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Der Jukebox-Mann

Der Jukebox-Mann

Titel: Der Jukebox-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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Café auf. Da war sie verheiratet. Da hatte sie einen Sohn. Da war es lange her, seit sie ein Paar gewesen waren, wenn man es überhaupt so nennen konnte. Nein. Kein Paar, wenn man damit etwas meinte, das über längere Zeit ging. Johnny wusste nicht viel von ihr, und er hatte auch nicht viel von sich selbst erzählt.
    »Du hättest vorhin was sagen müssen«, sagte sie in das Schweigen hinein. Die Worte klangen laut.
    »W… wie?«
    »Als Morén mit der Krücke aufs Autodach geschlagen hat. In dem Augenblick hättest du was sagen müssen.«
    »Hmh.«
    »Nicht ›hm‹, Johnny. Ich hatte dir gerade von Lennarts Geburtstag erzählt und dich zu seinem Fest eingeladen.«
    Jetzt sah er den Eistaucher. Er glitt dort draußen in scharfem Profil dahin. Johnny hörte Ruderschläge und sah den Kahn von der anderen Seite aus dem Nebel kommen, der sich etwas gelichtet hatte, aber immer noch einen besonderen Schimmer hatte. Der Eistaucher hörte die Ruderschläge auch, er drehte den Kopf und das perfekte Profil zerbrach.
    »An dem Tag hab ich auch Geburtstag«, sagte er und drehte sich zu ihr um. »Das wollte ich wohl in dem Moment sagen. Am neunundzwanzigsten.«
    »Das wusste ich nicht.«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Ich erinnere mich ja selbst kaum noch dran.«
    »Sag so was nicht.«
    »Aber es ist so.«
    »Dann musst du uns erst recht besuchen kommen.« Sie sah plötzlich gleichzeitig froh und erstaunt aus. »Dass du nichts gesagt hast.«
    »Ich weiß nicht, ob ich kann. Wenn ich in der Nähe bin.«
    Sie hob einen Finger.
    »Einmal im Monat kommst du doch immer vorbei, oder? Ich meine, auf deiner üblichen Runde. Und das ist immer gegen Ende des Monats. Also dürftest du am neunundzwanzigsten in der Nähe sein.«
    »Vielleicht bin ich das.«
    »Zitronencreme«, sagte sie, »und etwas zu essen.«
    »Das klingt gut.«
    »Kein Schnaps.«
    »Nein, bloß nicht.«
    »Und hinterher … auch nichts. Du kriegst keinen Drink.«
    Er sah sie wieder an. Sie schaute übers Wasser. Das mit dem Drink hatte sie in normalem Ton gesagt, und das wusste er zu schätzen. Darüber gab’s nicht viel zu reden. Niemand wollte über so was reden, höchstens die Antialkoholiker. Sie hatte ihn gesehen. Wie er sich steif und vorsichtig bewegt hatte, so wie Betrunkene gehen. Einmal hatte er immer wieder vergeblich versucht, eine Platte zu wechseln. Aber an jenem Abend waren alle Platten in der Box doppelt gewesen, aus dem 100er-Magazin war ein 200er-Magazin geworden, die Platten hatten A-, B-, C- und D-Seiten. Sie hatte es gesehen, jedoch nichts gesagt, nicht soweit er sich erinnerte, aber von manchen Abenden und Nächten war ihm ohnehin nicht viel in Erinnerung geblieben. Er hatte gelacht. Er hatte gerufen. Vielleicht hatte er geweint, die Tränen der Besoffenen, die schlimmste Art zu weinen, schlimmer als ihr Lachen. Er hatte sie einige Male angerufen, nachts. Morgens erinnerte er sich selten an die Gespräche, aber nachmittags kehrte die Erinnerung wie ein schwarzer Schatten zurück und schnürte das Zwerchfell zusammen. Manchmal genügte schon ein Erinnerungsfetzen oder der Anklang einer Erinnerung. So hatte er an manchem Nachmittag gedacht, wenn das Motorgeräusch in seinem Kopf laut und quälend gewesen war. Es gab verschiedene Erinnerungen oder verschiedene Arten sich zu erinnern. Aber all das gehörte zusammen.
    Es gab andere Gespräche in der Nacht, mit anderen. Oder es hatte sie gegeben. Er hatte sich verändert. Elisabeth wusste das, vielleicht, aber sie wusste nicht, wie sehr er sich verändert hatte. Er wusste selbst nicht, was geschehen war. Was ihn veranlasst hatte, sich mehr nach klaren Morgen als nach diffusen Abenden und ausradierten Nächten zu sehnen. Klare Morgen, ohne Qual. Es war immer noch ein neues Gefühl, anders. Der Alkohol war Flucht gewesen, und er wusste immer noch nicht, warum er keinen mehr trank.
    »Ich hab aufgehört«, sagte er jetzt.
    Der glühende Nebel dort draußen war verschwunden, genau wie der Kahn und der Eistaucher. Jetzt war der See verlassen.
    »Das hab ich mir schon fast gedacht«, sagte sie.
    »Trotzdem hast du das mit dem Drink gesagt.«
    »Ja.«
    Mehr nicht. Nur ein einfaches Wort. Das ist gut, dachte er.
    »Wie alt wirst du?«, fragte sie.
    Er antwortete nicht.
    »Hast du das auch vergessen?«
    »Ich bin ein alter Mann«, sagte er. »Bald zu alt für diese Arbeit.«
    Er wurde durch ein Geräusch von dort oben unterbrochen. Morén hatte das Gewimmer von Fiedel-Olle gedrückt, vielleicht um sie zu

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