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Der Kalligraph Des Bischofs.

Der Kalligraph Des Bischofs.

Titel: Der Kalligraph Des Bischofs. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Titus Müller
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aber es donnerte und blitzte draußen, als sei das Böse auferstanden. Die
     unsichtbare Kraft warf sich so stark gegen die Tür, daß die Angeln sich bogen. Wie feindliche Pfeile, die eine Ritze, ein
     Loch suchten, prasselten Regentropfen auf das Dach, unermüdlich erstarkten sie zu Wogen und Böen.
    Biterolf lauschte. Da waren kurze, tiefere Aufschläge zu hören zwischen all dem Zischen des Regens. Es klang, als klopfte
     jemand an sein Dach, als wollte jemand herein. Er konnte den Geruch des kühlen, brackigen Regens auf der Zunge schmecken.
     Das Toben dort draußen gab ihm das Gefühl, als schrumpfe die Schreibstube immer mehr zusammen, als rückten die Wände näher,
     um ihn zu erdrücken.
    Plötzlich ein Prasseln gegen die Tür, harte Geschosse, Angriffe in unregelmäßiger Folge.
Hagelschauer
, sagte er sich, während ihm Kälte den Rücken hinaufzog.
Wo bist du, mein Kleiner?
Was, wenn die Dämonen draußen Farro in Stücke rissen?
    Biterolf hielt sich die Hände wie Scheuklappen an die Schläfen und legte das Kinn ab, so daß er nur noch den kleinen Lichtraum
     zwischen den Buchrücken sehen konnte. Vielleicht ist Gott ganz anders, als die Menschheit denkt?
Vielleicht ist er ein Gott des Krieges, und seine Engel sind gerüstete Streiter …
Die kleine Flamme zuckte nach unten, als wolle sie sich unter das Hageltrommeln ducken.
     
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Nein! Ich glaube an den Gott, der liebt. Meine Flamme mag klein geworden sein, aber ich lasse sie nicht verlöschen.
    Säcke von Erbsen aus Eis wurden auf dem Dach ausgeschüttet. Und immerwährend das Zischen der Regentropfen. Wenn es noch lange
     so ging, würde das Dach nicht dicht halten, und dann konnte Wasser auf die Pergamente und Bücher tropfen.
    Schob sich da nicht das Klappern von eisenbeschlagenen Wagenrädern zwischen das Sturmgeknister? Jetzt, ganz deutlich. Biterolf
     schlich zur Tür und öffnete sie. Schlagartig erlosch das Licht hinter ihm. Weiße Hagelkörner prasselten auf den nachtschwarzen
     Hof nieder, vollführten einen Tanz aus wild peitschenden, kleinen Sprüngen. Sie trafen auch auf einen Wagen inmitten des Hofes,
     der von dunklen, nassen Gestalten umringt war. Die Gestalten, in Klerikerroben gekleidet, hoben Truhen herab. Fünf von ihnen
     trugen einen schwarzen Kasten zum Bischofspalast, andere einen Reisealtar; ihm folgten die weiteren Truhen.
    Dann erblickte Biterolf den Legaten. »Du Ausgeburt der Hölle«, murmelte er. Mochten alle anderen Legaten rechtschaffene Boten
     sein, diesen hatten Claudius’ Widersacher gerufen, und er war gekommen, ihn zu vernichten. Es mußte ein Dämon sein.
    Das Mondlicht beschien einen sorgfältig gestutzten Kinnbart, aus dem Wasser tropfte, und aufgedunsene, volle Wangen. Während
     die anderen die Kapuzen über die Köpfe gezogen hatten, ruhte die des Legaten ungenutzt auf dem Rücken. Hagel und Regen flossen
     ihm den Hals hinunter, aber er stand aufrecht, schien mit dem Wetter einen Bund geschlossen zu haben. Mit unsichtbarer Macht
     regierte er seine Mannen, ließ sie nicht ruhen, bis der Wagen entladen und vor den Stall geschoben war. Sie bewegten sich
     wie Strohpuppen, die er mit Fäden hierhin und dorthin ziehen konnte, die arbeiteten, ohne auch nur ein Wort der Erklärung
     gehört zu haben. Nur einmal wagte einer von ihnen, an den Legaten heranzutreten. Biterolf preßte erwartungsvoll |394| die Lippen aufeinander, während der Mann unhörbare Worte sprach.
    Der Legat antwortete ihm mit einem Schlag ins Gesicht, nicht gewaltig, aber demütigend, und daraufhin küßte der Geschlagene
     den Saum des dunkelgrauen Legatengewands. Ohne zu zögern, reihte er sich wieder in die Schar der anderen ein, und sie schirrten
     trotz des peitschenden Regens die Pferde ab, führten sie in den Stall.
    Meine Pläne sind zunichte,
dachte Biterolf.
Wie soll man diesen Mann zu einem gnädigen Urteil bewegen? Der Bischof ist verloren.
In diesem Augenblick wandte der Legat ihm das Gesicht zu, die Züge regungslos, von ungerührter Festigkeit. Biterolf zuckte
     zusammen. Konnte die Höllengeburt Gedanken lesen? Er zwang sich mit aller Kraft, im Türspalt stehenzubleiben. Es wäre ein
     Schuldgeständnis, jetzt zurückzuweichen.
    Kurz darauf schritt der Legat hinter seinem hellgewandeten Gefolge durch die Tür des Palastes, ohne Eile, mit der Gewißheit
     des Raubvogels, der die Beute schon in den Krallen hält.
     
    Kurz nachdem Biterolf die Tür wieder geschlossen hatte, drang ein Winseln und Jaulen durch das

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