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Amerika!: Auf der Suche nach dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten (German Edition)

Amerika!: Auf der Suche nach dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten (German Edition)

Titel: Amerika!: Auf der Suche nach dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geert Mak
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    Niemand konnte sagen, wann das große Feiern genau losgegangen war. Es gab Leute, die behaupteten, dass es bereits gleich nach dem Krieg angefangen hatte, sofort nach dem VJ-Day am 14. August 1945, als alle auf der Straße tanzten und der aus Deutschland geflohene Jude Alfred Eisenstaedt auf dem Times Square für Life das Foto seines Lebens machte, von einem Matrosen, der, von Sinnen vor Freude, einer Krankenschwester einen Kuss auf die Lippen drückt.
    Es waren die Monate, in denen die GIs aus allen Ecken der Welt wiederkamen, die Jahre, in denen plötzlich jeder die Taschen voller Geld hatte, denn auch in Amerika war aller Luxus jahrelang beschränkt und rationiert gewesen. Nun konnte man auf einmal wieder Waschmaschinen kaufen, und Radios, und den neuesten Chevrolet. General Electric überflutete das Land mit luxuriösen Erfindungen: Küchenmaschinen, Toastern, Bohnermaschinen, UKW -Radios, Heizdecken und was es sonst noch so gab. Angepriesen wurden sie von dem idealen TV-Werbemann: Ronald Reagan, dem beliebten Schauspieler, der auf diese Weise auch lernte, sich selbst zu verkaufen. Alte Ideale wurden zurückgestellt, selling out wurde zu einem Begriff – man machte eine Arbeit, die einem keinen Spaß bereitete, mit der man jedoch sehr gut verdiente. Es waren die Monate und Jahre, in denen die Engländerin Vera Lynn das Herz der Amerikaner rührte: A kiss won’t mean »Goodbye« but »Hello to love« . Ja, damals fing alles an, mit diesem Kuss auf dem Times Square.
    Es war weitaus weniger romantisch, sagen andere. Es begann vielmehr, als der ganz normale Alltag wieder Einzug hielt. »Fang deine Geschichte einfach mit der genialen Erfindung der Levitts an«, bekam ich zu hören. »Die hat alles erst in Gang gesetzt.« Bill Levitt, sein Bruder Alfred und ihr Vater Abraham waren die Ersten, die Fertighäuser in Serie produzierten. Die Auswirkungen ihrer Erfindung sind vergleichbar mit denen des Fließbands von Henry Ford im Jahr 1913. Aufgrund einer durchdachten Konstruktion und einer äußerst ausgeklügelten Planung konnte Bill Levitt ein einfaches, solides Haus für kaum mehr als 8000 Dollar liefern. Das Basismodell war mit zwei Schlafzimmern und einem Dachboden wie geschaffen für eine junge Familie. Es war der Ford T unter denen Häusern. Und doch gab es bereits jeden Luxus in der Grundausstattung: Das Wohnzimmer verfügte über einen Ofen, und auch ein Fernseher war eingebaut, in der Küche standen ein Kühlschrank und eine Waschmaschine von Bendix. Für 250 Dollar Aufpreis bekam man ein Auto dazu. Wer jetzt zuschlug, war bereit für die Zukunft.
    Auf einem riesigen Kartoffelfeld in Hempstead, zwanzig Meilen von Manhattan entfernt, errichteten die Levitts 1946 die ersten Häuser. Innerhalb von zwei Jahren entstand dort eine ganze Stadt. Im Juli 1948 wurden pro Woche 180 Häuser produziert, 1952 wohnten auf dem ehemaligen Kartoffelacker 82 000 Menschen in 17 000 Häusern. Vor allem frühere GIs, die oft eine ordentliche Abfindung in der Tasche hatten, wurden ins nagelneue Levittown gelockt. Die Reklameanzeigen sparten nicht mit Versprechungen, die Raten waren großzügig. »Uncle Sam und das größte Wohnungsbauunternehmen der Welt bieten Ihnen die Möglichkeit, in einem attraktiven Haus zu wohnen, in einer wunderbaren Umgebung, ohne dass es Sie ein Vermögen kostet …« – » All yours for $ 58. You are a lucky fellow, Mr. Veteran .« Sie fanden reißenden Absatz.
    Es waren nicht nur die Häuser, überall in dem seltsamen Übergangsbereich zwischen Stadt und Land entstanden Gemeinschaften von Männern und Frauen, die gemeinsam einen neuen Weg wählten. »Vor fast jedem Haus in den hundert Meilen langen, sich windenden Straßen von Levittown steht ein Dreirad oder ein Kinderwagen«, notierte ein Reporter von Time im Sommer 1950. »In Levittown erstirbt am Mittag zwischen zwölf und zwei das Leben: Zeit für ein Mittagsschläfchen.«
    Mit Levittown begannen die suburbs zu explodieren – ein Wort, das mehr beinhaltet als nur »Außenbezirk« oder »Vorstadt«, ein Begriff, der für eine ganze Kultur, für eine eigenständige Form des Wohnens und Zusammenlebens steht. Die Suburb war für zahllose GIs der Start ins moderne Leben, » time for things like wedding rings «, ein risikoloses Abenteuer, das alle Neuankömmlinge einband. Es waren junge Familien, die nicht davor zurückschreckten, Schulden zu machen; großzügige Konsumenten, weil sie praktisch noch nichts besaßen; Kinder armer irischer,

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