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Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
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benimmt sich plötzlich anders«, erklärte Golowko und gab seine Beobachtungen wieder.
    Â»Ah, ja. Über den Inhalt der Gespräche kann ich Ihnen leider keine Auskunft geben – das betrifft eine andere Abteilung -, ich würde mir aber an Ihrer Stelle keine Sorgen machen, Oberst. Ich kümmere mich persönlich um diese Angelegenheit und nehme Ihre Wachsamkeit zur Kenntnis. Ryan wird lernen müssen, seine Gefühle im Zaum zu halten. Nun ja, er ist halt kein Russe.« Für seine Scherze war Gerasimow sonst nicht gerade bekannt, dies hier war eher eine Ausnahme. »Sonst noch etwas zu den Verhandlungen?«
    Â»Mein schriftlicher Bericht wird morgen früh auf Ihrem Schreibtisch liegen.«
    Â»Gut.« Gerasimow schaute dem Mann nach. Seine Miene blieb unverändert, bis die Tür ins Schloß gefallen war. Es ist hart, ausgerechnet gegen einen Amateur zu verlieren, sagte er sich. Doch nun lag die Entscheidung hinter ihm. Es tat ihm zwar leid um seine Offiziere in New Mexico, aber sie hatten versagt und daher ihr Schicksal verdient. Er griff nach dem Telefon und wies seinen Privatsekretär an, für seine Frau und seine Tochter am nächsten Morgen Plätze in der Maschine nach Tallinn zu besorgen. Ein Wagen mit Chauffeur, der auch als Leibwächter fungieren sollte, würde ebenfalls gebraucht. Es handele sich ja nur um einen Familienbesuch. Gerasimow legte auf und sah sich in seinem Büro um. Die Macht wirst du vermissen, dachte er. Sein Leben aber war ihm wichtiger.

    Â 
    Â»Und dieser Oberst Bondarenko?« fragte Watutin.
    Â»Ein erstklassiger junger Offizier. Hochintelligent. Wird einen guten General abgeben, wenn er alt genug ist.«
    Watutin fragte sich, wie er dieses Thema in seinem abschließenden Bericht behandeln sollte. Abgesehen von der Tatsache, daß er für Filitow gearbeitet hatte, lag nichts Belastendes gegen Bondarenko vor. Andererseits hatte auch kein Verdacht gegen Filitow bestanden – trotz seiner Verbindung mit Penkowski. Oberst Watutin schüttelte verwundert den Kopf. Dieser Fall würde auf Lehrgängen immer wieder behandelt werden. Hat das denn niemand gesehen? mußten die jungen Offiziere dann fragen. Wie konnte man nur so dumm sein? Nun, weil sich nur Vertrauenspersonen zu Spionen eignen – Menschen, denen man nicht traut, gibt man keine geheimen Informationen. Und die Moral von der Geschichte? Trau keinem.
    Watutin kehrte zu Bondarenko zurück und fragte sich, was aus dem Mann werden würde. Wenn er wirklich so loyal und hervorragend war, sollte er diese Affäre unbeschadet überstehen. Aber – es gab halt immer ein Aber – es mußten noch weitere Fragen gestellt werden. Watutin ging ans Ende seiner Liste. Der vorläufige Bericht mußte bis morgen vormittag auf Gerasimows Schreibtisch liegen.
    Â 
    Der Anstieg im Stockfinstern nahm die ganze Nacht in Anspruch. Von Süden her waren Wolken aufgezogen und verdeckten Mond und Sterne; Licht spendeten nur die Scheinwerfer an der Umzäunung ihres Ziels, das nun in Sicht war. Schon konnten die verschiedenen Einheiten über ihre Aufträge informiert werden. Der Bogenschütze wählte sich eine hochgelegene Stelle, stützte das Fernglas auf einen Felsen und betrachtete die Anlage. Sie schien aus drei Lagern zu bestehen. Nur zwei waren eingezäunt; am dritten konnte er Stöße von Pfählen und Stacheldrahtrollen ausmachen. Warum hatte man sich die Mühe gemacht, einen so gewaltigen Komplex auf einen Berg zu stellen? Um einen Laserstrahl gen Himmel zu schicken? Die Amerikaner hatten sich erkundigt, was der Lichtstrahl getroffen
habe. Demnach hatten sie gewußt, daß er ein Ziel gehabt hatte. Etwas am Himmel. Was immer das auch war, es hatte den Amerikanern Angst eingejagt, eben jenen Leuten, die die Raketen herstellten, die so viele russische Piloten getötet hatten. Was konnte so schlauen Menschen angst machen? Bedrohlich fand der Bogenschütze an der Anlage allein die Wachtürme mit den Maschinengewehren. In einem der Gebäude gab es auch Soldaten mit schweren Waffen. Davor mußte man Angst haben. Wo war dieses Gebäude? Es mußte als erstes angegriffen, mit Mörserfeuer belegt werden.
    Und dann ...? Er wollte seine Männer in zwei Gruppen einteilen. Eine übernahm dann der Major. Er würde sie nach links führen, während er selbst die zweite nach rechts führen würde. Schon beim

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