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Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Titel: Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Stöver
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erstreckte sich später auch auf eine enge militärische Zusammenarbeit von «Schwarzer Reichswehr» und «Roter Armee». Aber nicht nur dies verstärkte die Distanz der übrigen Mächte gegenüber der UdSSR. Für tiefes Mißtrauen sorgte auch die von Lenins Nachfolger Stalin öffentlich immer wieder betonte sowjetische Vorreiterrolle für die Weltrevolution. Parallel zu den Versuchen der diplomatischen Anerkennung machte der sowjetische Diktator auch in den zwanziger Jahren unmißverständlich deutlich, daß die UdSSR alles tun werde, um die «gesetzmäßigen Widersprüche des Kapitalismus» zu ihren Gunsten zu verstärken. 12 Stalin blieb zeitlebens von dieser «Regel» überzeugt, wie der als generös verstandene Vorschlag seines Außenministers Molotow an die US-Regierung im Januar 1945 deutlich machte, die Überschüsse der amerikanischen Wirtschaft abzunehmen, um die nach dem alliierten Sieg im Zweiten Weltkrieg absehbare Überproduktionskrise des Westens zu verhindern. 13 Seit den zwanziger Jahren war es die «Kommunistische Internationale»
    (Komintern bzw. KI), die unter anderem auch Streiks in westlichen Staaten unterstützte. Die Spendensammlung der Komintern für englische Bergleute am 1. Mai 1926, die kurz danach in einen langen Ausstand traten, führte schließlich zum Abbruch der britischsowjetischen Beziehungen.
Die Anti-Hitler-Koalition im Zweiten Weltkrieg
    Die Beziehungen zwischen den USA und der UdSSR blieben bis zum Zweiten Weltkrieg schwach. Bis zur Weltwirtschaftskrise hatte es private amerikanische Geschäftsbeziehungen zur UdSSR gegeben. Den Sowjets ging es dabei vor allem um Technologietransfers aus dem Westen. Sie importierten insbesondere Maschinen für die forciert angegangene Industrialisierung ihres Landes und exportierten dafür Nahrungsmittel sowie Roh- und Brennstoffe, die zunächst auch in den USA abgenommen wurden. Der Börsenkrach 1929 brachte zunächst ein Handelsembargo für sowjetische Einfuhren. Auch während des zweiten sowjetischen Fünfjahresplans ab 1933 nahm die Außenhandelsquote der UdSSR beständig weiter ab. Sie fiel 1937 auf den einstweiligen Tiefstand. 14 Eine grundlegende Änderung brachten erst die nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion 1941 einsetzenden US-Hilfslieferungen.
    Politisch-ideologisch herrschte in den Vereinigten Staaten der Zwischenkriegszeit eine antikommunistische Grundstimmung. Sie speiste sich primär aus dem Gegensatz von nahezu ungebremstem Kapitalismus, Individualismus und Wettbewerb im eigenen Land und den die USA erreichenden Nachrichten über die «Diktatur des Proletariats» in der Sowjetunion. Gleichwohl blieb am Ende der zwanziger und auch in den dreißiger Jahren, die als die «Rote Dekade» in den USA bezeichnet wurden, eine gewisse intellektuelle Begeisterung für sozialistische und kommunistische Ideen verbreitet. Den Hintergrund bildete vor allem die schwache ökonomische Entwicklung, die bis weit in die dreißiger Jahre anhielt und noch 1938 für etwa zehn Millionen Arbeitslose und entsprechend große soziale Probleme sorgte. Bekannte Schriftsteller wie Ernest Hemingway schrieben zeitweilig für kommunistische Zeitschriften, und ein erheblicher Teil der literarischen Elite der USA pflegte zumindest einen schwärmerischen Umgang mit dem Marxismus. Tatsächlich vertraute auch die US-Bundespolitik schon unter Präsident Hoover nicht mehr ausschließlich dem freien Spiel des Marktes. Staatliche Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und sozialpolitische Reformen prägten auch das New-Deal-Pro- gramm des 1933 gewählten Präsidenten Franklin D.Roosevelt. Dazu gehörte die nun gesetzlich vorgeschriebene Kooperation von Arbeitgebern, Arbeitnehmern und Gewerkschaften. Auch rhetorisch war sozialistisches Gedankengut präsent. Der Berater des Präsidenten und «Vater des New Deal», der prominente Jurist Louis Brandeis, wetterte gegen Monopole und Kapitalisten. 15 Auch radikalere Programme kursierten, an denen sich ebenfalls Prominente beteiligten: Der Schriftsteller Upton Sinclair bewarb sich für den Gouverneursposten im US-Bundesstaat Kalifornien mit dem Slogan End Poverty in California («Beendet die Armut in Kalifornien»). 16
    Die Reformen des New Deal waren nicht nur Konservativen verdächtig. Kommunistische Ideen blieben in den USA trotz prominenter Unterstützung ein Außenseiterphänomen. Die 1919 gegründete amerikanische kommunistische Partei (CPUSA), die sich in den dreißiger Jahren auf die Gründungsväter und die Tradition der

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