Der Kampf um die Sieben Inseln
Auftrag entgegen. David prüfte das Siegel. Es sah unbeschädigt aus. Dann meldeten sich auch schon Mr. Watt und die drei Matrosen. Es waren junge, selbstbewußte Burschen.
Sie berichteten, daß Leutnant Rossano nach dem Besuch beim Hafenkapitän eine Zeitung gekauft habe und dann zu einem Herrenschneider, Harris in der Main Street, gegangen sei. Dort sei er etwa eine halbe Stunde geblieben. Danach habe er noch in einem Straßencafé eine Tasse getrunken und sei dann an Bord zurückgekehrt.
David fragte nach: »Besteht die Möglichkeit, daß er beim Zeitungskauf einen Brief abgegeben hat und ihn im Café zurückerhielt?«
Die Matrosen verneinten. Der Brief habe immer aus der Manschette seines Jacketts herausgeguckt und sei beim Zeitungskauf und im Café nicht berührt worden.
»Ihr habt eure Sache gut gemacht. Jeder erhält ein halbes Pfund und einen Tag Hafenurlaub.Hafenurlaub. Aber ihr dürft zu niemandem außer Leutnant Watt und mir über den Auftrag reden! Auf keinen Fall!«
»Aye, aye, Sir. Vielen Dank, Sir!« sagten sie fast im Chor und verschwanden.
»Jetzt bitte ich Hauptmann Ekins und Sie als Zeugen zu mir«, informierte David Mr. Watt. »Danach werden wir den Agenten mit dem Vorwurf konfrontieren. Er kann dann nicht an Land. Wir werden ihn auf der Shannon unter Arrest stellen. Bitte halten Sie ein Boot bereit!«
Der Agent erschien und war erstaunt, auch Mr. Watt und einen Hauptmann der Seesoldaten vorzufinden. »Das ist Hauptmann Ekins«, sagte David zum Agenten. »Er kannte den wahren Leutnant Richard Rossano genau wie ich. Leutnant Rossano fiel vor Haiti. Und jetzt retten Sie Ihren Hals und sagen, wer Sie sind, wie Ihr Auftrag lautet und welche Rolle der Schneider Harris spielt!« David legte eine geladene Pistole vor sich auf den Tisch.
Der Agent zitterte und rang um Fassung. »Ich habe ja gesagt, daß es Wahnsinn ist. Aber sie wußten alles besser und haben mich gezwungen. Sie hatten auf einem gekaperten Postschiff die Papiere Rossanos gefunden, die sein Kapitän an die Admiralität zurückschickte. Ich bin Alfredo Delgado, Leutnant in der spanischen Flotte. Wir lebten viele Jahre in England, und ich ging dort in die Schule.«
»Ein bißchen deutlicher, Señor Delgado. Wer gab Ihnen den Auftrag, was sollten Sie tun, und welche Rolle spielt das Schneidergeschäft?«
»Den Auftrag gab mir der Kapitän, der für den Nachrichtendienst zuständig ist, Kapitän Benitez. Er hatte die Scheine für meine Spielschulden aufgekauft. Ich sollte erkunden, welchen Auftrag diese Flottille in der Adria hat. Der Inhaber des Schneidergeschäfts leitet die Nachrichten weiter. Er hat auch den Brief geöffnet und den Inhalt notiert. Er kennt sich darin aus.«
David fragte nach: »Sollen Sie sich wieder bei Harris melden?«
»In zwei Tagen, Sir. Wenn ich nicht kann, soll mein Bursche einen Zettel bringen.«
»Was weiß Ihr Bursche?«
»Er weiß nur, daß ich einen Geheimauftrag habe. Er arbeitete in Cadiz als Übersetzer britischer Zeitungen. Er hat auch von Harris keine Ahnung.«
»Wem sollten Sie in Italien oder Griechenland die Nachrichten übergeben, Señor Delgado?«
»In Palermo ist es das Restaurant ›Miramar‹ am Hafen. In Korfu ist es die Taverne ›Papiris‹ in der Ogos Agias Theodoras, Sir. In beiden sollte ich nach einem Señor Las Casas fragen.«
David sah zu Mr. Watt und Mr. Ekins, aber keiner hatte weitere Fragen. »Señor Delgado, Ihre Offenheit kann Ihnen Ihren Hals retten, aber das entscheidet das Gericht. Sie werden jetzt meinem Sekretär alles diktieren, es dann unterschreiben und einen Zettel für Mr. Harris ausfertigen, daß Sie nicht von Bord können. Denken Sie sich einen guten Grund aus. Der Sergeant wird Sie jetzt nicht mehr aus den Augen lassen.«
Als der Agent gegangen war, sagte Mr. Watt: »Sehr professionell ist der Agent aber nicht, Sir, wenn Sie mir die Bemerkung erlauben. Ich hätte gedacht, Agenten hätten eine bessere Tarnung und seien weniger leicht zur Aussage zu bringen.«
David lachte: »Das habe ich früher auch gedacht, Mr. Watt. Aber dann habe ich vor der französischen Küste britische Agenten abgesetzt, die auch ziemlich dilettantisch vorbereitet worden waren. Vielleicht lernen wir die richtig professionellen Agenten nicht kennen, weil sie sich nicht auf Schiffen bewegen, sondern in Kommandozentren und für uns zu gut getarnt sind. Den Señor Delgado haben seine Leute jedenfalls auf ein Himmelfahrtskommando geschickt. Es hätte doch immer sein können, daß
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