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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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sein schienen.
    An Deck fragte er David: »Wie alt sind Sie, Mr. Winter?«
    »In der nächsten Woche werde ich dreizehn.«
    »Sie haben Ihre Vorgesetzten mit ›Sir‹ anzureden, Mr. Winter.«
    David nickte verdattert, erinnerte sich und sagte klar und deutlich: »Aye, aye, Sir!«
    »Sie scheinen ja wenigstens nicht schwachsinnig zu sein. Das ist mehr, als man heute von manchem der ›Jungen Herren‹ sagen kann. Sie sollen Offizier des Königs werden, daher steht Ihnen die Anrede ›Sie‹ zu. Aber wenn Sie Ihre Pflichten schlecht erfüllen, werde ich Sie ›Dummer Lausebengel‹ und Schlimmeres schelten, und der Bootsmann wird seinen Stock auf Ihrer Hose tanzen lassen. Also bilden Sie sich nichts ein!«
    »Nein, Sir!«
    Der ›Erste‹ wandte sich zum Achterdeck: »Mr. Simmons!« Ein junger Bursche, vielleicht ein bis zwei Jahre älter als David, lief auf sie zu.
    »Nehmen Sie sich einen Mann, der die Seekiste trägt, und bringen Sie Mr. Winter ins Cockpit. Mr. Morrison soll ihm seinen Platz zuweisen. Mr. Haddington ist Einweiser!«
    »Aye, aye, Sir. Mr. Winter ins Cockpit bringen. Mr. Haddington ist Einweiser.«
    Wieder eine Handbewegung zur Entlassung.
    Der junge Bursche rief einen Seemann heran: »Trag Mr. Winters Kiste ins Cockpit!« Zu David sagte er: »Los, ich geh' voraus!«
    David folgte ihm den Niedergang hinunter ins untere Deck und prallte vor dem Gestank zurück, der ihm entgegenschlug. Unwillkürlich hielt er die Hand vor die Nase.
    Simmons sah zurück und grinste schadenfroh: »Das ist nichts für feine Herren. Daran mußt du dich gewöhnen. Das stinkt nach Bilgewasser, Schweiß, Urin, Schimmel und allem möglichen. Nun komm schon, du Muttersöhnchen!«
    David trottete hinter ihm her, mußte sich anstrengen, um im Halbdunkel seinen Weg zu finden, und zog den Kopf vor dicken Balken ein.
    »Hinter uns ist die Offiziersmesse«, erklärte ihm Simmons auf dem Weg zum Mittelschiff, »hier haben die Deckoffiziere ihre Kammern. Und dort ist unsere Unterkunft. Weiter vorn schläft die Mannschaft!«
    Er schlug einen Vorhang zurück und schob David vor sich her in einen stickigen, halbdunklen Raum, in dem etwa ein Dutzend Jungen und Männer um eine Holztafel saßen.
    »Mr. Morrison, der Käpt'n schickt Ihnen einen Neuen für unsere Menagerie. Mr. Haddington soll Einweiser sein.«
    »Verdammt und zugenäht!« rief eine dunkle Stimme von der Mitte der Tafel, »bin ich denn eine Amme für Seebabies?«
    David sah im Schummerlicht einen breitschultrigen Mann von etwa fünfundzwanzig Jahren mit wirrem schwarzen Haar.
    »Nein«, mischte sich jetzt ein anderer ein, »du bist aber der Liebling des Ersten und darfst den Schulmeister spielen, während wir die Arbeit tun müssen.«
    Haddington parierte sofort: »Ach, Gilbert Marsh, der ewige Neidhammel. Von dir könnten sie auch nur lernen, wie man immer wieder durchs Leutnantsexamen fällt.«
    »Dir werde ich die Fresse einschlagen, du Klugscheißer«, richtete sich der Angesprochene auf und stand mit eingezogenem Kopf da, um nicht an die Decke zu stoßen.
    »Halt!« rief Mr. Morrison vom Kopf des Tisches, »ich habe nichts gegen eine Schlägerei. Aber ich warte auf den Fraß, den man hier Mittagessen nennt. Und den laß ich mir von zwei Hitzköpfen nicht verderben. Ruhe jetzt, sonst kriegt ihr eine Runde Prügel von uns allen. Und du, du neuer Milchbart, setz dich hin und such dir einen Napf, der halbwegs sauber ist. Essen wirst du ja wohl selbst können.«
    David drückte sich an ein Ende des Tisches, und der Seemann schob ihm seine Seekiste unter den Hintern, so daß er sich automatisch hinsetzte. Zwei junge Burschen, kaum älter als David, schleppten einen Holzzuber herein, aus dem eine Schöpfkelle ragte.
    »Zugelangt nach Seniorität!« rief Mr. Morrison, der kein junger Mann mehr war, wie David jetzt erkennen konnte, sondern schon graues Haar an den Schläfen und graue Stoppeln am Kinn hatte.
    Als ihm der Zuber zugeschoben wurde, füllte sich David eine Kelle in den Napf und starrte zweifelnd auf den Brei.
    »Erbsen und Schweinefleisch«, sagte sein Nachbar, »der übliche Donnerstagsfraß. Nimm dir einen Becher und etwas Dünnbier aus dem Krug, damit du das Zeug runterbringst. Viel Zeit hast du nicht.«
    David fand das Essen schmackhafter, als er nach dem Aussehen vermutet hatte. Aber kaum kratzte er den Boden seines Napfes aus, da schrillten Pfeifen, und Stimmen brüllten: »All hands, alle Mann an Deck! Klar zum Auslaufen!«
    Alle sprangen auf, Haddington rief

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