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Der Kalligraph Des Bischofs.

Der Kalligraph Des Bischofs.

Titel: Der Kalligraph Des Bischofs. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Titus Müller
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der Stirnseite
     durch die Tür trat, wurde die Luke gerade von einem Mädchen geschlossen.
    Augenblicklich erlosch das Tageslicht, und rötlicher Feuerschein spielte im Raumesinneren auf vier Tischen, die von Schemeln
     gesäumt waren. An der Stirnseite hatte man aus Feldsteinen einen Kamin aufgeschichtet. Darin prasselte ein helles Feuer, über
     dem ein gerupfter Vogel hing. Immer wenn sich ein Fetttropfen löste, zischten die Flammen auf.
    »Seid gegrüßt«, sagte Germunt, und als das Mädchen sich umwandte, lächelte er sie an: »Habt Dank für dieses Fenster – es hat
     mir den Weg zu Euch gewiesen.«
    Sie schaute kurz zu den geschlossenen Fensterläden, dann lächelte sie auch und deutete auf einen Tisch, auf dem ein Talglicht
     flackerte. »Wenn der Herr Wolfsjäger nichts dagegen hat, mögt Ihr Euch zu ihm setzen.«
    |12| Ein Mann mit rabenschwarzem Schopf war der einzige Gast. Er musterte Germunt mitleidig. »Kommt nur herüber. Ihr seht recht
     erfroren aus.«
    »Ich bin’s, ich bin’s«, lachte Germunt. Er setzte sich auf einen Schemel und riß sich die Stiefel von den Füßen. Harte Klumpen
     Schnee fielen auf den Boden.
    »Mit diesem Schuhwerk seid Ihr durch den Schnee gelaufen?«
    »Vor sechs Sonntagen waren die Stiefel noch neu.« Germunt löste sich die Decke von den Schultern und entblößte ein abgewetztes
     Lederwams.
    »Also kommt Ihr von weit her? Der Abend scheint unterhaltsamer zu werden, als ich erwartet hatte. Wollen wir uns nicht zum
     Feuer setzen, bevor Ihr erzählt? Ihr habt Wärme nötig, und ich kann einen Blick auf dieses Rebhuhn werfen, daß es nicht schwarz
     wird. Ich bin Otmar.« Der Mann streckte ihm die Hand entgegen, und Germunt ergriff sie, nannte seinen Namen. Als der Jäger
     seinen Schemel zum Feuer trug, sah ihm Germunt nach, ein kurzes Zögern im Blick. Dann folgte er dem Schwarzschopf.
    Kaum hatte er Platz genommen, ertönte es: »Willkom men . Kann ich dem Herrn etwas bringen?« Ein kleiner Kerl mit einem grauen Haarkragen um den kahlen Kopf blickte Germunt fragend
     an. Die braune Haut und die dunklen Augen wiesen ihn als Romanen aus.
    »Diesen Vogel dort bratet Ihr sicher für«, Germunt stockte, »den Wolfsjäger?«
    »Ich geb Euch gern die Hälfte ab«, kam Otmar dem Wirt zuvor. »Bringt uns nur ein wenig Honigwein, damit unserem Freund hier
     warm wird.«
    Und seine Zunge sich löst,
ergänzte Germunt in Gedanken. »Nein, für mich nur einen Krug heiße Milch.« Er griff sich unter das Lederwams und holte das
     kleine Säckchen hervor, das vor kurzer Zeit noch dem Karrenlenker gehört hatte. Mit einem raschen Blick prüfte er den Inhalt
     und steckte es wieder ein.
    |13| »Woher kommt Ihr?« Otmar drehte den Rücken zum Feuer und stützte sich zwischen den Beinen auf dem Schemel ab. Er sah Germunt
     neugierig ins Gesicht.
    Die dunklen Flure des Klosters standen aus Germunts Erinnerung auf, die Kammer seiner Mutter, ihr tränennasses Gesicht. Er
     war so wütend auf den Kantabrier gewesen, daß er mit der flachen Hand gegen den Türrahmen schlagen mußte, um sich Luft zu
     machen. Und trotzdem wollte sie ihn zu ihm schicken. »Lauft sechs Wochen Richtung Norden, dann kommt Ihr in meine Heimatgegend.
     Aber ich rate Euch, nehmt zwei Paar Stiefel mit Euch.«
    Der Jäger grinste. »Schön dort?«
    »Weinberge gibt es. Und einen Fluß, da baden die jungen Mädchen im Sommer. Das ist ein anderer Anblick als diese dunklen Wälder
     hier.«
    »Aber Ihr werdet weniger Wild haben. Zum Jagen ist es hier gut. Was ist Eure Arbeit?«
    »Ich habe meinem Vater auf dem Feld geholfen bisher. Nun bin ich auf der Suche nach neuem, gutem Land.«
    »Verstehe. Euer Vater kann nicht mehr genug Mehl in die Kiste wirtschaften?«
    »Wie denn, mit einem Acker, auf dem mehr Steine als Erdklumpen liegen? Meine Geschwister mußten sie ins Kloster schicken oder
     als Knechte und Mägde auf die benachbarten Höfe. Dazu hatte ich keine Lust.«
    »Statt dessen wollt Ihr Euch Land suchen. Wie genau macht Ihr das?«
    »Ackerland gibt’s nicht geschenkt, das weiß ich selbst. Ich werde ein Waldstück roden, die Stümpfe ausbrennen und Gerste säen.«
    »Ihr allein.«
    »Ja, ich allein.«
    »Und dann?« Die Mundwinkel des Jägers zuckten spöttisch. »Eine Familie gründen? Kinder?«
    »Keine Kinder. Ein Weinberg … Ach, was erzähle ich Euch davon.«
    |14| »Ihr wollt also reich werden? Mit leeren Händen, einfach so reich werden? Ihr habt viel Gottvertrauen. Habt Ihr nicht gesagt,
     Euer Vater

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