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Der junge Häuptling

Der junge Häuptling

Titel: Der junge Häuptling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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hatte und jetzt in ein langsameres Tempo fiel. Das Rudel mit Tobias mußte ihn bald erreicht haben.Tobias gewann das Freie. Er atmete tief und hastig nach dem wilden Lauf und blickte sich um. Die Herde und die sie verfolgenden Jäger hatten sich weit zerstreut. Einzelne Büffel, auch kleine Rudel, galoppierten ohne feste Richtung. Tobias hörte sie. Vor seinen Augen tauchten bald einige Büffel und bogenspannende Jäger auf, bald verschwanden sie wieder zwischen den Bodenwellen. Ein einzelner angeschossener Stier galoppierte vorüber; ein Dakota hatte ihn am Schwanz gefaßt und wollte ihn festhalten. Tobias mußte lachen, als er die tollen Bocksprünge des Jägers sah. Dann begriff er, daß auch für ihn die Jagd noch nicht zu Ende war. Das Rudel, das den Leitstier erreichte, hatte haltgemacht und gewendet. Bösartig schauten die Tiere auf den Indianer. Der Büffel war ein ängstliches Tier, das Wölfe und Jäger floh, aber wenn es gereizt war, wurde seine Angriffslust sehr gefährlich. Tobias machte sich an einem sanften Hang im Präriegras möglichst unsichtbar. Er besaß kein Pferd mehr und mußte feststellen, daß er auch Flinte und Pistole verloren hatte. Es war ihm nicht angenehm, daß der Leitstier ihn bemerkt hatte und ihn in seiner verwirrten Wut offenbar annehmen wollte. DasTier steuerte im Galopp mit hochgestelltem Schwanz auf Tobias zu.
    Tobias sprang auf. Er warf den Tomahawk unter Aufbietung aller Kraft und traf den Bullen gegen die Stirn, aber der schüttelte die Waffe ab wie eine lästige Fliege. Es blieb dem Kundschafter nichts übrig, als sein Heil in der Flucht zu suchen, aber er wußte im voraus, daß sie nicht viel Aussicht hatte. Ein Büffel war schnell wie ein Mustang.
    Tobias rannte einen Hang hinauf, ohne sich umzusehen. Hinter sich vernahm er die Sprünge des näher kommenden Stiers. Tobias tat der Atem schon weh bis tief in die Brust; sein Herz ging in klopfenden Stößen; in den Seiten fühlte er Schmerzen wie Messerstiche. Er schlug Haken, wendete und rannte wieder abwärts. Aber der Büffel hatte die Wendung bemerkt und kam hinterher. Tobias hatte einen Teil seines Vorsprungs eingebüßt. Es gab keinen Baum, nicht einmal einen Strauch, hinter dem er Deckung finden konnte. Nach ein paar verzweifelten Zickzacksprüngen stürzte er mit langgestreckten, steifen Gliedern wie ein zu Tode gehetzter Hase.Der Bulle schien zu wissen, daß er sich jetzt Zeit lassen konnte. Er kam im Trab herbei, die Erde mit einem Horn pflügend, daß der Staub aufflog. Als er vor Tobias stand, um in zu zerstoßen und zu zerstampfen, fand der Indianer noch die Geistesgegenwart, dem Tier die Weste über die Augen zu werfen. Die gefährlichen Hörner schauten durch die Ärmellöcher heraus. Der geblendete Stier raste und stieß den Indianer in den Rücken. Tobias verspürte einen heftigen Schmerz. Er konnte sich kaum mehr rühren, und mit dem Messer in der Hand erwartete er den Tod. Von den umhergaloppierenden Dakota schien keiner auf ihn zu achten.
    Doch …
    Der wilde Büffeljagdruf der Dakota war erklungen. Der Bulle stockte in seinem Angriff. Unter dem Eindruck des feindlichen Lautes schien er zu zögern. Tobias wandte für einen Herzschlag den Blick von ihm ab und suchte mit den Augen nach dem möglichen Retter. Tokei-ihto auf seinem Falbhengst kam den Hügelhang herunter. Noch einmal stieß er den dumpfen Ruf aus, der den Bullen verwirrte und in seinem Angriff auf Tobias aufhielt.Das Tier hatte die Weste zerfetzt, äugte bösartig nach seinem neuen Feind und ließ von seinem ersten Opfer ab.
    Der Dakota kam heran. Sein Hengst bockte und stieg; er scheute die drohenden Hörner. Der Stier stellte sich, um Reiter und Pferd aufzuspießen. Dem Falben verwirrte die Todesangst die Sinne, er ging mit allen vieren in die Luft. Der Wille und die Gewandtheit seines Reiters aber zwangen ihn wieder zu zitterndem Gehorsam. Tobias starrte auf den Häuptling, und unter dem Eindruck dessen, was jetzt geschah, vergaß er die eigene Gefahr. Der Hengst, der sein Schicksal in die Hand des Reiters gegeben hatte, gehorchte jedem leisen Druck. Mit erregten, tänzelnden Schritten näherte er sich dem Untier, das den Kopf warf, als mache es eine Probe. Der Dakota wollte dem Büffel zur Seite kommen, um den tödlichen Pfeil versenden zu können. Der Stier aber kannte seinen Vorteil, und mit überraschender Plötzlichkeit ging er vor, um Pferd und Reiter zu fassen.
    Der Mustang machte einen kühnen Satz und gelangte über den Kopf des

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