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Der Kalligraph Des Bischofs.

Der Kalligraph Des Bischofs.

Titel: Der Kalligraph Des Bischofs. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Titus Müller
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den Blick zu Biterolf wandte. »Warum hast du mir nicht davon berichtet, Biterolf?«
    »Ich habe soeben erst Botschaft erhalten. Verzeiht mir, Kanzler.«
    Bevor Eike etwas antworten konnte, ergriff der Kellermeister wieder das Wort. »Aber es ist doch so, oder etwa nicht? Der Kaiser
     möchte einen Kindheitsfreund belohnen und gibt ihm deshalb Turin zum Sprengel. Ob dieser Claudius die Fähigkeit hat, eine
     so wichtige Diözese zu regieren, wird gar nicht gefragt. Vielleicht ist er klug, wenn er bisher die Geistlichen des Kaisers
     unterrichtet hat, aber das ist es doch nicht, was wir hier brauchen! Wir brauchen jemanden, der hart durchgreifen kann, jemanden,
     der die Langobarden niederhält und den Sarazenen ihr dummes Grinsen mit dem Schwert aus dem Gesicht wischt!«
    Farro knurrte böse. Während der Kanzler strenge Rufe in den Speisesaal warf, man möge bitte Ruhe geben, murmelten die über
     dreißig Dienstleute nur noch mehr durcheinander.
    »Wieso bestimmt eigentlich der Kaiser den Nachfolgebischof?«
    |27| »Was, wenn Claudius die Erweiterungen am Sankt-Petrus-Kloster in Novalesa nicht fortsetzt?«
    »Ist er etwa ein Anhänger des Benedikt von Aniane?«
    »Ha! Freut euch darauf:
conversio morum, oboedientia
– Armut und Keuschheit, Gehorsam …«
    Endlich hatte der Kanzler die Ordnung wiederhergestellt. Sein Gesicht, sonst bleich wie ein Leichentuch, hatte die Farbe eines
     frisch gewaschenen Ferkels bekommen. »Biterolf, wann wird er hiersein?«
    »Er ist zusammen mit dem Boten in Aachen aufgebrochen. Das bedeutet, daß er jetzt nördlich der Alpen sein dürfte. Ein oder
     zwei Wochen, je nachdem, wie schnell er reist …«
    Eike schnappte nach Luft. »Nun, Männer, dann dürfte klar sein, daß arbeitsreiche Tage vor uns liegen. Bringt die Kirche auf
     Hochglanz. Überprüft eure Rechnungen«, der Kanzler warf einen Seitenblick auf Thomas, »daß auch ja alles da ist, wie es in
     den Büchern steht. Und: Der Schlafsaal ist ein Saustall – in sieben Tagen muß er zum Menschenstall verwandelt sein.« Es gab
     Gelächter.
    »Erlwin und Frodwald, ihr werdet den Mägden helfen, die Gemächer des Bischofs zu reinigen. Gausbert, dein Kräutergärtlein
     mag das beste in Italien sein, du solltest dich aber besser noch ein wenig um die Obstbäume kümmern. Swabo, dir bleiben sieben
     Tage, deinen Hühnern abzugewöhnen, daß sie ihre Nester in den Häusern bauen, weil es in den Stall regnet. Vielleicht wäre
     es auch einmal Zeit, den Hennen das Dach zu reparieren.«
    Der kleine Mann sah betreten zu Boden, während seine wie Scheunentore abstehenden Ohren sich röteten.
    »Ihr kennt eure Aufgaben. Wer jetzt nachlässig ist, wird sicher von Anfang an der besondere ›Freund‹ des neuen Bischofs, was
     ich niemandem empfehlen möchte.« Einen Moment war es still. Dann zog Eike seine Handflächen nach oben. »Auf, wir haben wenig
     Zeit!«
    Als sich Biterolf nur einen Fingerbreit von der Sitzbank |28| erhob, sprang Farro auf die Beine und jagte aus dem Raum. Biterolf lief mit den Dienstleuten die Steinstufen hinab. Er sah
     die Kellermeisterschulter zu spät, ein kräftiger Stoß warf ihn gegen die Wand und ließ ihn vor Schmerz stöhnen.
    »Wehr dich«, lachte Ato. Er schlug Thomas anerkennend auf den Rücken. »Guter Stoß!«
    Biterolf trat in die gleißende Sonne. Damit ihm der Wind den schmerzenden Arm kühlte, krempelte er sich das Hemd hoch.
    Eike erschien an seiner Seite. »Biterolf, ich mache mir Sorgen.«
    »Weshalb, Kanzler? Das Räubernest der Sarazenen in den Seealpen?«
    »Nein, darüber habe ich letzte Nacht gebrütet.« Er seufzte. »Was mich jetzt beschäftigt, ist: Wenn der neue Bischof tatsächlich
     so schwach ist, wie Thomas befürchtet, dann wird Godeoch an Macht gewinnen. Ihr wißt, wie der Graf seit dem Tod seines Vaters
     kämpft, um seine Herrschaft in und um Turin zu erweitern. Er wäre dumm, wenn er diese Gelegenheit nicht nutzte.«
    »Das Volk hat ihn in sechs Jahren aber sechshundert Mal verflucht, da könnt Ihr sicher sein.«
    »Das Volk muß die Herrscher ertragen, nicht über sie entscheiden. Godeoch ist gierig, grausam und eitel, aber er ist ein Fuchs.
     Wenn Claudius es nicht versteht, ihm die Stirn zu bieten, wird es bald nicht mehr viel bedeuten, in Turin Bischof zu sein.«
    »Vertraut auf Gott, Kanzler. Er wird den Weg der Gewalt nicht unterstützen, den der Graf zu gehen versucht.«
    Eike schüttelte den Kopf. »Du wirst es nie lernen, Biterolf.«
    Während der Kanzler

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