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Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Titel: Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Stöver
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Supermacht Rußland und der im Kalten Krieg aufgestiegenen dritten Weltmacht China zu prognostizieren.
    Als viertes zentrales Ergebnis aus dem Ende des Kalten Krieges ist der Versuch der USA zu verstehen, nach dem Untergang des Kommunismus eine Weltordnung zu etablieren, die einerseits den Sieg der westlichen Demokratie über die sowjetische Diktatur widerspiegeln und andererseits die Lehren aus der Zeit des globalen Konflikts ziehen will. Daraus ergibt sich aus amerikanischer Sicht nicht nur die Fortsetzung des Kampfs gegen undemokratische Regime - die sogenannten Rogue States -, verbunden mit einer tiefen Skepsis gegenüber der UNO, sondern vor allem die Beibehaltung der als erfolgreich verstandenen Strategien des Kalten Krieges für zukünftige «Lange Kriege». Diesen Begriff führte das Pentagon im Februar 2006 in einem dem US-Kongreß vorgelegten Strategiepapier ein. 16 Die Richtung zeigten bereits die außenpolitischen Interventionen der USA seit 1991, das heißt vor allem der Verlauf des Zweiten Golfkriegs gegen den irakischen
    Diktator Saddam Hussein, die militärischen Operationen gegen das Jugoslawien Slobodan Milosevics sowie der am Anfang des «Kriegs gegen den Terror» stehende Angriff auf die Taliban in Afghanistan nach den Anschlägen in den USA vom 11. September 2001. Wo eine «Befreiung» nicht möglich oder sinnvoll erscheint, wird wie im Kalten Krieg auf die Isolierung, die «Eindämmung» gesetzt. Beispiele dafür sind Kuba und Nordkorea. «Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges», führte der damalige republikanische Mehrheitsführer im Senat, Trent Lott, in der Debatte zu dem von Bushs Nachfolger Bill Clinton unterschriebenen Iraq Liberation Act, dem «Befreiungsgesetz für den Irak», am 7. Oktober 1998 dazu aus, «unterstützten wir Freiheitskämpfer in Asien, Afrika und Lateinamerika, die willens waren, für eine demokratische Zukunft zu kämpfen und zu sterben. Wir können und sollten dasselbe nun im Irak tun. [...] Ich glaube, sie beginnen nun das strategische Argument zu verstehen, über Eindämmung [im Original: «Containment»] hinaus zu einer Politik der Zurückdrängung [im Original: «Policy of ] zu gelangen. Eindämmung allein genügt nicht.» 17
    Die Anschläge vom 11. September 2001 verschoben die Optionen innerhalb der traditionellen Containment-Liberation-Strategie mehr auf die militärische Befreiung. In einer Unterredung am Standort des Strategischen Luftkommandos in Nebraska, sprach CIA-Chef George Tennet am Nachmittag des 11. September zum ersten Mal ausdrücklich davon, daß sich die USA in einem neuen globalen Krieg befinden. 18 Noch am selben Tag wurde vom US-Prä-sidenten George W. Bush ein offizieller «Kriegsrat» (War Council) eingerichtet, und nur zehn Tage später war der Krieg gegen das is-lamistisch regierte Afghanistan eröffnet, das man als Rückzugsraum der für die Terroranschläge verantwortlichen Organisation Al-Qaida betrachtete. Knapp eine Woche später ordnete der US-Prä-sident auch die Vorbereitung eines weiteren Krieges gegen den Irak an, den man ebenfalls für die Anschläge verantwortlich machte. Kritiker, wie der durch die Enttarnung der Watergate- Affäre bekannt gewordene Journalist der Washington Post, Bob Woodward, warfen dem Präsidenten zwar vor, hier lediglich eine vermeintlich günstige Gelegenheit zu nutzen, um alte Rechnungen zu begleichen. 19 Dennoch bestand kein Zweifel daran, daß dabei die US-Bevölkerung wie in den Anfangsjahren des Kalten Krieges zunächst mehrheitlich hinter ihrer Regierung stand. Der Dritte Golfkrieg begann am 20. März und fand sein offizielles Ende mit dem Untergang des Regimes um Saddam Hussein am 1. Mai 2003. Erst danach ging der Konflikt in einen anhaltenden Guerillakrieg mit islamistischen Gruppen über. Und wieder waren es die Strategien des Kalten Krieges, die als Leitlinie dienten. «Im Weltkrieg und im Kalten Krieg», hieß es am 19. November 2003 in einer der zentralen Reden des US-Präsidenten zum Krieg gegen den Terror, «haben wir gelernt, daß Idealismus [...] nationale Stärke, moralischen Mut und Geduld für schwierige Aufgaben erzeugt. Und nun braucht unsere Generation diese Qualitäten.» 20 Entsprechend sah es auch der im Jahr 2004 vorgelegte offizielle Bericht der Untersuchungskommission zum Anschlag vom 11. September 2001. 21
    Ob die unterschiedlichen Konflikte in Zukunft tatsächlich eine Qualität wie der vergangene Kalte Krieg entwickeln werden, ist nicht abzusehen, obwohl der

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