Der Kardinal im Kreml
mit seinem Hubschrauber noch näher herangehen würde, ehe er auf die verhaÃten Afghanen schoÃ. Und so kam es. Als der Hind nur noch tausend Meter entfernt war, holte der Bogenschütze tief Luft, stellte die Flugbahnüberhöhung ein und flüsterte ein kurzes Rachegebet. Der Abzug betätigte sich fast wie von selbst.
Die Lafette bäumte sich in seinen Händen auf, als die Stinger im Bogen ausgestoÃen wurde und dann ihre Flugbahn zum Ziel erreichte. Trotz der Schleppe aus fast unsichtbarem Rauch konnten die scharfen Augen des Bogenschützen sie verfolgen. Der Lenkflugkörper fuhr die Steuerflügel aus, und diese bewegten sich dann auf Befehl des Computerhirns, einem briefmarkengroÃen Mikrochip, um Bruchteile eines Millimeters. Oben in der kreisenden An-26 sah ein Beobachter die winzige Wolke und griff nach dem Mikrophon, um eine Warnung weiterzugeben, doch seine Hand hatte das Instrument kaum berührt, als die Rakete schon traf.
Die Stinger prallte direkt gegen eines der Triebwerke des Hubschraubers und explodierte. Die Antriebswelle des Heckrotors war gebrochen, und der Hind begann sich heftig nach links zu drehen, als der Pilot versuchte, ihn mit dem Auftrieb des Hauptrotors zu landen. Inzwischen rief der Bordschütze schrill über Funk um Hilfe. Der Pilot brachte das Triebwerk auf Leerlaufdrehzahlen und den Steuerknüppel in Normalstellung, heftete den Blick auf ein ebenes Gelände von der GröÃe eines Tennisplatzes, legte
dann alle Schalter auf Null und aktivierte die Bordlöschsysteme.
Der Bogenschütze sah den Mi-24 mit der Nase zuerst hundertfünfzig Meter unter seinem hochliegenden Platz auf einen Felsvorsprung aufschlagen. Zu seiner Ãberraschung fing die Maschine beim Auseinanderbrechen nicht Feuer. Der Hubschrauber überschlug sich und kam dann auf der Seite liegend zur Ruhe. Der Bogenschütze hastete bergab, dicht gefolgt von Abdul.
Der Pilot hing kopfunter und kämpfte mit den Gurten. Er hatte Schmerzen, doch das bewies, daà er am Leben war. Das neue Modell dieses Hubschraubers hatte verbesserte Sicherheitseinrichtungen, die ihn in Verbindung mit seinem Geschick den Absturz hatten überleben lassen. Weniger Glück hatte sein Bordschütze gehabt; der Mann hing reglos mit gebrochenem Genick, die Hände schlaff zum Boden ausgestreckt. Der Sitz des Piloten war verbogen, und die gekrümmten Metallstreben des zersplitterten Kanzeldaches bildeten nun ein Gefängnis für ihn. Die Notöffnung war verklemmt, die Sprengbolzen wollten nicht zünden. Er nahm die Pistole aus dem Schulterhalfter und begann die Streben des Metallrahmens eine nach der anderen zu durchschieÃen. Dabei fragte er sich, ob die An-26 den Notruf empfangen hatte und ob der Rettungshubschrauber schon unterwegs war. Sein Notfunkgerät steckte in einer Hosentasche; dieses würde er benutzen, sobald er in sicherer Entfernung von seinem zerschmetterten Vogel war. Der Pilot zerschnitt sich beim Auseinanderbiegen des Metalls die Hände, aber er schuf sich schlieÃlich einen Fluchtweg. Er löste die Gurtschlösser und kletterte aus der Maschine.
Sein linkes Bein war gebrochen. Das zackige Ende eines weiÃen Knochens ragte aus der Kombination; obwohl er wegen der Schockeinwirkung noch kaum Schmerz empfand, entsetzte ihn der Anblick der Verletzung. Er steckte seine leergeschossene Pistole ins Halfter und nahm sich eine lose Metallstange als Krücke. Er muÃte weg. Er humpelte zum anderen Ende des Felsvorsprungs und sah einen Pfad, auf dem er sich gerade bergab wenden wollte, als er
etwas hörte und sich umdrehte. Im Nu wurde aus Hoffnung Horror, und der Pilot erkannte, daà der Feuertod ein Segen gewesen wäre.
Der Bogenschütze pries Allah und zog den Dolch aus der Scheide.
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Viel kann nicht von ihr übrig sein, dachte Ryan. Der Rumpf war gröÃtenteils intakt â zumindest an der Oberfläche â, aber die grobe Arbeit der SchweiÃer war so auffällig wie die Nähte im Gesicht von Frankensteins Monster. Ein treffender Vergleich: Der Mensch erschuf diese Dinge, die ihre Schöpfer dann binnen einer Stunde zu vernichten in der Lage waren.
»Erstaunlich, wie groà sie von auÃen aussehen . . .«
»Und wie eng sie innen sind?« fragte Marko nachdenklich. Es war noch nicht so lange her, daà Kapitän Marko Ramius von der Rotbannerflotte sein Boot in dieses Trokkendock gesteuert hatte.
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