Der Kardinal im Kreml
Meter vor ihnen traf sich der Anführer an der vereinbarten Stelle mit dem Major der afghanischen Armee. Sie umarmten sich und priesen Allah. Der verlorene Sohn war in den Schoà des Islam zurückgekehrt. Wie der Major berichtete, standen zwei seiner Kompanieführer wie geplant zu ihm, doch der Führer der 3. Kompanie blieb den Sowjets ergeben. Ein Feldwebel, der sein Vertrauen hatte, sollte den Offizier in wenigen Minuten töten und damit den Sektor für den Rückzug freimachen. Ringsum warteten Männer im eisigen Wind. Wenn der Feldwebel seinen Auftrag erfüllt hatte, sollte er eine Leuchtpatrone abschieÃen.
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Der sowjetische Hauptmann und der afghanische Leutnant waren Freunde, eine Tatsache, die sie beide in besinnlichen Augenblicken erstaunlich fanden. Nützlich gewesen war das Bemühen des sowjetischen Offiziers, die Sitten der Einheimischen zu respektieren, und die Ãberzeugung seines afghanischen Kameraden, daà dem Marxismus-Leninismus die Zukunft gehörte.
Gemeinsam schauten die beiden Männer auf die Karte und legten die Streifen für die nächste Woche fest. In der Umgebung muÃte regelmäÃig patrouilliert werden, damit sich die mudschaheddin, diese Banditen, fernhielten. Heute hatte die 2. Kompanie Streifendienst.
Ein Feldwebel betrat mit einer Nachricht den Befehlsbunker. Nichts an seiner Miene verriet die Ãberraschung, die er empfand, als er anstelle eines Offiziers zwei vorfand. Mit der linken Hand reichte er dem afghanischen Leutnant den Umschlag. Seine Rechte hielt den Griff eines Dolches, dessen Klinge unter dem weiten Ãrmel seines Uniformrocks versteckt war. Er bemühte sich, ausdruckslos zu bleiben, als der russische Hauptmann ihn anstarrte, und konzentrierte sich auf den Offizier, den er zu töten hatte. SchlieÃlich wandte sich der Russe ab und schaute aus der SchieÃscharte des Bunkers. Wie auf ein Stichwort hin warf
der afghanische Offizier die Nachricht auf den Kartentisch und begann seine Antwort zu formulieren.
Der Russe drehte sich abrupt um. Irgend etwas hatte ihn alarmiert. Er sah, wie der Feldwebel ruckartig den Arm hob und die Hand auf die Kehle seines Freundes zubewegte. Der sowjetische Hauptmann hechtete nach seinem Gewehr, der Leutnant wich zurück, um dem ersten Stoà auszuweichen, was ihm nur gelang, weil der Dolch des Feldwebels in seinem zu langen Rockärmel hängenblieb. Fluchend befreite er ihn und griff an, schlitzte seinem Opfer den Bauch auf. Der Leutnant schrie laut, schaffte es aber, das Handgelenk des Feldwebels zu packen, ehe die Klinge lebenswichtige Organe erreichte. Inzwischen hatte der Russe sein Gewehr entsichert und drückte nun ab, feuerte zehn Kugeln in die Seite des Attentäters. Der Feldwebel brach lautlos zusammen. Der Leutnant schlug sich eine blutige Hand vor die Augen. Der Hauptmann gab Alarm.
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Das unverwechselbare metallische Rattern der Kalaschnikow drang vierhundert Meter weit bis zu der Stelle, an der die mudschaheddin warteten. Jedem fuhr ein Gedanke durch den Kopf: Der Plan war verraten. Zum Unglück hatte man keinen Alternativplan. Links von ihnen wurden die Stellungen der 3. Kompanie plötzlich von Mündungsfeuer erhellt. Die Soldaten feuerten ins Leere â dort waren nämlich keine Guerillas â, aber der Lärm muÃte die dreihundert Meter weiter liegenden Russen alarmieren. Der Anführer befahl trotzdem den Angriff, den fast zweihundert afghanische Ãberläufer unterstützten. Die Verstärkung war nicht so ausschlaggebend, wie man hätte erwarten sollen. Diese neuen mudschaheddin hatten auÃer ein paar MGs keine schweren Waffen, und der einzige Mörser der Aufständischen wurde zu langsam in Stellung gebracht.
Der Bogenschütze fluchte, als er in drei Kilometer Entfernung auf dem Flugplatz Lichter aufflammen sah, gefolgt von zuckenden Punkten: Flugzeugbesatzungen, die zu ihren Maschinen hasteten. Einen Augenblick später machten Leuchtbomben an Fallschirmen die Nacht zum Tage. Im
steifen Südostwind trieben sie zwar rasch ab, aber es tauchten immer neue auf. Nun blieb ihm nichts anderes übrig, als sein AbschuÃgerät zu aktivieren. Er sah die Hubschrauber... und ein Transportflugzeug An-26. Mit der linken Hand hob der Bogenschütze das Fernglas und sah den zweimotorigen Hochdecker dahocken wie ein schlafender Vogel in einem ungeschützten Nest. Auch auf die An-26 rannten mehrere Männer zu. Nun
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