Der Katalysator
es ihnen in beiden Kriegen, im Geschäft zu bleiben. Die fünfziger Jahre brachten die Polyalkylen-Katalysatoren, und in den Siebzigern wurden die Katalysatoren zur Kohlehydrierung entwickelt, mit deren Hilfe das arabische Ölmonopol gebrochen werden konnte. Die neunziger Jahre schließlich schenkten uns den Katalysator zur Bodensalpeterisierung, durch den die Landwirtschaft revolutioniert wurde.“
„Und im Jahre 2006“, fügte Tom Oldham hinzu, „katalysierte Serane Trialin bei atmosphärischem Druck.“
„Tja, Tom, ich habe tatsächlich ein paar Ideen zu diesem Katalysator. Eines Tages werdet ihr vielleicht in der Lage sein, sie zu erproben. In seiner mechanischen Struktur muß der Katalysatorstoff zunächst einmal porös sein, übersät mit winzigen Löchern, Mikrokammern, wenn Sie so wollen. Die Harnstoffdämpfe werden in diesen Löchern gesammelt. Dort treffen sie auf das, was sie katalysiert – sie spalten Wasser ab und bilden Trialin.“
Die Luminex-Schirme an Wänden und Decke leuchteten auf, und man sah undeutlich Kleckse.
„Poröse Kieselsäure“, erklärte Serane. „Zahllose offene Zellen. Schauen Sie …“ Er vergrößerte das Bild auf der Vorderwand und projizierte es in einer scharfen 3D-Darstellung nach vorn. „Wie Sie sehen, ist jede Zelle wie ein winziger Autoklav, weil die Zellenöffnung so klein ist, daß sie den Inhalt mit Kapillar kraft festhält.
Wenn das Trialin entsteht, befindet sich genug Ammoniak in der Atmosphäre über dem Katalysator, um es abzulösen. Es wird durch den Abzug hinausgetragen und kann dann gekühlt, kondensiert und eingesammelt werden.
Offen gesagt, ich habe hier ein wenig gemogelt. Dies war zwar ein mikroskopischer Ausschnitt aus poröser Kieselsäure, aber es war ein industriell hergestelltes Silikagel, völlig anorganisch. Wir können es besser.“ Die Bilder verblaßten. Jetzt zeigte Serane eine Bleistiftskizze vergrößert auf der hinteren Wand. „Dies ist eine hypothetische Zelle einer hypothetischen biologischen Kieselsäure. Achten Sie bitte darauf, daß ich die Sauerstoffatome in der Wand dieser Zelle etwa auf der gleichen Ebene angeordnet habe. In dieser Anordnung zwingen sie die Aminogruppen, sich auf derselben Seite des Trialinringes zu bilden. Wenn der neue Katalysator wirklich funktioniert, dann müßte der Ertrag dadurch wesentlich erhöht werden, und das Trialin müßte biologisch aktiv sein. Etwa so.“ Er zeigte die Abschlußskizze, eine Strukturformel. Paul erkannte ein Trialinmolekül, aber es sah eigenartig aus. Die drei Aminogruppen ragten alle an derselben Seite aus dem hexatomischen Ring hervor.
„Dies könnten wir mit einer richtig aktivierten biologischen Kieselsäure erhalten“, sagte Serane, „und zwar zu Erträgen von neunzig bis fünfundneunzig Prozent.“
Einen Moment lang starrten alle voller Staunen auf die Formel.
Schließlich fragte Paul: „Was meinen Sie genau mit biologischer Kieselsäure?“
„Nun, sagen wir: Diatomit, Kieselgur …“
Paul hörte, wie sein Herz schneller schlug. „Wie wär’s mit einem Fossil, einem porösen Ammoniten?“
„Sie meinen Kieselsäure, die sich durch Mineralisation aus einem toten Schalentier gebildet hat?“
„Ja.“ Ich brauche das nicht zu tun, dachte er. Aber ich sehe, daß ich es tue.
„Aber so etwas ist kaum porös, oder?“
„Der Ammonit, von dem ich rede, ist porös. Anscheinend wurde er irgendwann in der Kreidezeit ans Ufer geschleudert, als er schon halb mineralisiert war. Durch das Austrocknen wurde er porös.“
„Ich würde große Hoffnungen darauf setzen“, meinte Serane. „Soll das heißen, daß Sie tatsächlich so ein Ding haben?“
„Ja.“
„Schön. Das wäre ein guter Anfang. Es wäre leicht und amorph. Soviel also zur Kieselsäure. Sie kann unser Katalysatorstoff sein. Jetzt werden wir sie anreichern müssen. Und vergessen Sie nicht, daß wir es mit einem biologischen Material zu tun haben. Da das Leben aus dem Meer kam, schlage ich vor, daß wir es zunächst mit einer Mischung von Oxyden versuchen, die etwa der Mineralanalyse von Seewasser entspricht.“
„Aber die Zusammensetzung von Seewasser hat sich im Laufe der Zeit geändert“, wandte Dr. Hahnbuch ein. „Wenn Paul einen Ammoniten aus der Kreidezeit findet, ist das Salz aus dem Seewasser unserer Zeit vielleicht nicht damit kompatibel.“
„Dann benötigen wir eben etwas, das genauso zusammengesetzt ist wie das Seewasser der Kreidezeit“, meinte Dr. Mukerjee.
„Der Körper
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