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Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
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Leistungsverlust an Backbord ausgelöste Gieren nach links auszugleichen, und drückte die Nase nach unten. Das war eine gefährliche Maßnahme, aber er mußte Fahrt gegen Höhe abwägen und kam zu dem Schluß, daß Fahrt nun am wichtigsten war. Der Bordingenieur meldete einen leckgeschlagenen linken Treibstofftank. Nicht so tragisch, es waren ja nur hundert Kilometer bis Kabul. Was dann kam, war schlimmer:
    Â»Feueralarm von eins!«
    Â»Notaus!«
    Â»Schon geschehen.«
    Der Pilot widerstand der Versuchung, sich umzudrehen. Er flog nun nur noch hundert Meter überm Boden, und nichts durfte seine Konzentration beeinträchtigen. Am Rande seines Gesichtsfeldes flammte etwas orange auf, aber er kümmerte sich nicht darum, schaute von Fahrt- und Höhenmesser zum Horizont und wieder zurück.
    Â»Wir verlieren Höhe«, meldete der Kopilot.
    Â»Landeklappen plus zehn Grad«, befahl der Pilot, der meinte, nun genug Fahrt für dieses riskante Manöver zu machen. Der Kopilot stellte die Landeklappen weiter an und weihte so die Maschine und ihre Insassen dem Untergang.

    Die Explosion des Raketensprengkopfes hatte die Hydraulikleitungen zu den linken Landeklappen beschädigt. Der zum weiteren Anstellen der Klappen erforderliche höhere Hydraulikdruck brachte beide Leitungen zum Platzen, und die Klappen am linken Flügel gingen ohne Warnung in Nullstellung. Der jähe Auftriebsverlust auf der linken Seite warf die Maschine beinahe in eine Rolle, doch der Pilot fing sie ab. Inzwischen gingen zu viele Dinge auf einmal schief. Das Flugzeug begann zu sinken, und der Pilot brüllte nach mehr Leistung, obwohl er wußte, daß das rechte Triebwerk schon seine Höchstleistung abgab. Das Flugzeug sank zu rasch; er erkannte, daß er landen mußte. Im letzten Augenblick schaltete der Pilot die Landescheinwerfer ein und suchte nach einer ebenen Steile, sah aber nur Felsblöcke. Mit der letzten Steuermöglichkeit, die er noch hatte, hielt er mit seinem abstürzenden Vogel auf eine Lücke zwischen den beiden größten zu. Eine Sekunde vor dem Aufprall stieß er eine Verwünschung aus – keinen Schrei der Verzweiflung, sondern einen der Wut.
    Â 
    Einen Augenblick lang glaubte der Bogenschütze, die Antonow könne entkommen. Der Explosionsblitz der Rakete war unverkennbar gewesen, aber dann passierte mehrere Sekunden lang nichts. Kurz darauf aber wurde der Flammenschweif sichtbar, der ihm sagte, daß sein Ziel tödlich getroffen war. Dreißig Sekunden später gab es rund zehn Kilometer entfernt am Boden eine Explosion. Bei Tagesanbruch würde er sich sein Werk betrachten können. Nun aber hörte er das Rattern und Heulen eines Hubschraubers über sich und fuhr herum. Abdul hatte bereits das benutzte Startrohr weggeworfen und befestigte nun mit einer Geschwindigkeit, auf die ein Berufssoldat hätte stolz sein können, das Such- und Steuergerät an einem neuen. Der Bogenschütze nahm die nun feuerbereite Waffe entgegen und suchte den Himmel nach einem neuen Ziel ab.
    Er wußte nicht, daß der Angriff auf Ghazni zusammenbrach. Der sowjetische Kommandeur hatte augenblicklich
auf das Feuer reagiert – die 3. Kompanie der afghanischen Armee schoß noch immer blindlings ins Leere – und seine Männer innerhalb zweier hektischer Minuten in Stellung gebracht. Den Afghanen stand nun ein voll alarmiertes Bataillon regulärer Soldaten gegenüber, unterstützt von schweren Waffen und geschützt von Bunkern. Vernichtendes MG-Feuer brachte den Angriff zweihundert Meter vor den sowjetischen Stellungen zum Stehen. Der Anführer der mudschaheddin und der übergelaufene Major versuchten, ihn durch ihr persönliches Beispiel wieder in Schwung zu bringen. Wilde Schlachtrufe hallten durch die Reihen, doch der Anführer stand direkt in der Bahn von Leuchtspurgeschossen, die ihn fast eine Sekunde lang festzunageln schienen, ehe er wie ein Spielzeug beiseite geschleudert wurde. Und wie es bei derartigen Truppen gemeinhin der Fall ist, brach der Tod des Anführers dem Angriff das Rückgrat. Die Nachricht verbreitete sich durch die Reihen, noch ehe die Einheitsführer den Funkspruch empfingen. Sofort lösten sich die mudschaheddin vom Feind und traten wahllos feuernd den Rückzug an. Der sowjetische Kommandeur verzichtete auf eine Verfolgung. Dazu hatte er seine Hubschrauber.
    Â 
    Der Bogenschütze

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