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Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Titel: Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Stöver
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Zwischenkriegszeit in internationalen Sicherheitsfragen.
    Während die 1922 gegründete «Union der sozialistischen Sowjetrepubliken» (UdSSR) von Deutschland, dem großen Verlierer des Ersten Weltkriegs, diplomatisch anerkannt wurde, entschieden sich die USA erst 1933 unter Franklin D. Roosevelt zur Aufnahme von offiziellen Beziehungen. Im August 1920 faßte ein von Präsident Wilson abgezeichnetes Memorandum die Gründe für die Skepsis Washingtons zusammen: «Es ist für die Regierung der Vereinigten Staaten nicht möglich, die gegenwärtigen Machthaber in Rußland als eine Regierung anzuerkennen, mit der Beziehungen wie zu anderen befreundeten Regierungen fortgesetzt werden können. [...] Entgegen seinem Willen ist die Regierung der Vereinigten Staaten davon überzeugt worden, daß das gegenwärtige Regime in Rußland auf der Negation aller Prinzipien von Ehre und gutem Glauben aufbaut [,..].» 6 Die Ablehnung der Bolschewiki war auch unter den folgenden US-Regierungen Konsens und wurde auch von Wilsons Nachfolgern, den Präsidenten Harding, Coo-lidge und Hoover, unverändert mitgetragen. Sie folgten Wilson ebenso in seiner Auffassung, daß die Diktatur in der Sowjetunion, wie alle undemokratischen Regierungen, im Grunde genommen schwach sei, da ein tiefer Gegensatz zwischen Führung und Bevölkerung bestehe. Vom republikanischen Abgeordneten Elihu Root ka m 1921 sogar die Forderung, Rußland müsse aus der Gemeinschaft zivilisierter Staaten ausgeschlossen werden, wenn es nicht in der Lage sei, sich seiner undemokratischen Regierung selbst zu entledigen. 7 Im selben Jahr wurde Rußland auch nicht mehr zur Abrüstungskonferenz in Washington eingeladen.
    Probleme resultierten nicht nur aus den unterschiedlichen Weltanschauungen. Weitere Schwierigkeiten ergaben sich aus der von den Bolschewiki verweigerten Kredittilgung und der fehlenden Entschädigung für die Enteignung amerikanischer Firmen. Seit 1922 unterhielt Washington allerdings eine kleine Gesandtschaft in der lettischen Hauptstadt Riga, die regelmäßig über die Sowjetunion berichtete. Diese bis zur sowjetischen An-nektion Lettlands 1940 erstellten Meldungen der «Rigaer Sektion» hatten bereits deutlichen Einfluß auf den späteren Kalten Krieg. 8 George Kennans Anschauungen über die Sowjetunion und den Kommunismus, die zusammen mit den Erfahrungen in seiner Moskauer Zeit ab 1933 dann Grundlage für seine 1946 vorgelegten einflußreichen Ideen zu einer «Eindämmungspolitik» gegenüber der UdSSR wurden, waren hier geprägt worden. So vermerkte er 1944 nicht nur, es sei für den Westen wichtig zu begreifen, daß die Kommunisten im Kreml ebenso expansiv seien wie die Zaren, 9 sondern riet gleichzeitig seinem Vorgesetzten, Botschafter Averell Harriman, der später zum außenpolitischen Berater Trumans berufen wurde, man solle die US-Bevölkerung schon jetzt psychologisch darauf vorbereiten, daß die UdSSR der kommende Feind der Vereinigten Staaten werde. 10 «Heimgekehrt in die komfortablen Westgrenzen des guten Zaren Alexej», hieß es auch in Kennans Memorandum vom Mai 1945, «konnte der Bolschewismus gefahrlos die russischen politischen Überlieferungen des siebzehnten Jahrhunderts Wiederaufleben lassen: den uneingeschränkten autokratischen Zentralismus, die byzantini-sehe Schule des politischen Denkens, die selbstgenügsame Absonderung von der westlichen Welt und sogar die mystischen Träume vom (Dritten Rom>. [...] In der kurzen Zeitspanne von zwei Dekaden hat der Sowjetstaat inzwischen ein gut Teil der Geschichte des Zarentums der letzten zwei Jahrhunderte nachvollzogen. [...] Bei Kriegsende ähnelte seine Stellung ganz erstaunlich der Alexanders I. am Ende der napoleonischen Ära.» 11 Bei genauerem Hinsehen erkennt man in diesen Ausführungen jene Befürchtungen wieder, die auch US-Präsident Monroe gegenüber der Heiligen Allianz gehegt hatte. Die UdSSR als Nachfolger des ehemals zur Heiligen Allianz gehörenden Zarenreiches trat in dieser Vorstellung dessen imperiales Erbe an.
    Die sowjetische Regierung lavierte seit 1922 zwischen revolutionärem Anspruch und Arrangement mit den großen Mächten. Wesentlich wichtiger als die USA waren in den zwanziger Jahren die Europäer, und hier insbesondere England, Frankreich und nicht zuletzt Deutschland. Mit London und Paris mißlang der Versuch der Annäherung, während Moskau und Berlin bereits mit dem Vertrag von Rapallo 1922 nicht nur diplomatische Beziehungen festschrieben. Die Kooperation

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