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Der Junge, der Ripley folgte (German Edition)

Der Junge, der Ripley folgte (German Edition)

Titel: Der Junge, der Ripley folgte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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nicht ganz so reich wie Howard Hughes, doch miteinem Vermögen, das immer noch in die Hunderte von Millionen Dollar ging und das er mit Nahrungsmitteln gemacht hatte: Delikatessen, Gesundheitskost und Diätprodukte. Tom erinnerte sich an den Nachruf deshalb so genau, weil nie geklärt werden konnte, ob er sich selbst von der Klippe auf seinem Anwesen hinabgestoßen und somit Selbstmord begangen hatte oder ob es ein Unfall gewesen war. John Pierson hatte sich auf der Klippe gern den Sonnenuntergang angeschaut und ein Geländer dort nicht haben wollen, weil es die Aussicht gestört hätte.
    Kaa-rack!
    Tom schrak von der Flügeltür zurück, riß die Augen weit auf und spähte hinaus – er wollte sehen, ob die Glasfenster seines Gewächshauses heil geblieben waren. Dann setzte der Wind ein, und etwas rasselte die Dachziegel hinab, hoffentlich nur ein Zweig.
    Héloïse las eine Zeitschrift und achtete nicht auf das Unwetter.
    »Ich muß mich umziehen«, sagte Tom. »Du bist nicht zum Essen verabredet, oder?«
    » Non, chéri. Ich gehe nicht vor fünf. Du wirst aber auch immer wegen der falschen Sachen nervös. Das Haus ist sehr stabil gebaut!«
    Tom konnte noch nicken, aber es schien nur natürlich, nervös zu sein, wenn überall Blitze einschlugen. Er nahm die Tribune vom Tisch, ging nach oben, duschte, rasierte sich und träumte vor sich hin. Wann würde der alte Plisson sterben – eines natürlichen Todes, versteht sich? Nicht daß er und Héloïse Geld brauchten, noch mehr Geld, das ganz und gar nicht. Aber der Mann saß ihm im Nacken, ein klassischer Fall, wie die böse Schwiegermutter. Selbstverständlich war Jacques Plisson auch Anhänger Chiracs. Als er angekleidet war, öffnete Tom das Seitenfenster seines Zimmers: Wind und Wasser peitschten sein Gesicht; er sog die regennasse Luft tief ein, fand sie erfrischend und erregend, schloß aber das Fenster sofort wieder. Was für ein guter Geruch, Regen auf trockener Erde! Er ging in Héloïses Zimmer und versicherte sich, daß die Fenster geschlossen waren. Der Regen rann zischend die Scheiben hinab. Madame Annette zog gerade die Überdecke ordentlich über die Kissen des Doppelbetts, in dem Héloïse und er geschlafen hatten.
    »Alles ist sicher, Monsieur Tomme «, sagte sie, klopfte zum Schluß ein Kissen glatt und richtete sich auf. Ihr kleiner, stämmiger Körper schien vor Energie zu sprühen, wie bei einer viel jüngeren Frau. Sie war Ende Sechzig, doch sie hatte noch viele Jahre vor sich. Der Gedanke beruhigte Tom.
    »Ich schau mal schnell nach dem Garten«, sagte er, drehte sich um und verließ das Zimmer.
    Er lief die Treppe hinunter, zur Haustür hinaus und nach hinten zum Rasen. Die Stöcke mit den Bindfadenschlingen standen noch, die Sonnenblumen, Crimson Sunbursts, nickten wie verrückt mit den Köpfen, aber der Wind würde sie nicht umwehen, ebensowenig wie die fransigen orangeroten Dahlien, seine Lieblingsblumen.
    Blitze zuckten aus dem schiefergrauen Himmel im Südwesten. Tom stand da, das Gesicht naß vom Regen, und wartete auf den Donner, der hochmütig dahinrollte, ein hohles Grollen, als reiße etwas.
    Was, wenn der Junge von neulich abend Frank Pierson wäre? Sechzehn Jahre, das paßte schon eher als die neunzehn, die Billy ihm genannt hatte. Aus Maine, nicht aus New York. Als Pierson senior starb, hatte die Tribune da nicht ein Foto der ganzen Familie gebracht? Zumindest eines vom Vater, obwohl Tom sein Gesicht nicht mehr vor sich sah. Oder war das in der Sunday Times gewesen? Aber an den Jungen von vor drei Tagen erinnerte er sich genauer als sonst an Menschen. Sein Gesicht war ernst, fast grüblerisch; er lächelte nur selten. Ein fester Mund und gerade, dunkle Brauen. Und der Leberfleck auf der rechten Wange, vielleicht nicht groß genug, um auf einem gewöhnlichen Foto aufzufallen, doch immerhin ein Kennzeichen. Der Junge war höflich gewesen, aber auch vorsichtig.
    » Tomme! Komm herein!« Héloïse stand in der Flügeltür.
    Tom rannte zu ihr.
    »Willst du, daß dich der Blitz erschlägt?«
    Tom trat die Schnürstiefel auf dem Türvorleger ab. »Ich bin gar nicht naß. Mir ist etwas eingefallen!«
    »Was denn? Trockne dein Haar.« Sie reichte ihm ein blaues Handtuch aus der Toilette im Erdgeschoß.
    »Roger kommt heute nachmittag um drei.« Tom wischte sich über das Gesicht. »Ich muß meinen Scarlatti üben. Heute vormittag und auch nach dem Essen.«
    Héloïse lächelte. Im Regenlicht zeigten sich in ihren blaugrauen Augen

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