Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
Vom Netzwerk:
England eingeflogen?«
    Â»Nein, ich habe einen neuen Job.«
    Â»Können Sie mir verraten, was Sie machen?« fragte Marko.
    Â»Es geht um Rüstungskontrolle. Ich soll die nachrichtendienstliche Gruppe unseres Verhandlungsteams koordinieren. Im Januar fliegen wir.«
    Â»Nach Moskau?«
    Â»Ja, zu Vorverhandlungen. Und was tun Sie?«
    Â»Ich arbeite auf den Bahamas bei AUTEC. Viel Sonne und Sand. Bin ich nicht schön braun?« Ramius grinste. »Alle zwei, drei Monate fliege ich nach Washington. Wir arbeiten an einem neuen Geräuschdämpfungsprojekt.« Wieder ein Lächeln. »Streng geheim.«

    Â»Großartig! Dann müssen Sie mich zu Hause besuchen. Ich bin Ihnen noch eine Einladung schuldig.« Jack reichte ihm eine Karte. »Rufen Sie mich ein paar Tage vor Ihrer Ankunft an; das mit der Agency regele ich dann.« Ramius und seine Offiziere standen unter striktem Schutz der CIA. Was Ryan am meisten verblüffte, war die Tatsache, daß ihre Story nicht durchgesickert war. Die Medien hatten nichts erfahren, und auch die Russen kannten das Schicksal ihres Raketen-U-Bootes Roter Oktober vermutlich nicht.
    Ryans Trauer um das Boot wurde von dem Gedanken an seinen Verwendungszweck gemäßigt. Er entsann sich seiner eigenen Reaktion damals vor einem knappen Jahr im Raketenraum des Unterseebootes, als er den scheußlichen Dingern so nahe gewesen war. Jack akzeptierte die Tatsache, daß Kernwaffen den Frieden wahrten – sofern die Zustände, die auf der Welt herrschten, überhaupt als Frieden bezeichnet werden konnten –, doch wie die meisten Menschen, die sich über dieses Thema Gedanken machten, wünschte er sich einen besseren Weg. Immerhin: ein Unterseeboot weniger, sechsundzwanzig Interkontinentalraketen weniger, einhundertzweiundachtzig Kernsprengköpfe weniger. Statistisch gesehen nicht viel.
    Aber wenigstens etwas.
    Â 
    Zehntausend Meilen entfernt und zweitausendvierhundert Meter überm Meeresspiegel stellte ein für die Jahreszeit atypisches Wetter ein Problem dar. In der Tadschikischen Sowjetrepublik kam der Wind von Süden und trug noch immer Feuchtigkeit vom Indischen Ozean mit sich, die sich als unangenehm kalter Nieselregen niederschlug. Bald kam der richtige Winter, hier immer früh und gewöhnlich auf den Fersen des brennend heißen, luftlosen Sommers.
    Die Arbeiter waren überwiegend junge, eifrige Mitglieder der Jugendorganisation Komsomol; sie waren hierhergebracht worden, um bei der Fertigstellung eines 1983 begonnenen Projekts zu helfen. Einer von ihnen, ein Doktorand von der Staatsuniversität Moskau, rieb sich den Regen aus den Augen und reckte sich, um ein Ziehen im
Rücken loszuwerden. So setzt man doch keinen vielversprechenden jungen Naturwissenschaftler ein, dachte Morosow. Anstatt mit diesem Theodoliten herumzuspielen, könnte er in seinem Laboratorium Laser bauen, aber er wollte erstens die Vollmitgliedschaft der KPdSU erlangen und zweitens um den Wehrdienst herumkommen. Die Zurückstellung wegen des Studiums und die Arbeit beim Komsomol hatten da schon viel geholfen.
    Â»Nun?« Morosow drehte sich um und sah einen der Projektingenieure, einen Mann vom Tiefbau, der sich als jemand bezeichnete, der etwas von Beton verstand.
    Â»Ich lese die Position als korrekt ab, Genosse Ingenieur.«
    Der ältere Mann beugte sich vor und schaute durch das Fernrohr. »Stimmt. Und das wäre Gott sei Dank auch die letzte.« Beide fuhren beim Donner einer fernen Explosion zusammen. Pioniere der Roten Armee sprengten wieder einmal außerhalb der Einzäunung eine Felsnase weg. Man braucht kein Soldat zu sein, um zu merken, was sich hier tut, dachte Morosow.
    Â»Sie gehen geschickt mit optischen Instrumenten um. Wollen Sie vielleicht auch einmal Bauingenieur werden?«
    Â»Nein, Genosse. Ich studiere Hochenergiephysik und befasse mich vorwiegend mit Lasern.«
    Der Mann grunzte und schüttelte den Kopf. »Dann kommen Sie womöglich an diesen gottverlassenen Ort zurück.«
    Â»Ist dies etwa –«
    Â»Von mir haben Sie nichts gehört«, sagte der Tiefbauingenieur mit fester Stimme.
    Â»Ich verstehe«, erwiderte Morosow leise. »Ich hab’ auch schon so etwas vermutet.«
    Â»Und ich würde diese Vermutung für mich behalten«, meinte der andere und wandte sich ab.
    Â»Muß ein guter Platz für astronomische Beobachtungen sein«, bemerkte

Weitere Kostenlose Bücher