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Der Jukebox-Mann

Der Jukebox-Mann

Titel: Der Jukebox-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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Alf. Er kann ni…«
    »Versuch dich nicht rauszureden«, sagte Johnny. »Willst du die nun haben oder nicht?«
    »Wie lange?«
    »Das weiß ich nicht. Ich hab die 2304 noch nicht überprüft.« Johnny zeigte zur Tanzfläche. »Das dauert vielleicht Monate.«
    Morén spähte hinter sich. Er sah aus, als wäre ihm übel.
    »Was hast du da denn angeschleppt? Was ist das für ein Fabrikat?«
    »Jensen IMA, eine J-80.«
    »Welches Jahr?«
    »Fünfundfünfzig.«
    »1855?«
    Elisabeth lachte auf, ein kurzes, klares Lachen. Morén starrte sie misstrauisch an.
    »80 Wahlmöglichkeiten«, sagte Johnny.
    »Das sind ja nur vierzig Platten«, sagte Morén.
    »Dann läufst du nicht Gefahr, so viele kaputtzumachen.«
    »Hast du neue dabei?« Morén schien den letzten Satz nicht gehört zu haben, aber Johnny wusste, dass er ihn gehört hatte und nicht vergessen würde.
    »Ja«, sagte Johnny, »das ist schließlich mein Job.« Er stieg aus dem Auto. »Und die gebratenen Platten musst du mir bezahlen.«
    Morén ging zum Kofferraum. Er beugte sich über die Box wie über eine Leiche.
    »Woher kommt die? Aus welchem Land?«
    »Dänemark.«
    »Dänemark?« Morén kaute an dem Wort wie an einem altbackenen Brötchen. »Dänemark. Hätte ich mir doch denken können. Die sieht aus, als käme sie geradewegs von Nyhavn.«
    Stimmt genau, dachte Johnny. Nicht geradewegs, aber in Nyhavn ist sie gewesen. Jörgensen, die dänische Agentur, hatte die Box aus einer zwielichtigen Bodega nahe des Fähranlegers über den Sund transportiert. Schon da war das Plexiglas gesplittert. Johnny hatte sie gratis dazugekriegt für einen Notfall, wenn es mal nicht so aufs Aussehen ankam. Dieser Notfall war jetzt eingetreten.
    »Was machen wir mit der Wurlitzer?«, fragte Morén.
    »Stell sie in den Schatten, wo es trocken ist«, sagte Johnny. »Im Haus.«
    »Nimmst du sie nicht mit?«
    »Im Duett? Wie soll die denn da reinpassen, Morén?«
    »Ist ja schon gut.«
    »Du kannst sie mir im Dodge bringen«, sagte Johnny.
    Er sah Moréns Sierra Kombi unter einer Eiche links von der Tanzfläche stehen. Das Auto war genauso lang wie die Tanzfläche. Es hätte auch ein Schiff sein können. Der Mond war inzwischen aufgegangen und warf bleiche Schatten aufs Land. Über dem See lag ein Schimmer, der wie Neonlicht aussah.
    »Sie ist nachmittags gekocht worden«, sagte Morén, »plötzlich ist es so verdammt heiß geworden.« Er wandte sich an Elisabeth, als ob sie das Pech mit der Jukebox besser verstehen würde. »Alf ist auf die Idee gekommen, als die Leute anfingen sich zu sonnen. Er hat geglaubt, die Box würde mehr Leute anziehen, wenn sie draußen steht.«
     
    Über das Wasser trieb Nebel. Der Lichtschimmer mischte sich mit dem Nebel. Ein Kahn wurde durch die feuchte Luft dort draußen gerudert und verschwand. Johnny hörte einen Eistaucher. Es war ein einsamer Laut.
    Sie standen auf dem Steg. Das Café hinter ihnen war an diesem Abend ein verlassener Ort. Einige Jugendliche hatten unten auf der Minigolfbahn gespielt, aber sie waren jetzt auf dem Weg nach Hause. Andere waren aufgetaucht und gleich wieder abgehauen, als sie feststellten, dass die Platten in der Jukebox zu Asphalt geworden waren.
    Elisabeth stand still neben ihm, lauschte auf den Schrei des Eistauchers. Er sah, dass sie Gänsehaut auf den Oberarmen hatte, obwohl der Abend immer noch warm war.
    Sie hatte ihre Haare im Auto wieder zu einem Pferdeschwanz hochgebunden. Ihr Gesicht mit der leichten Stupsnase war ohne Geheimnisse. In einem Auge hatte sie eine Spur von Grau, er hatte es zum ersten Mal an einem Tag gesehen, als die Sonne hoch am Himmel stand. Das war lange her.
    Plötzlich dachte er daran, wie sie sich kennen gelernt hatten. War das vierundfünfzig gewesen? Oder noch dreiundfünfzig? Jedenfalls einige Jahre bevor er Aufsteller wurde und sich die erste Box anschaffte. Das Lokal, in dem er sie aufgestellt hatte, war nicht weit von hier entfernt.
    Vorher hatte er auf dem Bau gearbeitet, einen gepachteten Kiosk betrieben, war mit Haushaltsgeräten gereist, vorwiegend mit Staubsaugern. Himmel. Als er mit den Staubsaugern reiste, war die Erinnerung an die Militärzeit noch ganz nah gewesen.
    An Elisabeths erstem Arbeitstag hinterm Tresen hatte er eine Tasse Kaffee bei Lisas getrunken. Das war das erste Mal gewesen. Die Jahrmarktsbetreiber, bei denen er damals arbeitete, hatten ihre Buden in einem Ort auf der anderen Seite des Moors aufgebaut. Einige Jahre später stellte er die erste Box in Lisas

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