, die sie später abhören wollte. Sie brauchte ein heißes Bad, sie fühlte sich schmutzig. Der Tag war nicht spurlos an ihr vorübergegangen, das Verhör am Nachmittag hatte ihren Eindruck von Carmen Maibaum noch verstärkt. Diese Frau zeigte keine Reue, kein Bedauern, kein Mitleid. Für sie war alles, was sie getan hatte, gerecht gewesen.
    Nach dem Bad zog sie sich nur einen Slip und ein dünnes Trägerhemd an und hörte den Anrufbeantworter ab. Dominik Kuhn. Er bat sie, ihn zurückzurufen.
    Sie nahm den Hörer, setzte sich auf die Couch, legte die Beine auf den Tisch und wählte seine Nummer.
    »Hier Durant. Ich sollte Sie zurückrufen?«, sagte sie.
    »Hallo, Frau Kommissarin. Schön, dass Sie anrufen. Ich wollte eigentlich nur hören, wie Ihr Tag war.«
    »Wollen Sie hören, wie mein Tag war, oder wollen Sie wissen, was die Täterin gesagt hat?«
    »Denken Sie nicht immer so schlecht über Journalisten. Mich interessiert eigentlich nur, wie es einer Polizistin geht, die eine Serienmörderin überführt hat. Ehrlich.«
    »Danke, es geht inzwischen wieder. Ihr Bericht war übrigens gut. Nur die Schlagzeile hätte etwas dezenter ausfallen dürfen.«
    »Wir sind nicht bei der
Rundschau
oder der
Allgemeinen
. Sie kennen doch unseren Stil. Und unsere Leser würden etwas anderes gar nicht akzeptieren. Hätten Sie vielleicht Lust, morgen mit mir essen zu gehen? Oder haben Sie im Augenblick keine Zeit?«
    »Wann und wo?«
    »Ich kenne da ein sehr lauschiges Lokal. Wenn Sie wollen, hole ich Sie ab. Sagen wir um halb neun?«
    Julia Durant grinste. »Sind Sie immer so schnell?«
    »Das bringt mein Job mit sich. Wir müssen stets auf Ballhöhe bleiben. Eine vertane Gelegenheit kommt nicht wieder.«
    »Von was für einer Gelegenheit sprechen Sie?«
    »Zum Beispiel mit einer sympathischen Kommissarin essen zu gehen. Ich würde gerne mehr über Sie

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