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Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
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Das überlasse ich lieber einem richtigen Experten.« Sie kniff ihn in die Rippen, dann lehnte sie sich mit dem Rücken an seine Brust.
    Alle drei beobachteten, wie die Sonne mit einem letzten neckischen Zwinkern im Meer versank. Wenn es nicht gerade stürmte, ließen sie sich auf See niemals einen Sonnenuntergang entgehen. Das Boot schaukelte sanft. In der Ferne funkelten die Lichter eines vorbeifahrenden Tankers. Ansonsten waren sie allein.
    Ein scharfes Bellen ließ Susan zusammenschrecken. Sie hatte gar nicht gemerkt, wie angespannt sie war. Offenbar hatte das seltsame Verhalten der Riffbewohner auf sie abgefärbt.
    »Ruhig, Oscar!«, rief der Professor.
    Erst jetzt fiel Susan auf, dass das vierte Besatzungsmitglied nicht zu sehen war. Der Hund bellte erneut. Der pummelige Queensland-Heeler gehörte dem Professor. Da er allmählich in die Jahre kam und ein wenig arthritisch war, aalte er sich meistens in der Sonne.
    »Ich gehe nach ihm sehen«, meinte Applegate. »Dann seid ihr Turteltauben wenigstens ungestört. Außerdem sollte ich mal das Bordklo aufsuchen und Platz für ein weiteres Foster’s schaffen, bevor ich mich schlafen lege.«
    Der Professor richtete sich ächzend auf und wandte sich zum Bug. Mitten in der Bewegung verharrte er plötzlich und blickte zum dunklen Osthimmel.
    Oscar bellte abermals.
    Diesmal schalt Applegate ihn nicht, sondern rief Susan und Gregg herbei. »Das solltet ihr euch mal ansehen«, sagte er mit leiser, ernster Stimme.
    Susan sprang auf. Gregg folgte ihr. Sie stellten sich neben den Professor.

    »Verdammt noch mal...«, murmelte Gregg.
    »Vielleicht habt ihr jetzt gefunden, was die Delfine an den Strand getrieben hat«, sagte Applegate.
    Im Osten sandte ein breiter Meeresstreifen ein unheimliches Leuchten aus, das sich im Rhythmus der Dünung hob und senkte. Das silbrige Licht wogte und bildete Strudel. Der alte Hund stand knurrend an der Steuerbordreling.
    »Was zum Teufel ist das?«, fragte Gregg.
    Susan trat näher an die Reling. »Davon habe ich schon gehört. Das nennt man Milchsee. Das Phänomen wurde auch im Indischen Ozean beobachtet und wird schon bei Jules Verne erwähnt. 1995 wurde mittels Satellit eine Leuchterscheinung entdeckt, die eine Fläche von mehreren hundert Quadratmeilen einnahm. Das hier ist nur ein kleines Phänomen.«
    »Klein, du meine Güte«, brummte ihr Ehemann. »Aber was ist das? Eine Art rote Flut?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nicht ganz. Die sogenannte rote Flut rührt von starker Algenblüte her. Das Leuchten wird von biolumineszenten Bakterien hervorgerufen, die sich entweder von Algen oder einem anderen Substrat ernähren. Eine Gefahr geht nicht davon aus. Aber ich würde gern...«
    Es rumste, als wäre etwas Großes von unten gegen das Boot gestoßen. Oscars Gebell wurde aufgeregter. Der Hund rannte an der Reling hin und her und streckte den Kopf durch die Abspannung hindurch.
    Sie näherten sich dem Hund und blickten aufs Wasser nieder. Der leuchtende Rand der Milchsee leckte am Kiel der Yacht. Aus der Tiefe stieg etwas Großes auf, mit dem Bauch nach oben, aber noch zappelnd und mit den Zähnen knirschend. Es war ein über sechs Meter langer Tigerhai. Das leuchtende Wasser brodelte und färbte sich rot.
    Plötzlich wurde Susan klar, dass es nicht das Wasser war, was da brodelte, sondern das Fleisch des Tieres, das sich in großen Fetzen löste. Langsam sank der grauenhaft entstellte Hai in die Tiefe. Etwas weiter weg wälzten sich weitere Tiere an der Meeresoberfläche, manche noch im Todeskampf zuckend, andere bereits tot: Schildkröten, Tümmler, hunderte Fische.

    Applegate wich einen Schritt von der Reling zurück. »Offenbar ernähren sich die Bakterien nicht nur von Algen.«
    Gregg drehte sich um. »Susan...«
    Sie vermochte den Blick nicht von dem unheimlichen Schauspiel zu lösen. Obwohl der Anblick sie mit Grauen erfüllte, weckte er auch ihr wissenschaftliches Interesse.
    »Susan...«
    Schließlich wandte sie sich irritiert zu Gregg um.
    »Du bist getaucht«, sagte er und zeigte aufs Meer hinaus. »Stundenlang.«
    »Ja, und? Wir waren alle irgendwann im Wasser. Sogar Oscar ist ein Stück umhergepaddelt.«
    Ihr Mann wich ihrem Blick aus. Schließlich fasste er die Stelle an ihrem Unterarm ins Auge, an der sie sich gerade kratzte. Manchmal scheuerte der Taucheranzug. Seine besorgte Miene lenkte auch ihren Blick zum Unterarm. Sie hatte dort Blasen, und mit dem Kratzen hatte sie alles nur noch schlimmer gemacht.
    Auf einmal

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