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Der Junge mit den blauen Haaren

Der Junge mit den blauen Haaren

Titel: Der Junge mit den blauen Haaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Loesel
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seinem Kuss macht Kay deutlich, dass wir zusammengehören, und alle es wissen sollen.
Die Mitteilung, die sich dahinter versteckt, ist ebenso einfach, wie deutlich:
Sollte irgendjemand es wagen, Kim ein Leid zuzufügen, bekommt er es mit mir zu tun!
Die Adressaten seiner Aktion stehen vermutlich kurz vor einem Herzinfarkt, aber ich bin plötzlich viel zu sehr Hormon gesteuert, als dass mich dieser Gedanke auch nur länger als eine Mikrosekunde beschäftigen kann.
„Wirklich alles in Ordnung mit dir?“, fragt Kay, als wir uns voneinander lösen.
„Ja“, sage ich und meine es dieses Mal auch wirklich so, „jetzt ja!“
„Dann lass uns endlich frühstücken! Ich sterbe vor Hunger!“, grinst Kay.
Das vollbeladene Tablett, mit dem er kurze Zeit später zu unserem Tisch marschiert, spricht Bände.
Ich begnüge mich mit einem Brötchen und einem Apfel, während Kay sich mit gesundem Appetit einmal quer durch die reichhaltige Auslage futtert.
Grinsend beobachte ich ihn, während ich mir der Blicke unserer Mitschüler unangenehm bewusst bin. Nun, nicht alle Blicke sind unangenehm für mich.
Rheenas, zum Beispiel, hat den Effekt einer Wärmflasche auf meinem flatternden Magen, und ich beruhige mich.
Jedenfalls gerade mal so lange, bis ich Miriams vor Falschheit triefende Stimme vernehme.
„Nach der Unmenge an Kalorien zu urteilen, die du zu dir nimmst, Kay, hast du heute wohl schon Hochleistungssport betrieben.“
Nicht nur mich trifft ihre Aussage wie ein Faustschlag mitten ins Gesicht.
Man muss nicht Einstein sein, um zu verstehen, was Miriam wirklich damit sagen will.
Kay, der mir gerade das Obstmesser reichen wollte, zuckt zusammen … und ich ebenfalls.
Allerdings ist dies dem Schmerz geschuldet, der mich augenblicklich durchfährt.
„Autsch“, kommentiert Miriam trocken und beißt ungerührt in ihr Toastbrot.
Der eben noch schreckensstarre Kay erwacht aus seiner Starre.
„Oh Gott, Kim“, ruft er, „es tut … mir leid. Ich … das hab ich … entschuldige!“
Rheena reagiert umsichtiger.
Sie springt auf und läuft zu Mrs. Pennyfox. Dann eilt sie mit einigen frisch gewaschenen und gestärkten Geschirrtüchern zu mir und presst sie auf meinen heftig blutenden Zeigefinger.
Warum blutet man an den Fingern nur immer so doll?
„Du solltest zu Miss Viola gehen“, sagt sie, während Kay kreideweiß neben mir sitzt und ausnahmsweise mal zu nichts zu gebrauchen ist.
„Wieso?“, frage ich, nur um überhaupt etwas zu sagen. Und um festzustellen, ob meine Stimme noch da ist.
„Miss Viola hat einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert“, gibt Rheena bereitwillig Auskunft. „Kay?“
„Hmm?“
„Kay!“
„Ich … ja? Oh, Rheena, danke, vielen Dank. Großer Gott, was ist denn nur …“
Rheena legt beruhigend ihre Hand auf Kays Schulter.
„Würdest du Kim zu Miss Viola bringen?“, fragt sie dann und sieht Kay aufmerksam an.
Vermutlich traut sie es ihm in diesem Moment nicht wirklich zu.
Kay springt, wie aus einer Trance erwacht, auf. Sein Blick, eben noch irgendwo im nirgendwo, ist wieder klar.
„Selbstverständlich. Himmel, warum habe ich daran nicht selbst gedacht? Ähm, Kim, Kleines“, wendet er sich an mich, „kannst du gehen?“
Miriam und Nelly-Melly-Silvia rollen angewidert mit ihren Augen.
„Hey“, lächle ich und wedele mit meiner Hand vor seinem Gesicht herum, was ich besser nicht getan hätte –der Schmerz ist überwältigend -, „ich habe mich nur geschnitten.“
„Nein!“, ruft Kay heftig aus und ich zucke zusammen, „nicht du hast dich geschnitten. Ich war das!“
Jetzt verstehe ich Kays ungewöhnliche Reaktion.
Als die Sache mit der Juckpulver-Allergie passierte, war er schließlich nicht so kopflos und hat umgehend dafür gesorgt, dass ich Hilfe bekomme.
Dass er heute Morgen so apathisch reagiert, liegt nicht etwa daran, dass er möglicherweise kein Blut sehen kann – nein – er macht sich Vorwürfe, mich verletzt zu haben.
„Oh Gott, Kay“, flüstere ich, als ich kapiere, „das war ein Unfall! Du kannst nichts dafür.“
Kays Adamsapfel hüpft aufgeregt in seiner Kehle. Obwohl er sich nichts sehnlicher wünscht, als von seinen Schuldgefühlen freigesprochen zu werden, weiß ich, dass er mir nicht glaubt. So leicht wird er es mir nicht machen. Und sich erst Recht nicht.
„Lass‘ uns gehen!“, sagt er tonlos und legt seinen Arm um meine Taille.

31)

    E inige Tage später erinnert nur noch ein schmales Klammerpflaster an das blutige Frühstück.
Nachdem Miss Viola mich verarztet hat und

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