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Der Kapuzenmörder

Der Kapuzenmörder

Titel: Der Kapuzenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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Grenzen belastet.«
    »Was schlagt Ihr also vor, William?«
    »Da wäre die Kirche.«
    Philipp lächelte schmal und starrte seinen obersten Geheimagenten an.
    »Das würde Euch gefallen, was? Ihr möchtet, daß wir die Kirche besteuern?« Philipp beugte sich vor und verschränkte die schmalen Finger ineinander. »Manche Leute, William«, fuhr er fort, »manche Leute behaupten, daß Ihr nicht an die Kirche glaubt. Ihr glaubt nicht an Gott oder Le Bon Seigneur.« Nogaret erwiderte den Blick ebenso ausdruckslos. »Manche Leute sagen das gleiche von Euch, Euer Gnaden.«
    Philipp schaute spöttisch. »Aber mein Großvater war der Heilige Ludwig, während Euer Großvater, William, und auch Eure Mutter als Ketzer verurteilt, in ein Faß Teer gesteckt und auf dem Markt verbrannt wurden.«
    Philipp sah, daß die Muskeln in Nogarets Gesicht sich vor Wut strafften. Das gefiel ihm. Er genoß es, wenn andere die Beherrschung verloren und die wahre Natur ihrer Seelen zum Vorschein kam. Seufzend lehnte sich der König zurück. »Genug, genug davon«, sagte er leise. »Wir können und wir werden der Kirche keine Steuern abnehmen.«
    »Dann können wir und werden wir«, fauchte Nogaret, die Worte des Königs nachahmend, »nicht in Flandern einfallen.«
    Philipp kämpfte die aufbrandende Wut in sich nieder und lächelte. Mit sanfter Hand strich er über das grüne Filztuch der Tischplatte. »Seid vorsichtig, William«, murmelte er. »Ihr seid meine rechte Hand.« Der König hielt die Finger hoch. »Aber wenn meine rechte Hand wüßte, was meine Linke tut, dann würde ich sie abhacken.«
    Philipp wandte sich um, griff nach dem Weinkrug, füllte einen Becher bis obenhin und betrachtete den Wein, der funkelnd und sprudelnd unter dem Rand schäumte. Dann reichte er ihn Nogaret.
    »Nun, Meister der Geheimnisse, genug von diesem Wortgeplänkel. Ich brauche Geld, und Ihr habt einen Plan.« Nogaret nippte behutsam an seinem Wein und schaute den König an.
    »Ihr habt doch einen Plan?« beharrte der König.
    Nogaret stellte den Becher auf den Tisch. »Ja, Euer Gnaden, ich habe einen. Er wird uns in die englische Politik verwickeln.« Er beugte sich vor und begann leise zu reden. Philipp hörte zunächst leidenschaftslos zu, aber als Nogaret sein Komplott schilderte, verschränkte der König seine Arme und umarmte sich fast selbst vor Behagen über die honigsüßen Worte und Sätze, die da von Nogarets Lippen troffen.

EINS

    E dward von England saß zusammengesunken auf einer Fensterbank in der kleinen Ankleidekammer hinter dem Thronsaal des Palastes zu Winchester Eine Zeitlang sah er zu, wie einer seiner Greyhounds die Reste einiger Zuckerwaffeln von einem juwelenbesetzten Silberteller verschlang und dann federnd in die gegenüberliegende Ecke lief, um sich dort hinzuhocken und zu scheißen. Edward lächelte flüchtig und betrachtete unter buschigen Augenbrauen hervor die beiden Männer, die vor ihm auf Schemeln saßen. Der ältere, John de Warenne, der Earl von Surrey, erwiderte seinen Blick ausdruckslos. Edward betrachtete das grausame Gesicht des Earls: die Hakennase, das kantige Kinn und die Augen, die ihn irgendwie an den Greyhound dort in der Ecke erinnerten. De Warenne, sinnierte er, mußte irgendwo unter diesem kurzgeschnittenen Haar ein Gehirn haben, aber einen Eid hätte er darauf nicht ablegen wollen. Der Mann hatte nie eine eigene Idee, und seine übliche Reaktion auf alles bestand darin, anzugreifen und zu töten. Heimlich nannte Edward ihn seinen Greyhound, denn worauf Edward auch deutete, de Warenne stürzte sich augenblicklich darauf und apportierte es. Jetzt saß der Earl nur da und war verdattert ob der wütenden Litanei von Fragen, die der König gestellt hatte; er behielt seinen Herrn im Auge und wartete darauf, daß der nächste Befehl erteilt wurde. Obwohl es ein frühsommerlicher Morgen war, trug de Warenne noch einen dicken Wollmantel und wie immer auch ein Kettenhemd und die braunwollene Soldatenhose in weiten Reitstiefeln, an denen noch die Sporen klirrten. Edward nagte an seiner Lippe. Ob der Earl sich niemals umkleidete? Und was passierte, wenn er zu Bett ging? Trug seine Frau Alice die Spuren seines Kettenhemdes auf ihrem zarten, weißen Körper?
    Edward sah den Mann neben de Warenne an: er trug ein schlichtes, dunkelblaues Wams, das mit einem breiten Ledergürtel gehalten wurde. Mit seinem dunklen, düsteren Gesicht, dem glattrasierten Kinn, den tiefliegenden Augen und dem widerspenstigen schwarzen Haarschopf,

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