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Der Junge im Mond: Wie mein Sohn mir half, die Welt zu verstehen (German Edition)

Der Junge im Mond: Wie mein Sohn mir half, die Welt zu verstehen (German Edition)

Titel: Der Junge im Mond: Wie mein Sohn mir half, die Welt zu verstehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Brown
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immer vollen, blau-weißen Geschirr-Abtropfständer (immer waschen wir gerade irgendetwas ab, eine Pipette, eine Spritze, eine Flasche oder einen Messbecher für ein Medikament) nach einem Sauger (aber der richtige Sauger, einen, dessen Öffnung ich zu einem X vergrößert habe, damit er die angedickte Flüssigkeit durchlässt) und nach einer Saugerkappe aus Plastik. Dann den Sauger in die Kappe, das befriedigende Plopp , wenn er richtig sitzt. Ab in die Mikrowelle, die die Keimdrüsen schrumpfen lässt.
    Wieder drei Treppen hoch. Walker versucht immer noch, sich den Kopf einzuschlagen. Warum macht er das? Weil er sprechen will, es aber nicht kann? Weil – das ist meine neueste Theorie – er nicht all das tun kann, was er bei anderen Menschen sieht? Ich bin sicher, dass er weiß, wie sehr er sich von den anderen unterscheidet.
    Ich trage ihn in das Bett im Zimmer seiner älteren Schwester Hayley im dritten Stock, wo ich schlafe, damit ich in seiner Nähe sein kann. Hayley schläft inzwischen unten mit ihrer Mutter in unserem Schlafzimmer, damit die beiden etwas Schlaf bekommen. So wechseln wir uns ab, durch Walker zu Schlafzimmer-Beduinen reduziert. Weder Johanna noch ich haben seit acht Jahren auch nur zwei Nächte hintereinander durchschlafen können. Wir arbeiten beide tagsüber. Nach den ersten sechs Monaten habe ich aufgehört, zu registrieren, wie müde ich war: Meine Tage und Nächte wurden einfach elastischer und glichen sich einander an.
    Ihn aufs Bett legen. Oh, scheiße noch mal – ich habe die Pumpe vergessen! Eine Kissenwand um ihn herum errichten, damit er nicht abhaut oder aus dem Bett fällt, während ich in das andere Zimmer flitze. Erinnere dich: vier Kubikzentimeter Chloralhydrat (oder waren es sechs?), die ihm verschrieben wurden, damit er schlafen kann und um seinen Hang zur Selbstverletzung zu dämpfen. (Ich habe diese Dosis einmal ausprobiert: wie ein doppelter Martini. William S. Burroughs flog von der Schule, weil er als Jugendlicher damit experimentiert hat.) Wieder die Pumpe einstellen, das vertraute, regelmäßige, leise Jaulen neu starten, seinen nächtlichen Puls.
    Schließlich sinke ich neben ihm ins Bett und ziehe den zappelnden Jungen an mich. Er fängt wieder an, sich gegen den Kopf zu schlagen, und weil wir keine annehmbare Form kennen, ihn mechanisch daran zu hindern, halte ich seine kleine, rechte Hand in meiner eigenen großen, rechten Hand und drücke sie herunter. Was dazu führt, dass er sein anderes Ohr mit seiner linken Hand erwischt. (»Er ist ein Genie, wenn es darum geht, sich selbst zu verletzen«, sagte neulich sein Lehrer zu mir.) Ich packe seine Linke mit meiner Linken, die ich hinter seinen Kopf geschoben habe. Da beginnt er sich mit seiner rechten Ferse in den Schritt zu treten, so hart, dass ich zusammenzucke. Ich lege mein großes Bein über sein kleines und meine rechte Hand (die immer noch seine rechte Hand hält) auf seinen linken Oberschenkel, um ihn ruhig zu halten. Er ist stärker, als er aussieht. Unter seinen vogelähnlich wirkenden Gliedern ist er hart wie Granit. Er haut sich die Ohren zu Brei, wenn ihn niemand daran hindert.
    Natürlich gibt es die Möglichkeit, dass all diese Maßnahmen nichts nützen. Ab und zu bewirkt das Chloralhydrat das Gegenteil und verwandelt ihn in einen kichernden Betrunkenen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass man die ganze Zeremonie eine Stunde später noch einmal wiederholen muss. Wenn er erkältet ist – acht bis zehn Mal im Jahr –, hustet er so stark, dass er alle zwanzig Minuten wach wird. Manchmal weint er stundenlang ohne erkennbaren Grund. Es gibt Nächte, da klappt gar nichts, und Nächte, da ist er wach und quicklebendig, lacht und spielt und krabbelt auf mir herum. So müde, wie ich bin, ich habe nichts gegen solche Nächte: Er sieht sehr schlecht, aber im Dunkeln geht es uns ähnlich, und ich weiß, dass ihn das glücklich macht. In der Nacht gibt es Phasen, in denen er nicht anders ist als jeder andere normale, lebhafte Junge. Ich muss beinahe weinen, wenn ich Ihnen das so sage.
    Heute Nacht habe ich Glück: Ich kann fühlen, wie er nach zehn Minuten wegdriftet. Er hört auf zu grummeln, streichelt sein Fläschchen, dreht mir den Rücken zu und presst seinen knochigen kleinen Hintern an meine Hüfte, ein sicheres Zeichen. Er schläft ein.
    Ich eile ihm nach. Trotz all dieser nächtlichen Alpträume – den Jahren verzweifelter Sorgen, Krankheiten und chronischen Schlafmangels, dem Chaos, das er in unserem

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