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Hahn im Korb.

Hahn im Korb.

Titel: Hahn im Korb. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Buch

    Immer schon hat Vito dieses eine Gebot befolgt: Am besten ist, nichts zu hören, nichts zu sehen und sich aus allem rauszuhalten. Sein Leben verläuft ereignislos zwischen Tagen im Hühnerstall und Abenden in Don Masinos Bar. Aber dann, als er eines Tages wie immer nach der Arbeit nach Hause schlendert, werden zwei Schüsse auf ihn abgefeuert. Sie verfehlen ihn um ein Haar.
      So sehr der erschütterte Vito in seinem Gedächtnis wühlt, er kann sich beim besten Willen nicht erinnern, wer es auf ihn abgesehen haben könnte. Daß kurz zuvor auch noch ein toter Schafhirte hinter seinem Haus aufgefunden wurde, stürzt ihn in völlige Ratlosigkeit. Für Kommissar Corbo steht fest: Vito muß etwas erfahren haben, das er nicht erfahren durfte. Aber was? Vito weiß nicht, daß des Rätsels Lösung in seiner Westentasche steckt und daß der Feind ihm gefährlich nah ist. Am Ende sieht Kommissar Corbo das alte Sprichwort bestätigt: Jedes Verbrechen geschieht aus Eifersucht und hat mit einer Frau zu tun.

    Autor

    Andrea Camilleri wurde 1925 in Porto Empedocle, Sizilien, geboren. Heute lebt der ehemalige Fernsehregisseur in Rom. Seine eigenwilligen Charaktere, sein Witz und die unnachahmlichen Beschreibungen des prallen sizilianischen Lokalkolorits machten ihn zum erfolgreichsten Autor Italiens. Bei Piper erschienen bisher »Die sizilianische Oper«, »Jagdsaison«, »Das launische Eiland« und »Eine Sache der Ehre«.

    Der Weg der Dinge ist ein kurvenreicher.

    MERLEAU-PONTY, Sinn und Nicht-Sinn

    Stets ist es höchstes und zugleich vergebliches Bestreben des Autors gewesen, eine Erzählung in London oder New York spielen zu lassen. In Ermangelung einer Phantasie à la Jules Verne und, offen gesagt, aufgrund einer heftigen Abneigung gegen Flugzeuge, kennt er diese Städte nur aus dem Kino und dem Fernsehen. Natürlich weiß er, wo die Bond Street oder die Fifth Avenue liegen, doch von den Menschen, die dort herumspazieren und ihr Leben leben, weiß er so gut wie nichts. Im Gegenteil glaubt er, alles über seine eigene Gegend und seine Mitbürger zu wissen, ja, er glaubt sogar zu wissen, was ihnen so im Kopf herumgeht. Und da liegt er natürlich schief. Nun, obwohl diese Geschichte gänzlich der Phantasie des Autors entsprungen ist, wußte der nichts Besseres zu tun, als sie haarscharf in die Häuser und Straßen einzubauen, die er kennt, obwohl ihm klar war, daß er auf diesem Wege über so manche unglückliche Übereinstimmung stolpern würde. Dafür möchte er um Nachsicht bitten. Die Geschichte, das will er nochmals betonen, hat er sich ganz alleine ausgedacht: Eventuelle Homonymien oder mögliche Situationsgleichheiten sind dem bösen Zufall zuzuschreiben.
       Der Autor widmet dieses Buch dem Gedenken seines Vaters, der ihm nichts anderes beizubringen wußte, als das zu sein, was er ist.
    A. C.
    »Welch schöner Sonnenuntergang!« meinte der Maresciallo Corbo und nahm kurz das Taschentuch von der Nase. »Gibt es auch in deiner Gegend solche Sonnenuntergänge, hm?«
    Der Carabiniere Tognin hätte gerne mit Ja geantwortet und ihm gesagt, daß es bei ihnen zu Hause vielleicht noch schönere gab. Aber er war aus Venedig und an gewisse Anblicke einfach nicht gewöhnt, und da er spürte, wie ihm von Zeit zu Zeit ein Brechreiz den Magen zuschnürte, nickte er nur bejahend.
      Der Sonnenuntergang war wirklich ein Genuß. Weiter im Norden, einige Kilometer vom Meer entfernt, hoben sich im Gegenlicht die zerklüfteten, dunklen Umrisse des Kap Rossello von dem ruhigen, rötlichen Meeresspiegel ab, während von Osten schwere Regenwolken auf das Dorf zusteuerten und gerade noch den Blick auf den Fuß des Hügels freigaben, auf dem die zwei Männer standen. Ein scharfer, wie mit dem Messer geschnittener Kontrast, der Tognins Unbehagen nur noch verstärkte, denn sein Auge war an weichere und friedlichere Landschaften gewöhnt.
      Diese Hommage an die Poesie mußte Corbo heftig büßen. Vor Ekel verzog er das Gesicht, denn der heftige Gestank hatte sich beim Einatmen sofort in seinen Nasenflügeln festgesetzt: Im September brennt die Sonne eben noch heiß auf Sizilien herab.
    Der dritte Mann, ein Bauer, hatte die Augen nicht gehoben, sondern starrte unverwandt auf die Erde; er hatte sich eine Zigarette aus Kippen und starkem Schnittabak gerollt und lehnte jetzt rauchend an einem Baum. Der Maresciallo mochte vielleicht Lust haben, an den Sonnenuntergang zu denken, er aber nicht: Wie hieß es noch? – Der Teufel scheißt

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