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Der Junge, der Ripley folgte (German Edition)

Der Junge, der Ripley folgte (German Edition)

Titel: Der Junge, der Ripley folgte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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lavendelblaue Linien, die wie Radspeichen von den Pupillen ausliefen. Tom fand das hinreißend. Er fragte sich, ob sie für diesen Tag bewußt ein lavendelblaues Kleid gewählt hatte. Wahrscheinlich nichts weiter als ein ästhetischer Glücksfall.
    »Ich wollte gerade selber üben«, erwiderte Héloïse spitz, »als ich dich wie einen Idioten auf dem Rasen herumstehen sah.« Sie ging zum Cembalo, setzte sich kerzengerade hin und schüttelte die Hände aus – wie ein Profi, dachte Tom.
    Er ging in die Küche. Madame Annette räumte den Schrank über der Anrichte rechts neben der Spüle aus. Hoch auf dem dreibeinigen Schemel stehend, wischte sie mit einem Staubtuch eine Gewürzdose nach der anderen sauber. Es war zu früh, das Mittagessen vorzubereiten, und ihren Einkaufsgang ins Dorf hatte sie wohl auf den Nachmittag verschoben, wegen des Gewitters.
    »Wollte nur mal einen Blick in die alten Zeitungen werfen«, sagte Tom. Er stand auf der Schwelle zum nächsten Flur, der nach rechts zu Madame Annettes Zimmer führte, und beugte sich über einen Korb mit zwei Griffen, ursprünglich für Feuerholz, in dem sie die alten Zeitungen aufbewahrten.
    »Suchen Sie etwas Bestimmtes, Monsieur Tomme ? Kann ich helfen?«
    »Danke, nein – ich hab’s gleich. Amerikanische Zeitungen suche ich. Das schaffe ich schon«, sagte Tom zerstreut, während er die Tribunes vom Juli durchblätterte. Nachrufe oder Nachrichten, das war die Frage. Allerdings meinte er sich zu erinnern, die Pierson-Meldung sei auf der rechten Seite in einer Spalte oben links erschienen, mit einem Foto. Er brauchte nur rund zehn Zeitungen durchzusehen, die anderen hatte sie schon weggeworfen. Tom ging auf sein Zimmer. Dort fand er mehr Zeitungen, doch nicht den Bericht über John Pierson.
    Von hier oben klang Héloïses Bach-Invention nicht schlecht. War er etwa eifersüchtig? Fast hätte er laut gelacht. Würde sein Scarlatti heute nachmittag (in Roger Lepetits Ohren natürlich) womöglich nicht so gut klingen wie Héloïses Bach? Nun mußte Tom tatsächlich lachen; er stemmte die Hände in die Hüften und betrachtete enttäuscht das Häuflein Zeitungen auf dem Fußboden. Der Who’s Who, dachte er, und ging über den Flur zu einem der beiden vorderen Turmzimmer, ihrer Bibliothek. Tom nahm das Buch aus dem Regal, fand aber keinen Eintrag über John Pierson. Er versuchte es mit der amerikanischen Ausgabe, die älter war als die britische, doch ohne Ergebnis. Beide Bände waren etwa fünf Jahre alt. Und ein Mann wie John Pierson hatte unter Umständen keine Genehmigung für einen Eintrag erteilt.
    Héloïse hatte die Invention zum drittenmal gespielt und schloß mit einem zart ausklingenden Akkord.
    Würde der Junge, der sich Billy nannte, wieder vorbeikommen? Vermutlich schon.
    Nach dem Mittagessen übte er seinen Scarlatti. Er konnte jetzt ohne eine Pause im Garten mehr als dreißig Minuten lang konzentriert spielen, ein Fortschritt verglichen mit der Viertelstunde, als er vor Monaten angefangen hatte. Roger Lepetit (alles andere als petit, dachte Tom, ein großer, untersetzter junger Mann, Typ französischer Schubert mit Brille und Lockenkopf) sagte, Gartenarbeit ruiniere die Hände, wenn man Klavier oder Cembalo spiele, doch Tom zog einen Kompromiß vor: Er wollte die Gartenarbeit nicht ganz aufgeben, aber vielleicht konnte er das Ausrupfen von Kreuzblumen und anderem Unkraut ihrem Aushilfsgärtner Henri überlassen. Schließlich hatte er nicht vor, Konzertcembalist zu werden. Das ganze Leben war ein Kompromiß.
    Um Viertel nach fünf sagte Roger Lepetit gerade: »Das hier ist Legato. Auf dem Cembalo kostet das Legato wirklich Mühe.«
    Das Telefon klingelte.
    Tom hatte versucht, die richtige Mischung aus Spannung und Entspannung zu finden, um das einfache Stück richtig zu spielen. Nun atmete er tief durch, stand auf und entschuldigte sich. Héloïse war oben, zog sich nach ihrem Unterricht für den Besuch bei den Eltern um. Tom hob unten ab.
    Héloïse hatte schon auf ihrem Zimmer abgenommen, sie sprach französisch. Tom erkannte Billys Stimme und unterbrach sie.
    »Mr. Ripley«, sagte Billy. »Ich war in Paris. Sie wissen, wegen dieser Sache mit der auberge. Es war – interessant.« Der Junge klang schüchtern.
    »Hast du was herausgefunden?«
    »Ein bißchen… Und ich dachte, das könnte Sie amüsieren. Wenn Sie heute abend gegen sieben kurz Zeit hätten?«
    »Heute abend paßt gut«, sagte Tom.
    Sie legten auf, so schnell, daß Tom nicht mehr fragen

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