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Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
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Verwundeten und war bemüht, zu einer Entscheidung zu gelangen.
    Zweihundert Meter weiter war der Bogenschütze im Begriff, ihm diese Last abzunehmen. Von seinen Verlusten zu der falschen Annahme verleitet, dieser Teil des Gebäudes würde am heftigsten verteidigt, führte er den Rest seiner Männer auf die andere Seite. Das nahm fünf Minuten in Anspruch; mittlerweile belegten zurückgelassene mudschaheddin die russischen Linien mit stetigem Feuer. Ihnen waren die Mörsergranaten und RPG-Projektile ausgegangen, außer über Gewehre verfügten sie nur noch über ein paar Handgranaten und sechs Sprengladungen. Rundum brannte es; gelborangefarbene Flammen loderten auf und schmolzen den Schnee. Er hörte die Schreie seiner Verwundeten, als er seine verbliebenen fünfzig Mann formierte. Sie planten, massiert anzugreifen, hinter dem Mann, der sie hierhergeführt hatte. Der Bogenschütze entsicherte sein AK-47 und dachte an die ersten drei, die er damit getötet hatte.
    Â 
    Bondarenko fuhr herum, als er die Schreie von der anderen Seite des Gebäudes hörte. Zeit, etwas zu unternehmen; hoffentlich der richtige Schritt:
    Â»Alles zurück ins Haus! Schnell!« Zwei seiner verbliebenen zehn Mann waren verwundet und mußten gestützt werden. Der Rückzug nahm über zwei Minuten in Anspruch; mittlerweile zerrissen erneute Gewehrsalven die Nacht. Bondarenko rannte mit fünf Leuten ins Haus, durch den Hauptkorridor im Erdgeschoß und auf der anderen Seite wieder nach draußen.
    Er konnte nicht beurteilen, ob hier ein Durchbruch stattgefunden hatte, oder ob seine Männer auch hier zurückwichen; wieder konnte er nicht schießen, weil beide Seiten identische Uniformen trugen. Dann feuerte einer, der auf das Gebäude zurannte; der Oberst ging auf ein Knie und streckte ihn mit einer Garbe nieder. Weitere Gestalten
tauchten auf, und er hätte beinahe geschossen, hörte dann aber ihre Rufe.
    Â»Naschi, naschi!« Er zählte acht. Zuletzt kam der Feldwebel, der an beiden Beinen verwundet war.
    Â»Es waren einfach zu viele, wir schafften es nicht –«
    Â»Los, rein!« befahl Bondarenko. »Sind Sie noch kampffähig?«
    Â»Klar!« Die beiden schauten sich um. Von einzelnen Zimmern aus konnten sie sich nicht verteidigen, sondern mußten in den Gängen und Treppenhäusern in Stellung gehen.
    Â»Hilfe ist unterwegs. Aus Nurek kommt ein Regiment. Wir müssen nur durchhalten!« sagte Bondarenko zu seinen Männern. Wann der Entsatz eintreffen sollte, verschwieg er. Zwei Zivilisten mit Gewehren kamen herunter.
    Â»Brauchen Sie Hilfe?« fragte Morosow. Er hatte sich zwar vor dem Wehrdienst gedrückt, aber nun festgestellt, daß ein Gewehr gar nicht so schwer zu handhaben ist.
    Â»Wie sieht’s oben aus?« fragte Bondarenko.
    Â»Mein Abteilungsleiter ist tot. Die Waffe habe ich ihm abgenommen. Viele sind verwundet, der Rest hat Angst, so wie ich.«
    Â»Halten Sie sich an den Feldwebel«, meinte Bondarenko. »Wenn Sie den Kopf nicht verlieren, Genosse Ingenieur, kommen wir vielleicht lebend davon. Hilfe ist auf dem Weg.«
    Â»Hoffentlich beeilen sich die Kerle.« Morosow half dem Feldwebel, der sogar noch jünger war als er, zum anderen Ende des Korridors. Bondarenko postierte die eine Hälfte seiner Männer im Treppenhaus und die andere bei den Aufzügen. Von draußen hörten sie Stimmengewirr, aber geschossen wurde im Augenblick nicht.
    Â 
    Â»Die Leiter hinunter – Vorsicht«, sagte Clark. »Unten ist ein Querträger; auf dem können Sie stehen.«
    Maria starrte angewidert auf das schleimige Holz und gehorchte wie im Traum. Ihre Tochter folgte. Clark kam als
letzter, trat um sie herum und stieg ins Boot, löste die Leine und ruderte zu der Stelle, wo die Frauen standen. Das Boot lag einen Meter tiefer als der Träger.
    Â»Eine nach der anderen. Sie zuerst, Katrin. Langsam, ich fange Sie auf.« Katrin, deren Knie zitterten, sprang und landete wie ein Sack im Boot. Nun war Maria an der Reihe. Katrin versuchte zu helfen, bewegte dabei das Boot, und Maria verlor den Halt, schrie auf und fiel ins Wasser.
    Â»Was ist da los?« rief jemand vom Land her.
    Clark kümmerte sich nicht darum, packte Maria an den Händen und zog sie an Bord. Sie bekam vor Kälte kaum Luft, aber das konnte Clark nicht ändern. Als er den Elektromotor einschaltete und aufs Meer hinaussteuerte,

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