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Der junge Gelehrte

Der junge Gelehrte

Titel: Der junge Gelehrte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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hast, auch herbei! Soll ich meine Arbeit in fremden Haenden sehen? Soll ich zugeben, dass sich eine haessliche Dohle mit meinen praechtigen Pfauenfedern ausschmuecke? Mach bald! oder ich werde andre Massregeln ergreifen.
    Anton . Was wollen Sie denn? Ich habe nicht einen Buchstaben mehr von Ihnen.
    Damis . Gleich wende alle Taschen um!
    Anton . Warum auch nicht? Wenn ich sie umwende, so faellt ja alles heraus, was ich darin habe.
    Damis . Mach und erzuerne mich nicht!
    Anton . Ich will ein Schelm sein, wenn Sie nur ein Staeubchen Papier bei mir finden. Damit Sie aber doch Ihren Willen haben;—hier ist die eine; da ist die andre—Was sehen Sie?—Da ist die dritte; die ist auch leer.—Nun kommt die vierte—(Indem er sie umwendet, fallen die Briefe heraus.)—Zum Henker, die verfluchten Briefe! die hatte ich ganz vergessen—(Er will sie geschwind wieder aufheben.) Damis . Gib her, gib her! was fiel da heraus? Ganz gewiss wird es wieder etwas von mir sein.
    Anton . So wahr ich lebe, es ist nichts von Ihnen. An Sie koennte es eher noch etwas sein.
    Damis . Halte mich nicht auf; ich habe mehr zu tun.
    Anton . Halten Sie mich nur nicht auf. Sie wissen ja, dass ich nun bald wieder auf die Post gehen muss. Ich weiss, es sind Briefe da.
    Damis . Nun so geh, so geh! Aber durchaus zeige mir erst, was du so eilfertig aufhobst. Ich muss es sehen.
    Anton . Zum Henker! wenn das ist, so brauche ich nicht auf die Post zu gehen.
    Damis . Wieso?
    Anton . Nu, nu! da haben Sie es. Ich will hurtig gehen. (Er gibt ihm den Brief und will fortlaufen.) Damis (indem er ihn besieht) . Je, Anton, Anton! das ist ja eben der Brief aus Berlin, welchen ich erwarte.
    Ich kenn ihn an der Aufschrift.
    Anton . Es kann wohl sein, dass er es ist. Aber, Herr Damis, werden Sie nur—nur nicht ungehalten. Ich hatte es, bei meiner armen Seele! ganz vergessen—
    Funfzehnter Auftritt
    61
    Der junge Gelehrte
    Damis . Was hast du denn vergessen?
    Anton . Dass ich den Brief, beinahe schon eine halbe Stunde, in der Tasche trage. Mit dem verdammten Plaudern!—
    Damis . Weil er nun da ist, so will ich dir den dummen Streich verzeihen.—Aber, allerliebster Anton, was muessen hierin fuer unvergleichliche, fuer unschaetzbare Nachrichten stehen! Wie wird sich mein Vater freuen! Was fuer Ehre, was fuer Lobsprueche!—O Anton!—ich will dir ihn gleich vorlesen—(Bricht ihn hastig auf.)
    Anton . Nur sachte, sonst zerreissen Sie ihn gar. Nun da! sagte ich's nicht?
    Damis . Es schadet nichts; er wird doch noch zu lesen sein.—Vor allen Dingen muss ich dir sagen, was er betrifft. Du weisst, oder vielmehr du weisst nicht, dass die Preussische Akademie auf die beste Untersuchung der Lehre von den Monaden einen Preis gesetzt hat. Es kam mir noch ganz spaet ein, unsern Philosophen diesen Preis vor dem Maule wegzufangen. Ich machte mich also geschwind darueber und schrieb eine Abhandlung, die noch gleich zur rechten Zeit muss gekommen sein.—Eine Abhandlung, Anton—ich weiss selbst nicht, wo ich sie hergenommen habe, so gelehrt ist sie. Nun hat die Akademie vor acht Tagen ihr Urteil ueber die eingeschickten Schriften bekanntgemacht, welches notwendig zu meiner Ehre muss ausgefallen sein. Ich, ich muss den Preis haben und kein andrer. Ich habe es einem von meinen Freunden daselbst heilig eingebunden, mir sogleich Nachricht davon zu geben. Hier ist sie; nun hoere zu.
    “Mein Herr,
    “Wie nahe koennen Sie einem Freunde das Antworten legen ! Sie drohen mir mit dem Verluste Ihrer Liebe, wenn Sie nicht von mir die erste Nachricht erhielten, ob Sie oder ein anderer den akademischen Preis davongetragen haetten. Ich muss Ihnen also in aller Eil' melden, dass Sie ihn nicht—(stotternd) bekommen haben und auch—(immer furchtsamer) nicht haben—bekommen koennen.—”
    Was? ich nicht? und wer denn? und warum denn nicht?—
    “Erlauben Sie mir aber, dass ich als ein Freund mit Ihnen reden darf .”
    So rede, Verraeter !
    “Ich habe Ihnen unmoeglich den schlimmen Dienst erweisen koennen, Ihre Abhandlung zu uebergeben .—”
    Du hast sie also nicht uebergeben, Treuloser? Himmel, was fuer ein Donnerschlag !—So soll mich deine Nachlaessigkeit, unwuerdiger Freund, um die verdienteste Belohnung bringen?—Wie wird er sich entschuldigen, der Nichtswuerdige?
    “Wenn ich es frei gestehen soll, so scheinen Sie etwas ganz anders getan zu haben, als die Akademie verlangt hat . Sie wollte nicht untersucht wissen, was das Wort Monas grammatikalisch bedeute? wer es zuerst gebraucht

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