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Der junge Gelehrte

Der junge Gelehrte

Titel: Der junge Gelehrte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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Hand meines Advokaten ist es nicht—
    (Damis setzt sich wieder an den Tisch .)
    Anton . Nicht? oh! die Leutchen muessen mehr als eine Hand zu schreiben wissen.
    Chrysander . Zu geschwind ist es beinahe auch. Kaum sind es acht Tage, dass ich ihm geschrieben habe.
    Sollte er das Ding in der kurzen Zeit schon haben untersuchen koennen? Von wem hast du denn den Brief bekommen, Anton?
    Anton . Von Lisetten.
    Chrysander . Und Lisette?
    Anton . Von dem Brieftraeger, ohne Zweifel.
    Chrysander . Aber warum bringt denn der Kerl die Briefe nicht mir selbst?
    Anton . Sie werden sich doch in den Haenden, wodurch sie gehen, nicht veraendern koennen?
    Chrysander . Man weiss nicht—Gleichwohl aber lassen sich die Gruende, die er anfuehrt, hoeren. Ich muss also wohl den sichersten Weg nehmen und dir, mein Sohn—Aber, ich glaube gar, du hast dich wieder an den Tisch gesetzt und studierst?
    Damis . Mein Gott! ich habe zu tun, ich habe sogar viel zu tun.
    Chrysander . Drum mit einem Worte, damit ich dich nicht um die Zeit bringe: die Heirat mit Julianen war nichts als ein Gedanke, den du wieder vergessen kannst. Wann ich es recht ueberlege, so hat doch Valer das groesste Recht auf sie.
    Vierter Auftritt
    46
    Der junge Gelehrte
    Damis . Sie betruegen sich, wenn Sie glauben, dass ich nunmehr davon abgehen werde.—Ich habe alles wohl ueberleget, und ich muss es Ihnen nur mit ganz trocknen Worten sagen, dass eine boese Frau mir helfen soll, meinen Ruhm unsterblich zu machen; oder vielmehr, dass ich eine boese Frau, an die man nicht denken wuerde, wann sie keinen Gelehrten gehabt haette, mit mir zugleich unsterblich machen will. Der Charakter eines solchen Eheteufels wird auf den meinigen ein gewisses Licht werfen—
    Chrysander . Nun wohl, wohl; so nimm dir eine boese Frau; nur aber eine mit Gelde, weil an einer solchen die Bosheit noch ertraeglich ist. Von der Gattung war meine erste selige Frau. Um die zwanzigtausend Taler, die ich mit ihr bekam, haette ich des boesen Feindes Schwester heiraten wollen—Du musst mich nur recht verstehen: ich meine es nicht nach den Worten.—Wann sie aber boese sein soll, deine Frau, was willst du mit Julianen?—Hoere, ich kenne eine alte Witwe, die schon vier Maenner ins Grab gezankt hat; sie hat ihr feines Auskommen: ich daechte, das waere deine Sache; nimm die! Ich habe dir das Maul einmal waessrig gemacht, ich muss dir also doch etwas darein geben. Wann es einmal eine Xanthippe sein soll, so kannst du keine bessre finden.
    Damis . Mit Ihrer Xanthippe! ich habe es Ihnen ja schon mehr als einmal gesagt, dass Xanthippe keine boese Frau gewesen ist. Haben Sie meine Beweisgruende schon wieder vergessen?
    Chrysander . Ei was? mein Beweis ist das Abc−Buch. Wer so ein Buch hat schreiben koennen, das so allgemein geworden ist, der muss es gewiss besser verstanden haben als du. Und kurz, mir liegt daran, dass Xanthippe eine boese Frau gewesen ist. Ich koennte mich nicht zufriedengeben, wenn ich meine erste Frau so oft sollte gelobt haben. Schweig also mit deinen Narrenspossen; ich mag von dir nicht besser unterrichtet sein.
    Damis . So wird uns gedankt, wenn wir die Leute aus ihren Irrtuemern helfen wollen.
    Chrysander . Seit wenn ist denn das Ei klueger als die Henne? he? Herr Doktor, vergess Er nicht, dass ich Vater bin und dass es auf den Vater ankoemmt, wenn der Sohn heiraten soll. Ich will an Julianen nicht mehr gedacht wissen—
    Damis . Und warum nicht?
    Chrysander . Soll ich meinem einzigen Sohne ein armes Maedchen aufhaengen? Du bist nicht wert, dass ich fuer dich so besorgt bin. Du weisst ja, dass sie nichts im Vermoegen hat.
    Damis . Hatte sie vorhin, da ich sie heiraten sollte, mehr als jetzt?
    Chrysander . Das verstehst du nicht. Ich wusste wohl, was ich vorhin tat: aber ich weiss auch, was ich jetzt tue.
    Damis . Gut, desto besser ist es, wann sie kein Geld hat. Man wird mir also nicht nachreden koennen, die boese Frau des Geldes wegen genommen zu haben; man wird es zugestehen muessen, dass ich keine andere Absicht gehabt als die, mich in den Tugenden zu ueben, die bei Erduldung eines solchen Weibes noetig sind.
    Chrysander . Eines solchen Weibes! Wer hat dir denn gesagt, dass Juliane eine boese Frau werden wird?
    Damis . Wenn ich nicht, wie wir Gelehrten zu reden pflegen, a priori davon ueberfuehrt waere, so wuerde ich es schon daraus schliessen koennen, weil Sie daran zweifeln.
    Chrysander . Fein naseweis, mein Sohn! fein naseweis! Ich habe Julianen auferzogen; sie hat viel Wohltaten bei

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