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Der Judas-Schrein

Der Judas-Schrein

Titel: Der Judas-Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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des Audis. Auf einmal roch es nach Kaffee und frischem Gebäck. »Das Essen im Krankenhaus ist unter jeder Würde.«
    »Ich dachte mir, dass Sie Hunger haben würden.«
    Zaghaft nahm sie ein Kipferl und biss hinein.
    Körner überholte einen Lieferwagen und wechselte auf den Autobahnzubringer, der aus Wien hinaus führte. Berger sah aus dem Fenster: Graz, Prag und Klagenfurt stand auf den Tafeln angeschrieben.
    »Wohin fahren wir eigentlich? Das Revier liegt…«
    »In einen Ort fünfzig Kilometer südlich von Wien. Wir haben einen neuen Fall.«
    Sie wollte vom Becher nippen und hielt in der Bewegung inne. »Das heißt, Sie sind nicht suspendiert?«
    »Vorerst nicht. Ein junges Mädchen wurde in einer Bar ermordet aufgefunden. Hier sind die Fotos.« Er deutete auf die Flügelmappe im Seitenfach der Beifahrertür.
    Rasch packte sie das Nusskipferl weg, leckte sich den Zucker von den Fingern und blätterte durch die Faxrollen. Aufmerksam studierte sie die Fotos. Offensichtlich entging auch ihr die digitale Zeitangabe am Rand der Fotos nicht, da sie auf die Uhr am Armaturenbrett blickte. »Eine Stunde alt«, murmelte sie.
    Im gleichen Moment ertönte die Kennmelodie der 9.00-Uhr-Nachrichten aus dem Radio.
    »Grein am Gebirge! In den frühen Morgenstunden wurde in einem Ort an der niederösterreichisch-burgenländischen Grenze die Leiche eines Schulmädchens gefunden«, begann der Nachrichtensprecher.
    »Ist das etwa unser Fall?«, platzte Berger heraus.
    Er nickte und schaltete das Radio aus.
    »Was? Wir hören uns das gar nicht an?«
    »Wir machen uns selbst ein Bild davon, sobald wir am Tatort sind.«
    Enttäuscht ließ sie die Schultern sinken. »Warum sind die Medien schon informiert?«
    »Eine Reporterin hat die Leiche entdeckt. Das sind übrigens keine Kripofotos«, informierte er sie. »Die hat der Pressefotograf dieser Reporterin gemacht.«
    Sie runzelte die Stirn. »Hoffentlich zertrampelt uns niemand die Spuren. Bis die örtliche Polizei alles gesichert hat…«
    Er lächelte. In ihrem Alter war er genauso eifrig gewesen. »Keine Sorge, wir haben Rolf Philipp als Spurensicherer. Der braucht zwar doppelt so lange wie andere, dafür findet er jeden Kuchenkrümel auf dem Boden. Wenigstens brauchen wir uns nicht zu beeilen. Bevor er nicht jedes Staubkorn in eine Tüte gesteckt und nummeriert hat, lässt er uns ohnehin nicht ran.«
    Mittlerweile rasten sie über die Südautobahn. Zu dieser Zeit herrschte nicht mehr viel Verkehr auf der Straße. Körners Blick verlor sich hinter den Hügeln am Horizont.
    »Sie kennen Philipp aus früheren Jahren, nicht wahr?«, fragte sie.
    Aus früheren Jahren! Wie das klang! Als sei er ein steinalter Mann. Körner lächelte, als ihm einige Erinnerungen in den Sinn kamen. »Philipp, Basedov und ich waren Mitte der achtziger Jahre in der Gendarmerieschule in Mödling und anschließend am Gendarmerieposten Mödling stationiert. Wir waren jung und ziemlich verrückt. Ich spielte Saxophon in einem Jazzkeller, Philipp und Basedov genossen freien Eintritt, und wenn Philipp nicht gerade sein gesamtes Geld beim Billard verspielte, versoff er es an der Bar mit den neuen Rekruten aus der Kaserne. Wir waren jeden Abend so stockbetrunken, dass wir am nächsten Morgen eher in die Ausnüchterungszelle gehört hätten als auf Streife. Novak war unser Boss. Der graue Fuchs hat uns geschunden, das können Sie sich nicht vorstellen. Ein Wunder, dass er uns damals nicht rausgeworfen hat.«
    »Ich hatte nie das Vergnügen, ihn kennen zu lernen.«
    »Ihr Glück!«
    Sie dachte einen Moment nach. »Der Kripofotograf heißt doch Kralicz -« Sie verhaspelte sich. »Weshalb nennen ihn alle Basedov?«
    Körner schmunzelte. »Erstens geht es uns genauso wie Ihnen: Wir können seinen Namen nicht aussprechen. Und zweitens … haben Sie ihn schon einmal gesehen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Dachte ich mir. Warten Sie es ab, bis wir am Tatort sind und Sie ihn kennen lernen, dann wissen Sie Bescheid.«
    »Aha.« Mehr sagte sie nicht, stattdessen hielt sie die Faxrolle schief. »Was ist das für eine merkwürdige Bar? Gaslight? Klingt wie ein Lokal in einem Provinznest.«
    »Ein ziemlich heruntergekommener Schuppen«, murmelte Körner. Plötzlich war seine gute Laune verflogen. Er merkte, wie sich seine Schultern versteiften und er das Lenkrad so fest umklammert hielt, dass die Knöchel weiß hervortraten. So konnte es verdammt noch mal nicht weitergehen. Er atmete tief durch und versuchte die Schultern zu

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