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Der junge Häuptling

Der junge Häuptling

Titel: Der junge Häuptling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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also bist du der Häuptling. Und für die Bärenbande vermagst du doch zu sprechen?«
    »Zusammen mit diesen beiden alten Ratsmännern, die du an meiner Seite siehst, bin ich befugt, eure Vorschläge entgegenzunehmen«.
    »Sehr gut. Das ist ein Weg, auf dem wir weiterkommen können. Du hast vorhin auch deutlich genug ausgesprochen, daß du dich nicht auf bestimmte Jagdgründe versteifst, sondern Zugeständnisse machen willst? Ihr lebt jetzt am Horse Creek und da herum. Könnt ihr nicht ebensogut am ›White River‹ leben?«
    »Dort haben andere Gruppen der Dakota ihre Zelte.«
    »Mag sein. Aber die gehen dich nichts an. Du hast selber gesagt, daß du für sie nicht einstehen kannst. Bleiben wir also bei der Bärenbande. Ihr könntet zum Beispiel hier … hier, siehst du … und wir würden dir eine erhöhte Rente zahlen.«
    »Weiß Oberst Jackman, daß er Tokei-ihto jetzt beleidigt, oder weiß er es nicht? Oberst Jackman mag sich von seinem Scout Fred Clarke erzählen lassen, ob Tokei-ihto eure Renten nötig hat.«
    Der Oberst blickte verlegen und etwas unwillig auf den Genannten, und die Lippen des Dakota verzogen sich in leisem Spott, als er sah, wie Fred Clarke seinem Feind einen beißenden Blick zusandte.
    Red Fox fürchtete wohl, daß Tokei-ihto den Waffenhandel zur Sprache bringen werde. Aber der Dakota sagte nichts weiter, und Jackman nahm wieder das Wort.
    »Ach, du verzichtest? Du scheinst durchaus von der edlen Sorte Tabak zu sein, sozusagen. Aber deinen Kriegern willst du doch einige fette Weiden sichern, ja? Das ist nicht unter deiner Würde?«
    »Für welche Krieger?«
    »Für die der Bärenbande, davon sprechen wir ja, wenn du es nicht schon wieder vergessen haben solltest. Wieviel seid ihr? So zirka dreißig bis vierzig? Mit Weibern und Kindern etwa hundert bis hundertfünfzig.«
    »Oberst Jackman scheint uns bereits gezählt zu haben.«
    »Mehr könnt ihr nicht sein. Eine Handvoll Leute! Die müssen sich doch mit Anstand unterbringen lassen! Such dir auf der Karte aus, was du für sie haben willst! Es gibt hier zwischen unseren schwarzen Linien nicht nur schlechtes Land, es gibt auch ein paar ganz brauchbare Stücke Boden, aus denen sich etwas machen läßt!«
    »Ich habe keine Vollmacht, für mich und die Söhne der Großen Bärin allein zu wählen.«
    »Vollmacht! Vollmacht! Hier geht es doch nicht um juristische Haarspaltereien, sondern um Tatsachen! Eine ganze Reihe von Dakotahäuptlingen hat schon einzeln mit uns abgeschlossen …«
    »Mit wem?«
    »Nicht mit mir persönlich, aber ich kann dir die Unterschriften zeigen, wenn es dich interessiert.«
    »Ja.«
    Jackman öffnete eine Mappe, die neben ihm auf der Bank gelegen hatte, und holte ein paar Blätter heraus.
    »Bitte!« Er überreichte sie Tokei-ihto. »Das Totem deiner diversen Kollegen, die nicht schreiben können, wird dir bekannt sein.«
    Der Indianer nahm die Blätter und las eines nach dem anderen durch. Leise übersetzte er seinen beiden Begleitern, was darauf stand. Jackman hatte nicht übertrieben. Ein halbes Dutzend Unterschriften unter Verkaufsverträge über Dakotaland lag bereits vor, darunter auch die Unterschrift eines Oberhäuptlings über die Abgabe eines bedeutenden Landstrichs.
    Der Oberst lächelte triumphierend.
    »Du hast dich überzeugt, Häuptling Tokei-ihto? Die Angelegenheit ist schon in vollem Gang. Du wirst dich rasch mit uns einigen müssen, wenn du nicht schlecht abschneiden willst. Laß uns ganz offen von Mann zu Mann sprechen. Eure Sache ist verloren! Ihr seid wie Ertrinkende: Ein jeder von euch muß sehen, wie er noch einen Strohhalm ergreift. Entschließe dich schnell! Ich habe auch für dich einen ähnlichen Vertrag bereit.«
    Der Dakota starrte noch immer auf die Blätter mit den Unterschriften.
    »Diese Männer hatten Brandy getrunken, als sie unterschrieben.« Er zerriß die Blätter, ehe es jemand verhindern konnte, und warf die Fetzen auf den Tisch.
    Jackman sprang auf.
    »Roter Hund! Was erdreistest du dich!«
    »Einen Verrat zu verhindern!«
    »Was heißt Verrat! Diese sehr ehrenwerten Männer haben rechtsgültige Verträge mit uns geschlossen. Was du getan hast, ist mehr als eine Unverschämtheit, es ist offene Rebellion, und ich werde dich nach unseren Gesetzen als einen Aufrührer bestrafen lassen!«
    »Wir befinden uns im Land der Dakota, und die weißen Männer können nicht über uns richten«, erwiderte der Häuptling ohne Unruhe. »Die Verträge, die ich zerrissen habe, waren auch nicht

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